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00:00:00: Das heißt, die Casualness dieser Gewalt und das Unangekündigtsein dieser Gewalt, das ist eine komplett neue Qualität.
00:00:10: Ständig frage ich mich Dinge.
00:00:12: Tag ein, Tag aus.
00:00:13: Und will verstehen, wie dieses oder jenes funktioniert.
00:00:18: Egal, ob in Politik, Gesellschaft, Kultur oder Naturwissenschaft.
00:00:22: Es gibt so viel, was mich interessiert, was neu ist, was ich lernen kann.
00:00:26: Deswegen teilen hier bei alles muss raus Menschen ihre Perspektive, ihren Standpunkt, ihr Wissen, ihre Haltung.
00:00:34: Und in dieser Woche hat mich folgende Frage beschäftigt.
00:00:38: Machen uns Gewaltvideos im Internet eigentlich krank.
00:01:00: Was macht es eigentlich mit uns, dass Gewalt im Netz heute so beiläufig neben Kochezepten und Reisevlogs auftaucht?
00:01:06: Früher, späte neunziger, frühe Nullerjahre musste ich Gewalt suchen.
00:01:11: Rotten.com heimlich am Familienrechner oder Videokassetten wie Faces of Death aus der Videothek ab achzen.
00:01:18: Heute scroll ich über mein Handy und lande zwischen Latteart und Labcoffee plötzlich bei Attentaten und Kriegsaufnahmen bei sterbenden Zivilisten.
00:01:26: Ist das wirklich neu oder nur näher an uns herangerückt?
00:01:29: Verruhen wir oder stumpfen wir ab oder lernen wir nur andere Coping-Mechanismen, weil die Menge und die Beiläufigkeit explodiert sind.
00:01:37: Und noch was, können wir auf dem Screen überhaupt unterscheiden, ob etwas real ist oder perfekt inszeniert?
00:01:43: Was macht dieser dauernde Mix aus Fiktionfakten und Feeds mit Empathie, Angst und unserem Körper?
00:01:50: Stichwort Sekundäre Traumatisierung, Stichwort Algorithmus, der genau das nachlegt, was uns triggert.
00:01:55: Darüber spreche ich heute mit Jan van Treg.
00:01:57: Er ist Medienwissenschaftler, beobachtet seit Jahren, wie Internetkultur, Popkultur und reale Gewalt ineinandergreifen und bringt ein paar unbequeme, aber klärende Gedanken mit.
00:02:07: Wir reden über die Tiktokkisierung von Kriegsbildern über Hyperrealität, über Hass in Kommentaren und darüber, was hilft.
00:02:15: Medienbildung, Selbstbeobachtung, Grenzen ziehen.
00:02:19: Das ist keine Moralfingerfolge, das ist einfach ein Versuch, klarer zu sehen, was wir uns jeden Tag in die Hosentasche laden.
00:02:28: Redaktionsschluss für die heutige Folge war Mittwoch, der siebzehnte September, zwei Tausendfünfundzwanzig um achtzehn Uhr dreißig.
00:02:40: Ich will gleich mit der Frage der Folger einsteigen und zwar wenn man früher und früher meint die späten Neunziger die frühen Nullerjahre Gewalt.
00:02:51: sehen wollte, wollte, die betonen liegt auf wollte.
00:02:54: Im Internet ist man auf rotten.com gegangen.
00:02:56: Ich erinnere mich ja.
00:02:57: Und hat sich dort meistens zu Hause am älterlichen Computer mit seinen Freunden oder Freundinnen grausame Videos von Tod anguckt.
00:03:04: Wenn das nicht gereicht hat, gab's auch noch die verrückten VHS-Freunde, die so was wie Faces of Death hatten in ihrer Splatter-Filmsammlung.
00:03:12: Dort gab es legendärerweise wohl echte Tote, die man sich angucken konnte.
00:03:16: Das wurde verkauft.
00:03:17: Das war aber die einzige Berührung, die man ... eigentlich zu Gewalt hatte.
00:03:22: Heute sind wir live dabei, wenn Charlie Kirk erschossen wird, wenn eine Ukraine erstochen wird, wenn Kinder und Zivilisten in Gaza sterben.
00:03:30: Was macht das mit uns, dass der Zugang zu gewalthaltigen Videos so leicht ist?
00:03:39: Ich würde jetzt mal grundsätzlich widersprechen, dass das früher in irgendeiner Form anders war.
00:03:48: Ich lasse jetzt hier richtig den Medienwissenschaftler raushängen.
00:03:51: Die Frage ist also, was siehst du als Konsument?
00:03:55: Also du hast ein Screen auf, Fernseher, Monitor, was auch immer, und du siehst auf diesem Screen Gewaltdarstellung.
00:04:04: Und schon in den späten Neunzigern, Achtzigern, die VHS-Zeiten oder so.
00:04:09: Gab es, daran mögen sich manche noch erinnern, in so Videotheken, diese ab achtzehn Bereiche, wo Pornos gab, aber auch z.B.
00:04:16: sehr harte Splatter-Horror-Filme, womit sehr viel Special Effects auch wirklich supergrausame Dinge gemacht wurden.
00:04:24: Vielleicht erinnern sich noch manche an Jörg Butt gereilt oder so.
00:04:28: Großer Fan, großer Fan.
00:04:29: Tilo
00:04:30: zeigt gerade auf sich selbst.
00:04:31: So, und jetzt ist die Frage, kann ich das in irgendeiner Form unterscheiden von ... Und ich mache jetzt so diese Airquotes, diese Anführungszeichen mit den Fingern von echter Gewalt.
00:04:42: Wenn ich nur auf der Seite des Bildschirms bin, kann ich das eigentlich beim Anschauen nicht.
00:04:49: Das heißt also das, was ich da gesehen habe, und ich glaube, wir haben das Video alle leider sehen müssen, dieses Charlie Kirk Video, dann das kann genauso gut irgendwie ein Special Effects Film sein oder inzwischen KI generiert.
00:05:01: Und ich glaube, das ist etwas, was man sehr unterschätzt.
00:05:04: Als sie tatsächlich, ob etwas real ist oder nicht, was uns medial präsentiert wird, kommt eigentlich nur dadurch zustande, dass es irgendein Paratext gibt, als dass irgendjemand sagt, Achtung, das ist jetzt real, das ist jetzt kein Horrorfilm.
00:05:16: Das heißt, also hätte ich die nicht, dann würde ich ganz einfach dastehen und sagen, ja, das ist eine Gewaltdarstellung, ich weiß aber jetzt nicht, ist das was Fiktives oder nicht, dann bin ich ganz einfach hilflos.
00:05:26: Aber es geht mir ja eigentlich bei der Frage auch um die Menge.
00:05:29: Also früher bin ich in die Videothek gegangen, hab mein Schülerausweis gefälscht, um mir branded auszuleihen.
00:05:33: Um den dann zu gucken.
00:05:35: So, heute guck ich irgendwie Kochezepte, Kind stirbt in Gaza, danach eine Frau, die sagt, was sie an ihrem Nachmittag in Berlin im Lab Koffee erlebt, dann Charlie Kirk.
00:05:46: Also, das ist ja eine, also mir erscheint es so, als wenn die Menge an Gewalt und die Beiläufigkeit an Gewalt viel größer ist.
00:05:52: Und das muss doch irgendwas bei Menschen auslösen.
00:05:55: Das macht auch durchaus was.
00:05:56: Das ist ein ganz wichtiger Punkt, den du hast.
00:05:58: Also das, was du beschrieben hast, ist ja so eine typische TikTok-Situation.
00:06:02: Also scrollen und was weiß ich?
00:06:03: Erst Kochrezepte, dann irgendwie harte Gewalt, von der ich, wie gesagt, nicht weiß, ist jetzt KI generiert oder nicht oder sonstiges.
00:06:10: Und dann wieder Kochrezepte, danach tanzen, dann wieder irgendwas ganz fürchterliches.
00:06:14: Das ist wirklich ein richtiger Unterschied, weil es nämlich in der Zeit davor ... Begrenzungen der Gewalt gab, egal ob sie fiktiv oder real war.
00:06:22: Also wie gesagt, bei der Videothek, es gab den ab achtzehn Bereich.
00:06:25: Das heißt, du musst es irgendeinen Ausweis fälschen oder so, wenn du unter achtzehn rein wolltest.
00:06:29: Das gibt es ja auch noch so ein bisschen beim Fernsehen, dass man sagt, Achtung, diese Sendung ist ab sechzehn, diese Sendung ist ab achtzehn oder so.
00:06:35: Das stimmt, da hast du völlig recht.
00:06:36: Das ist in Zeiten von TikTok komplett anders, weil es ist technisch annähernd unmöglich, das rauszufiltern.
00:06:44: So, und das kommt ganz einfach.
00:06:47: Das heißt sozusagen die Decasualness dieser Gewalt und das Unangekündigtsein dieser Gewalt.
00:06:53: Das ist eine komplett neue Qualität.
00:06:57: In der Frage der Menge weiß ich nicht.
00:07:00: Also müsste man wirklich untersuchen.
00:07:03: Hängt natürlich auch sehr von deinem eigenen Feed-up.
00:07:06: Also wir alle trainieren ja unsere Algorithmen selbst.
00:07:09: Und es kann also sein, dass Thermomix Tanya, sorry an alle Thermomix-Besitzer, innen eventuell nie Gewalt in ihrem TikTok Feed zu sehen kriegt, während du, der du ja nun als Journalist und auch in Krisensituationen sonstiges, während du relativ viel kriegst.
00:07:25: Und ich tatsächlich ja auch gelernt habe, damit umzugehen, beziehungsweise Coping-Mechanismen entwickelt habe, die es mir möglich machen mit Gewalt von Situationen schlecht oder recht manchmal.
00:07:34: mich auseinanderzusetzen.
00:07:35: Ich frag mich aber wirklich, was macht das mit meinen Nachbarn?
00:07:38: Es ist ja auch so, oder meinen Freunden, die ganz normale Berufe haben, die eben nicht diese Gewalt kennen und wissen, wie so gewaltvoll ein Kriegsgebiet sein kann, die aber auch nicht wissen, dass in Krisen und Kriegsgebieten auch Frieden herrschen kann, dass dort auch Situationen, also die Normalität stark ist, dass zum Beispiel die Situation in Gaza nicht allgegenwärtig grausam ist, sondern dass es da Ruhe gibt, dass es Momente der Besinnung auch geben kann.
00:08:02: Und das fehlt ja den Leuten, wenn sie diesen Kontextlos diese Gewalt sehen.
00:08:05: Also deswegen wieder zum Eingang zurück.
00:08:07: Was macht es mit den Leuten?
00:08:08: Macht es überhaupt was mit den Leuten?
00:08:09: Ja, es macht schon was mit den Leuten, aber es gibt so... Es gibt so Kurzschlüsse.
00:08:15: Also so... Ich schließe jetzt einen sehr, sehr, sehr kurzen, gedanklichen Schluss.
00:08:20: Und der wäre zum Beispiel, ja, wenn ich mir permanent Gewaltdarstellung reinziehe, dann werde ich gewalttätig oder dann singt meine Schwelle.
00:08:28: Spannenderweise habe ich jetzt gestern ein schriftliches kurzes Interview für die Tagesschau gegeben, wo auch ganz, wo man merkte, da wollten die drauf hin.
00:08:36: Also sie wollten so, der Antäter von Charlie Kirk, Gaming-Memes...
00:08:40: Nicht schon wieder.
00:08:41: Ich bekomme ja aus dem Gaming-Journalismus.
00:08:43: Ich kann diese Debatte nicht mehr hören.
00:08:45: Die ist total nervtötend und die ist, also in der Fachpresse ist die ja bekannt, als die Killer-Spieldebatte.
00:08:51: Und das Ganze wurde natürlich debankt.
00:08:54: Das heißt, das, was man sagen kann, Menschen, die eine Prädisposition zur Gewalt haben, natürlich suchen die sich gewalttätige Inhalte.
00:09:03: Aber Menschen, die keine Prädisposition zur Gewalt haben, die werden zum Beispiel durch die berühmten Killerspiele oder durch Gewaltdarstellungen, zumindest nicht nachweisbar Gewalttätiger.
00:09:15: Der große Unterschied mag ganz einfach sein, oder das ist eine reine Vermutung von mir, dass In dem Moment, wo ich diese ganzen Gewaltdarstellungen habe, dass ich ... Nicht dass ich es einfacher verpacke.
00:09:30: Du sprichst von Coping-Mechanismen.
00:09:32: Du warst aber in Krisengebieten.
00:09:34: Und du weißt auch ganz genau, ein realer Angriff, eine Kuge, die irgendwo vorbeifliegt, eine reale Situation, die fühlt sich anders an.
00:09:45: Also, das ist eine körperliche ... Das riecht anders.
00:09:49: Schießpulver, Staub.
00:09:52: und solche Dinge.
00:09:53: Das ist was komplett anderes, als das auf einem Screen zu sehen.
00:09:57: Also, ich glaube, in dem Moment, wo diese Menschen dann eine wirkliche reale Gewalt erleben, merken sie dann, aufgrund der Situation ist was ganz anderes.
00:10:03: Also, zum Beispiel die Leute, die im Publikum sitzen beim Charlie-Kirk-Attentat.
00:10:07: Die merken jetzt um mich herum Panik und so.
00:10:09: Ich sitze jetzt nicht mehr zu Hause.
00:10:11: Das, was vielleicht passieren kann, ist so ein Hyperrealitäts-Effekt.
00:10:16: Es gibt so ein ... Es gibt eine Theoretiker Jean Baudrillard, der hat das mal beschrieben, dass wir eventuell durch die große, große Menge der medialen Berichterstattung über alles, und auch der Fiktionalität, eventuell gar nicht mehr unterscheiden können, was denn überhaupt real ist und was nicht.
00:10:33: Also das alles, es wird sozusagen alles zu einer hyperrealen Oberfläche auf dem Bildschirm.
00:10:38: Wie gesagt, das hat jetzt nichts mit deiner Situation zu tun, dass du, wenn du in Gaza ... in der Situation bist, dass auch riechst und spürst und der Staub legt sich auf deine Lippen.
00:10:47: Das ist wiederum was ganz anderes.
00:10:49: Aber für Otto-Normal-Verbraucher auf dieser Seite des Bildschirms ist es ganz einfach nur ein weiterer Gewaltakt.
00:10:56: und dann ist die Frage, wie wird der geframed?
00:10:59: Also durch Paratexte, durch den Nachrichtensprecher, der sagt, das war jetzt die Ermordung von Charlie Kirk oder das ist nur eine Szene aus einem gut KI-generierten Computerspiel.
00:11:10: Ist das, was du gerade beschreibst, eigentlich diese Hyperrealität?
00:11:13: Ist das ein anderes Wort, ein wissenschaftliches Wort für Verrohung?
00:11:18: Nee.
00:11:19: Wenn alles sozusagen eine, wenn Alltag und Medienkonsum zu einer Realität wird und nicht mehr differenziert wird, also deswegen die Frage Verrohung, Fragezeichen?
00:11:30: Verrohung könnte eventuell ein Effekt sein.
00:11:34: Ich hänge mich jetzt aber nicht so weit raus, dass ich sage, das ist der Effekt.
00:11:38: Also... Die Frage ist, ist das für mich noch unterscheidbar?
00:11:43: Es gibt ein paar spannende Sachen, die ich jetzt in den letzten Tagen erlebt habe.
00:11:47: Wir haben jetzt gerade eine Podcastfolge aufgenommen zu Nepal.
00:11:49: Ich weiß nicht, ob du in diesem Nepal-Thema drin bist.
00:11:51: Genau, erste Discord-Wahl.
00:11:53: Erste
00:11:53: Discord-Wahl sozusagen.
00:11:55: Die Jugend steht auf wegen Social-Media-Verbot und entsorgt die Regierung und solche Sachen.
00:12:00: Weiter, da kann ich ganz organisch an der Stelle sagen, alle Patreons bekommen ja jede Woche Auslandsnachrichten, serviert unter anderem auch die Nepal-Situation.
00:12:07: Haben wir am Montag diese Woche gemeinsam geklappt, was ist da los, was ist da passiert, kann man sich anhören.
00:12:13: Okay, also jetzt dann nehme ich nur die Oberfläche mit, die uns interessiert hat.
00:12:17: Wie gesagt, in meinem Podcast mache ich das ja sehr, sozusagen sehr techlastig und sehr internetlastig.
00:12:22: Da sind also junge Menschen auf der Straße, die ganz real gegen die Regierung rebellieren.
00:12:28: Das ist also eine reale Situation.
00:12:30: Aber das, was da rebelliert, ist die Gen Zee.
00:12:33: Und an den Bildern, die man sieht, sind Dinge seltsam, die man so vielleicht in der Art und Weise noch nicht gesehen hat.
00:12:40: Also gutes Beispiel.
00:12:41: in Indonesien, wo sowas im Moment auch passiert, und auch in Nepal wird als Zeichen des Protestes die One Piece Piratenflugge gehisst.
00:12:50: Also das ist aus einem Manga.
00:12:53: Das heißt also, das ist sozusagen kein reales politisches Symbol mehr, sondern man nimmt irgendwas Fiktives aus dieser Meme-Welt, die einen umgibt.
00:13:02: So, gleichzeitig diese ganzen Protestler machen da miemwürdige Dinge, also nachdem sie ein Haus angezündet haben, machen sie irgendein TikTok-Tanz.
00:13:11: oder einer wirft eine Train-Gasgranate zurück und macht dann diese Aura Farming-Bewegung, die dieser Junge auf dem Boot gemacht hat.
00:13:19: Das heißt, es scheint so zu sein, dass für Menschen, die so dermaßen in dieser Internetkultur drin sind, eben dieses fiktive, fiktionalisierte, diese Meme-Kultur jetzt auch in die Real-Kultur übergeht.
00:13:37: Die erste Idee ist, ich muss jetzt auch mal einen TikTok-Tanz machen.
00:13:42: selbst befruchtend wieder zurück, diese ganzen Sachen zu spielen, in die Kanäle umzuzeigen.
00:13:47: Ich mache den Tanz vor diesem Haus, damit es bei TikTok viele Views bekommt.
00:13:50: Zum
00:13:50: Beispiel.
00:13:51: Das
00:13:52: ist ja krass.
00:13:53: Genau.
00:13:55: Und nicht nur da.
00:13:58: Also, ähnliche Bilder gibt es auch schon aus dem Ukraine-Konflikt, dass einige so TikTok-Versatzstücke tanzen und solche Dinge.
00:14:06: Und das, glaub ich, dieser Hyper-Realitätseffekt.
00:14:10: Das, was wir ... Also die medial vermittelte Realität.
00:14:15: Und die kann eben fiktional sein.
00:14:17: Das kann Film sein oder sonstiges.
00:14:20: Oder das kann eine Realität sein, die Ermordung von Charlie Kirk.
00:14:23: Das ist für mich nicht mehr unterscheidbar.
00:14:25: Das ist sozusagen eine Soße, ein Brei, eine Kultur.
00:14:28: An der nehme ich teil und bei der mache ich mit.
00:14:31: Und dementsprechend mache ich auch einen kurzen Tiktok-Tanz, wenn ich gerade das Haus des Premierministers von Nepal abgefackelt habe.
00:14:36: Das geht alles so schnell.
00:14:37: Überleg mal, am Anfang des Ukrainekriegs war dann das MIM eine Briefmarke.
00:14:41: Da wurde eine Briefmarke rausgebracht, wo ein ukrainischer Bauernbehanzer mit seinem Traktorabfall wegzieht.
00:14:46: Und das war das Lustige.
00:14:47: Und jetzt sind es TikTok-Videos, also drei Jahre später.
00:14:50: Ja, ich hab einige Freunde, die sind bei Militär in verschiedenen Militäres auf der Welt.
00:14:55: Und von denen weiß ich, dass das Militär schon immer meme-lastig war.
00:14:59: Also für die historisch Interessierten, die amerikanischen Bomberpiloten haben damals schon irgendwelche Filmstars auf ihre Bombernasen gemalt.
00:15:07: Oder es gibt so einen Berühmten, den kann man auch finden, aus irgendeine Manöver der US Marines, da hat irgendeiner mit Kreide My Little Pony auf seinen Schützenpanzer gemalt.
00:15:18: Das heißt, ich glaube, in echten Kriegssituationen, und du bist da wahrscheinlich noch mehr Experte für als ich, weil du in noch mehr Konfliktsituationen warst, war das schon immer so, dass die Leute sich da Croping-Mechanismen suchen und dann ganz einfach die in der Kultur finden.
00:15:33: Also, weiß nicht, Full Metal Jacket, den Film kennen vielleicht viele, da fragt irgendwann mal einer, so ein Soldat, weshalb er denn ein Peace-Zeich, als Soldat ein Peace-Zeichen auf dem Helm hätte.
00:15:42: und dann sagt er, ja, das ist die Dualität des Menschen, ich will den Frieden, aber ich bin ein Soldat und so.
00:15:47: Also gutes Beispiel, da ist also jemand, das ist natürlich eine fiktive Darstellung, aber jemand, der in einem Krieg kämpft und um ihn herum ist aber diese Hippie-Kultur, die hat er von zu Hause mitgebracht, das Peace-Zeichen, das macht er sich auf seinen Helm, obwohl es komplett absurd ist.
00:16:00: Ist das, was wir bei TikTok bei Instagram sehen, diese Videos, würdest du sagen, das sind solche Symbole, so wie das Peace-Symbol?
00:16:06: Oder wie diese Bombernase?
00:16:08: Ist das einfach die moderne, einundzwanzig der Hundert digitale Version von all dem, was wir in der Vergangenheit erlebt haben?
00:16:13: Das ist die Kultur.
00:16:14: Also, die, was es sich in den Achtzigern hat, man sich vielleicht verständigt mit Filmzitaten.
00:16:21: Also, ne?
00:16:22: Hastalavista Baby, so, ne?
00:16:25: Terminator.
00:16:26: Das heißt, ich nehme mir ganz einfach ein Versatzstück aus einer Kultur, die mich umgibt.
00:16:31: Also in dem Fall dann der Terminator-Film.
00:16:34: Und ich benutze das dir gegenüber, weil ich weiß, du bist auch Teil dieser Kultur, du verstehst mich.
00:16:39: Würdest du dann sagen, umso mehr Videos es davon gibt im Internet gerade?
00:16:41: Umso mehr müssen wir kopen?
00:16:43: Also ist es auch wie so ein Anzeigetierchen, das sagt, okay, das Internet ist voller dieser Videos.
00:16:48: Das heißt, Sehr viele Menschen müssen gerade mit sehr vielen gewaltvollen Situationen einen Coping-Mechanismus entwickeln.
00:16:53: Deswegen laden sie diese Videos hoch.
00:16:54: Also kann man das so messen, so wie man z.B.
00:16:57: Silvester immer mehr Kokain im Abwasser messen kann.
00:16:59: Ich glaube, das wäre schön.
00:17:02: Auch da versucht man ja jetzt so ein Across the Board.
00:17:05: Das, was du, Herr, gerne hättest, so ein Across the Board-Antwort.
00:17:08: Das kann ich das für alle messen.
00:17:10: Das geht eben bei Social Media nicht, weil dein Feed so wahnsinnig unterschiedlich ist von meinem Feed.
00:17:15: Und auch die Menge der Videos zu messen, das ist schwierig.
00:17:18: Und ich tue mich auch ein bisschen schwer, dass ich sagen würde, das ist dann insgesamt so ein Coping-Mechanismus.
00:17:24: Also für die Leute in Nepal, die jetzt in der Stresssituation sind, dass sie gerade eine Train-Gaskarnate zurückwerfen müssen, kann das ein Coping-Mechanismus sein, dass die dann TikTok-Tänzchen machen?
00:17:33: Die Frage ist, wenn ich jetzt im sauberen und sicheren Deutschland, wenn ich nicht gerade in Berlin wohne, da ist ja nicht so sauber?
00:17:41: Na.
00:17:43: Ich bin Ex-Berliner Berlin und ich habe so eine Hate-Hate-Relationship.
00:17:47: Also ich bin Berlin-Berliner
00:17:49: und
00:17:49: ich habe hier so eine absolute Love-Love-Relationship.
00:17:55: So, also wenn ich das aber eben auf meinem Bildschirm sehe, ja dann, wie gesagt, das ist alles eine Soße für mich.
00:18:05: Wenn ich jetzt nicht gerade extrem drauf einsteige, das heißt, wenn ich jetzt nicht gerade mein Medienwissenschaftler Gehirn einschalte und mich dann bei jedem Video fragt, was ist das denn?
00:18:13: Muss ich da eventuell die Fakten checken?
00:18:15: Woher kommt das?
00:18:16: In welchem Zusammenhang?
00:18:17: Welche kulturellen Codes werden da verwendet?
00:18:20: Das macht ja keiner.
00:18:22: Tiktok.
00:18:23: Fünf Sekunden nächstes Video, das war's.
00:18:25: Und da frage ich auch nicht nach.
00:18:28: Da frage ich auch nicht mal mehr bei mir selber nach.
00:18:30: Ja, lustig.
00:18:32: Interessant.
00:18:33: Öde.
00:18:33: Als der Ukrainekrieg losging, das hatte ich in diesem Podcast erzählt, wurde ich von der Zeit gefragt für die Redakteurinnen und Redakteure so eine Art Briefing, wie man mit gewaltvollen Videos und Videoaufnahmen umgeht.
00:18:46: Und zwar Stichwort Sekundärtraumatisierung durch so was.
00:18:50: Das klingt bei dir, entweder habe ich dich nicht richtig verstanden, aber bis hierhin, wenn wir reden, klingt es so, als gäbe ist es gar nicht, diese Sekundärtraumatisierung.
00:18:56: Das ist einfach Alltag, das ist normal, so was guckt man, so was sieht man seit immer eigentlich schon.
00:19:01: Also, erstens Sekundärtraumatisierung gibt es.
00:19:04: So, Ende.
00:19:05: Das ist ein Ding.
00:19:06: Die Frage ist natürlich, ist das nicht unter anderem auch ein Generationending?
00:19:12: Also, wie alt waren die Leute, die du da in irgendeiner Form beraten solltest?
00:19:15: Von Gen Z bis kurz vor Rente.
00:19:17: Okay.
00:19:18: Also, ich glaube, das ist höchst individuell.
00:19:22: Also, manche Leute werden dadurch traumatisiert, manche Leute werden dadurch nicht traumatisiert.
00:19:26: Die Frage ist, aber wie kommt die zustande?
00:19:27: Vielleicht kommt die Erstzustande in dem Moment, wo jemand sagt, das ist ein echtes Video.
00:19:32: Wenn ich jetzt ein echtes Video zeige, in dem was, was sich so eine fürchterliche IS-Enthauptung stattfindet, und die sagt, das ist nur so ein Snuff-Horror-Film.
00:19:40: Das ist alles gut gemachte Special Effects.
00:19:42: Vielleicht würde dann bei dir keine Sekundärtraumatisierung eintreten.
00:19:46: Aber jetzt greif ich in die uralte Medientheorikiste.
00:19:50: Aristoteles von For... Also mehr als zweitausend Jahre her.
00:19:55: Der Cleverer Aristoteles hat mal so einen Satz gesagt, den ich jetzt auch immer wieder zitiere, bzw.
00:20:01: den zitiere ich jetzt total falsch, den Paraphrasier ich.
00:20:03: Der hat nämlich gesagt, wenn wir im realen Leben wilde Tiere und Leichen sehen, dann erschreckt uns das und berührt uns das.
00:20:10: Wenn wir das auf einer Vase dargestellt sehen, kann es uns durchaus erfreuen.
00:20:16: Die Idee damals bei Aristoteles war schon, dass es einen Unterschied gibt zwischen echter Gewalt Echter bedrohen und irgendwie medialisierter Darstellung dessen.
00:20:27: Und die einzige Möglichkeit, die ich er habe, da eine Beziehung zu aufzubauen, wenn ich irgendwie so ein Kram sehe, das ist mein Bildschirm, das ist mein Screen.
00:20:37: Und mein Screen sagt mir, du bist davon getrennt.
00:20:40: Das heißt, im Sinne von Aristoteles macht mein Screen aus fast jeder Gewaltdarstellung eventuell eine Vase, auf der ich mir das dann angucke und sage, Ist ja auch nur wie ein Horrorfilm, ist ja interessant.
00:20:51: Oh, was passiert denn da?
00:20:53: Ich will mal ganz kurz privat werden.
00:20:55: Ja.
00:20:55: Ich mache gerade, und die Höhre und die Höhre des Podcasts wissen das, eine Therapie wegen postnatischer Belastungsstörungen durch das, was ich alles erlebt habe.
00:21:03: Und in den letzten Stunden habe ich mit meiner Therapeutin darüber geredet, dass ich auf der Suche nach Intensität bin durch dieses, weil man wird so ein bisschen mutter, wenn man PDBS hat, man findet nichts mehr so.
00:21:11: Alltag fühlt sich so ganz komisch an und man will immer so ein bisschen gereizt werden.
00:21:16: Ich gucke seit ich, ich würde sagen ... Zwölf bin, zwölf oder dreizehn.
00:21:21: Wirklich unglaublich gerne Horrorfilme, weil ich da was spüre.
00:21:25: Gucken wir gerne, ohne dass wir es wissen.
00:21:28: Gewaltvolle Videos, weil wir da was spüren.
00:21:31: Wir gucken gerne Dinge, die uns in irgendeiner Form anregen und aufregen.
00:21:38: Das müssen nicht unbedingt Gewaltfilme sein.
00:21:41: Ich will rauskriegen, warum wir die Gewalt filmen.
00:21:43: Man sagt, was will ich gar nicht sehen, weckt damit.
00:21:47: Der Instinkt sagt, was möchte man nicht sehen.
00:21:49: Ja, angeblich.
00:21:50: Angeblich.
00:21:51: Das erquatscht.
00:21:52: Nee, das klingt so nach meiner Mutter.
00:21:55: Kind, das will doch keiner sehen.
00:21:57: Doch, du willst das sehen.
00:21:58: Ich will das eventuell sehen.
00:22:00: Ich bin großer Fan von David Cronenberg.
00:22:03: Gib mir den Body-Horror von David Cronenberg.
00:22:07: Ich will schockiert sein.
00:22:09: Und ... Im Falle von einem David Cronenberg Film kann ich auch gut schockiert sein, weil das findet ja auf meinem Fernsehbildschirm oder auf meinem Computerbildschirm statt.
00:22:16: Und ich kann mich fein zu Hause gruseln.
00:22:18: Das ist jetzt was anderes, als wenn jetzt irgendwelche Wurmfortsätze aus meiner Steckdose kommen würden in der realen Welt.
00:22:23: Tun Sie ja nicht.
00:22:24: Aber das ist was anderes.
00:22:26: Aber zum Beispiel, wenn ich jetzt die Fliege mit dir gucke, einer meiner absoluten Lieblingsfilme, ich liebe die Fliege, wirklich.
00:22:31: Super.
00:22:32: The Fly.
00:22:34: Was unterscheidet Charlie Kirk davon?
00:22:36: Außer der Kontext?
00:22:37: Und was ist in mir auslöst?
00:22:39: Nichts.
00:22:40: Alter, das ist doch brutal.
00:22:42: Ja, ist so.
00:22:43: Ist so.
00:22:44: Also, wenn du den Kontext von Charlie Kirk nicht hättest, ne?
00:22:50: Also, wenn jetzt nicht da irgendjemand sagen würde, das ist Charlie Kirk, das ist alles real.
00:22:54: Also, was unterscheidet den Moment auch in dieser Großaufnahme, wie das Blut aus seinem Halt spritzt, von, ich sag jetzt mal, David Cronberg's Scanners, wo der Kopf von dem Typen explodiert?
00:23:06: Nichts.
00:23:08: Ist es medienwissenschaftlicher Konsens, wenn ihr auf euren medienwissenschaftskonferenzen seid und dann nur wie abends ein Bierchen trinkt, dann sagt ihr, wusstest du auch, dass diese Aufnahme mal wieder genauso viel bedeutet wie Terminator zwei erfüllt in Slava Becken?
00:23:21: Also um das zu sagen Albe an da zu sein, aber es ist echt, also ich hab gerade hier mit dir ein Erkenntnismoment.
00:23:26: Nein, aber das ist ja so, also dazu brauchst du ja noch nie mal eine medienwissenschaftliche Konferenz, das ist ja das, was du da bemerkst, übrigens zu deinem PTSD, ne?
00:23:36: Also... Nein, PTSD.
00:23:40: P-T-S-D.
00:23:42: P-T-S-D in Englisch.
00:23:44: Du weißt ja, wie die US Army P-T-S-D behandelt, ne?
00:23:48: Ich hoffe, dass sie es bald mit MDMA machen.
00:23:51: Mit Computerspielen.
00:23:53: Mit Computerspielen.
00:23:53: Das heißt, die versuchen, die traumatischen Situation sozusagen nachzuspielen mit den Jungs, um das dann in so einem psychologischen Verarbeitungsmodus zu bringen.
00:24:04: Du versuchst es zu entramatisieren.
00:24:07: Genau.
00:24:09: Ja.
00:24:10: Du guckst an genügend Horrorfilme und sagst, vielleicht ist das, was ich gesehen habe, nur ein Horrorfilm.
00:24:14: Jetzt bin ich auch in der Lage, darüber zu sprechen.
00:24:16: Das Wichtige bei Traumatisierung ist, dass die meisten Leute nicht in der Lage sind, über das zu sprechen, was sie traumatisiert.
00:24:21: Wenn sie in der Lage wären, darüber zu sprechen, fängt die Verarbeitung an.
00:24:25: Dann kann der Therapeutin einsetzen.
00:24:28: Nichts anderes machen die bei der US Army.
00:24:30: Aber müssen wir uns das schämen?
00:24:32: dass wir uns was angucken und dass wir dabei was fühlen und dass wir dabei so eine Intensität und kann da sogar so ein kleines Suchtimpuls entstehen.
00:24:38: Ich will es noch mal fühlen.
00:24:39: Noch mal, noch mal, noch mal.
00:24:41: Zeig mir mehr.
00:24:42: Und jetzt müssen wir uns ein bisschen, glaube ich, von Gewalt trennen.
00:24:45: Also es ist nachgewiesen, dass gerade solche Short-Video-Formatsachen wie TikTok das die enorm mit deinem Dopamin spielen.
00:24:54: Also, es muss in irgendeiner Form, es muss immer irgendein Trigger sein.
00:24:57: Deswegen ist ja ganz wichtig, dass schon in den ersten Sekunden des Videos, muss irgendwas Überraschendes kommen.
00:25:02: Das heißt, du kriegst immer neuen Impuls.
00:25:03: Immer neuen Impuls.
00:25:04: Immer neuen Impuls.
00:25:06: Das auch das, was Leute, die ADHS haben, sehr mögen.
00:25:09: Dass sie sagen, immer neuen, immer neuen.
00:25:11: Tilo, scheinen auch ADHS-Patient.
00:25:15: Ja, toll.
00:25:16: Darauf steige ich ein.
00:25:16: Das will ich, das will ich, das will ich.
00:25:18: Mehr davon.
00:25:19: Und worin dieser, wie ich nenne, dass jetzt mal dieser Trigger besteht, Das ist höchst individuell.
00:25:25: Das könnte für dich jetzt Gewalt sein.
00:25:26: Das kann für andere Leute Sex sein oder so.
00:25:29: Für andere vielleicht die Darstellung von Essen oder so.
00:25:31: Oder die Darstellung von einer visuellen Überraschung.
00:25:34: Bäm!
00:25:34: Mit diesem Bild habe ich nicht gerechnet.
00:25:37: Lichtimpulse.
00:25:38: Ja, das Interessante ist, finde ich.
00:25:40: Also ich will an der Stelle noch betonen, dass ich nicht nur Gewaltfilme gucke, sondern auch viele andere Filme, aber ich mag einfach auch Horrorfilme.
00:25:47: Jetzt noch mal zurück zu dieser Frage.
00:25:49: Sehr viele Menschen in meinem sozialen Umfeld, also hier anektotische Evidenz, ist nicht... bedeutet nicht für alle geltend, sagen, ich lege jetzt das Handy weg, ich lösche mein Instagram, ich lösche mein TikTok, weil ich das alles nicht mehr aushalte.
00:25:59: Ist das der Weg, den man gehen sollte oder ist das eine, das bringt überhaupt nichts?
00:26:06: Also erstens könnte das relativ spannend sein, weil dir das dann eventuell zeigt, wie hart Dopaminsüchtig die schon bist, ne?
00:26:12: Also das ist so, wenn man für alle die mal geraucht haben, die ersten Tage, wenn man offen mit dem rauchen, die sind die schlimmsten, dann merkt man, wie heftig mein Nikotin abhängig war.
00:26:21: Und so ähnlich, ne?
00:26:22: merkt man das dann, merkt man das dann auch, wenn man das mal versucht.
00:26:25: Ich habe das auch mehrfach versucht.
00:26:28: Das Problem ist, aber bei mir gehen da Freizeit und professionelle Betrachtung ineinander über.
00:26:33: Das heißt, wenn ich nicht quasi permanent an TikTok hänge, dann mache ich eigentlich einen schlechten Job, bei dem, den ich habe.
00:26:38: Das ist eine gute Entschuldigung, ne?
00:26:40: Ja, auf jeden Fall.
00:26:41: Das ist so, wie ich muss rauchen, weil ich mich sonst nicht konzentrieren kann.
00:26:43: Ja,
00:26:44: genau, genau so.
00:26:45: Also, ne?
00:26:46: Ja, das ist eine Möglichkeit und es gibt ja auch schon nachweislich so Effekte wie sonst Social Media Burnout, dass die Leute sagen, sie hätten sowas.
00:26:56: Dann gibt es Social Media Walkout, dass es also Leute gibt, die sagen, ja, weg damit.
00:27:01: Also die relativ kleine, aber messbare Renaissance von Dumbphones ist so ein Ding, dass die also sagen, ich brauche ein Telefon um angerufen zu werden, nehme ich halt irgendwie so ein Clip-Club-Ding, so, das so aussieht wie aus den lustigen Neunzigern, weil ich gar kein Smartphone haben will.
00:27:18: weil ich nicht an Social Media hängen will, auch weil ich weiß, was das mit mir macht.
00:27:26: Also ist es eine Methode, wo du sagen würdest, das empfehle ich ab einem bestimmten Punkt, wenn du merkst, du kannst gar nicht mehr ohne Telefon leben.
00:27:32: Du kannst gar nicht mehr ohne diese Nachrichten, die ich jetzt auch in diese Quotes setze, die es über TikTok gibt, leben.
00:27:38: Mach mal eine Woche Dampfern, also würdest du sagen, das kann man empfehlen oder ist das wieder eine Individualempfehlung?
00:27:44: Das
00:27:44: ist eine totale Individualempfehlung.
00:27:46: Also, erzähl das mal meiner Freundin, die genau das sozusagen mir dauern soll, leg das Ding weg, leg das Ding weg.
00:27:52: Und so, dann kann ich auch sagen, nein, ich bin Medienwissenschaftler, ich muss mehr Nachrichten, mehr Info, mehr Info.
00:27:57: Ich bin ja aber auch kompletter Info-Junkie, war ich aber auch schon vor der Smartphone-Ära.
00:28:02: Also vor der Smartphone-Ära hing ich halt an den Zeitungen und am Fernseher und permanent am Radio.
00:28:06: Das ist im Übrigen auch mal die morgendliche Ausrede, warum ich morgens am Küchentisch auf mein Handy gucke und Nachrichten lese.
00:28:12: Die Eltern haben ja auch am Küchentisch Zeitung gelesen.
00:28:14: Also es war jetzt ja nicht so, dass das jetzt der große Unterschied darstellt, nur weil ich aufs Handy gucke.
00:28:18: Nee, und es gibt ja so ein schönes Meme, wo man so ein Bild aus der New Yorker U-Bahn, irgendwie von, vielleicht, zwanzig, zwanzig oder so.
00:28:27: Nee, noch vor Corona.
00:28:28: Und alle sitzen da total vereinzelt und starren auf ihr Telefon.
00:28:32: Und da drüber steht dann irgendwie A-Social Media.
00:28:35: Also asoziale Medien, weil sie uns angeblich vereinzelt.
00:28:38: Und unten drunter ist ein Bild aus den frühen Dreißigerjahren, New York und alle sitzen da vereinzelt mit einer Zeitung.
00:28:43: Wie bewertest du denn?
00:28:44: Also, da ist ja eine spürbare Verzweiflung irgendwie von den Boomann, von der älteren Generation, bezüglich der jüngeren Generation und wie sie Medien konsumieren.
00:28:52: Jetzt gibt es die Versuche, in Schulen Handys zu verbieten, zum Beispiel.
00:28:55: Ja,
00:28:55: viel Spaß.
00:28:56: Also, genau wie stehst du denn zu solchen Maßnahmen?
00:28:59: Also, Verbote oder Restriktionen oder Regulierungen?
00:29:03: Ja, nee.
00:29:04: Es ist immer ziemlich hilflos.
00:29:05: Es ist immer ziemlich hilflos.
00:29:08: Ich erinnere mich noch an die Zeiten.
00:29:10: So, ich bin in den Neunzehntfünben-Siebzig geboren.
00:29:13: Und meine Eltern haben gesagt, Kind, geh mal raus, schau nicht so viel Fernsehen, du kriegst noch vier eckige Augen und so.
00:29:20: Lies doch mal ein gutes Buch.
00:29:21: Dazu muss man sagen, ich habe wahnsinnig viele Bücher gelesen.
00:29:24: Aber in dieser Zeit war Fernsehen schlecht, Buch gut.
00:29:29: Und wenn man sich jetzt ein bisschen mit Medienhistorie auskennt, dann weiß man, dass Bücher, also das, was dann zu dieser Zeit gut ist, im neunzehn Jahrhundert total böse waren.
00:29:40: Der Roman, der Roman auch.
00:29:42: Der Roman,
00:29:43: die Roman sucht und gerade Frauen dürfen gar nicht lesen, weil da vernachlässigen die die Hausarbeit.
00:29:48: Also ich würde sagen, wenn man da mal drei Schritte zurücktritt, dann ist es immer irgendwie so, dass das gerade aktuell dominierende Medium, gerade das bei der Jugend dominierende Medium, das ist für die Boomer immer böse.
00:30:00: Also ist das eigentlich dieser Podcast, den ich hier mache, den mache ich ja auch oft aus eigenem Interesse, auch besonders diese Folge, letztendlich ein Beleg dafür, dass ich alt werde, weil ich nicht mehr so richtig verstehe, wie die junge Generation ihre Medien konsumiert.
00:30:10: Ja, wahrscheinlich.
00:30:12: Also, du musst dir mehr TikTok geben.
00:30:14: Tatsächlich muss ich, ich hatte TikTok für eine Rische, wir haben eine Recherche zu TikTok gemacht.
00:30:17: Für die Recherche hatte ich TikTok drauf.
00:30:19: Und ich fand das, ich fand aber Instagram war für mich so pro sieben.
00:30:24: Und TikTok war für mich RTL zwei in seiner schlimmsten Phase.
00:30:27: Und deswegen hab ich das nicht ausgehalten und muss das wieder löschen.
00:30:29: Ohne RTL zwei zu dissen, aber wir wissen,
00:30:31: was das
00:30:31: bedeutet.
00:30:32: Nein, nein, nein, nein, nein.
00:30:33: Okay, Boomer, du bist ganz auf der Alt.
00:30:35: Okay.
00:30:36: So, das ist also ungefähr genauso wie mein Vater, der jetzt über siebzig ist.
00:30:40: Der kriegt natürlich Anfälle, wenn der sich SpongeBob anschauen muss.
00:30:42: Ich liebe
00:30:43: SpongeBob.
00:30:44: Alles viel zu schnell und so, wenn ich Spongebob total super finde.
00:30:47: Mhm.
00:30:48: Aber die Art, wie wir konsumieren, wie die Jugend konsumiert, ich sag's jetzt einfach mal ganz ehrlich.
00:30:53: Wir wissen ja schon, schon bei Platon war die Jugend verderbt, ne?
00:30:56: Ja.
00:30:57: Kann man das instrumentalisieren?
00:30:59: Kann man das ausnutzen, weil man Zugriff auf die Gehirne hat?
00:31:03: Ja, das konntest du aber schon immer mit jedem Medium.
00:31:06: Also, es gibt so diese Frage, was wäre Hitler ohne das Radio gewesen?
00:31:11: Mhm.
00:31:12: Ja, super.
00:31:13: Da muss man jetzt sagen, ja, liebe, liebe Superjournalisten von Deutschland Radio DLF, ihr Superqualitätsjournalistinnen und Journalisten, Hitler wäre ohne euer Medium nicht möglich gewesen.
00:31:25: Deswegen verbieten wir das ganz.
00:31:26: Also, das ist absurd.
00:31:27: Das ist komplett absurd.
00:31:29: Also, die Zeitung als neues Medium hat bestimmte Revolutionen erst ermöglicht.
00:31:34: So, das ist immer so.
00:31:37: Jedes Medium kommt mit seiner neuen Revolte.
00:31:43: Werbung.
00:31:44: Liebe Hörerinnen, liebe Hörer, es ist immer noch keine echte Werbung in diesem Podcast, sondern nur Werbung für Patreon.
00:31:50: Denn ich finde das so toll.
00:31:52: Und diese Woche passiert auch relativ viel auf Patreon.
00:31:54: Nämlich es gab eine arme Extra-Folge, die wir... allerdings für alle zur Verfügung gestellt haben über Charlie Kirk und was dort vorgefahren ist, weil ich es wichtig fand, dass jeder das hört.
00:32:04: Es gab einen AMR Recap, wo wir über Nepal sprechen.
00:32:07: Es wird die Themenkonferenz am Freitag geben und so viele andere Sachen mehr.
00:32:11: Es wird den Buchclub jetzt regelmäßig geben, der nicht nur auf Patreon stattfindet, aber immer mit seiner Spoiler-Version auf Patreon stattfindet.
00:32:19: Es gibt einen ganzen Kosmos an Möglichkeiten auf Patreon und vor allem das ist das Wichtigste.
00:32:25: Es gibt eine sehr tolerante sehr offene, sehr intelligente Community.
00:32:32: Und wir diskutieren dort, sprechen über News, informieren uns gegenseitig über Dinge.
00:32:37: Und wir als Redaktion von AMR, ich als Tilo, bin dort sehr gut erreichbar.
00:32:42: Wenn ihr sagt, ey, das ist doch ein spannendes Thema, kannst du dazu nicht was machen.
00:32:45: Und das ist tatsächlich in der Vergangenheit auch schon öfter passiert.
00:32:48: Deswegen werdet Patreon drei, fünf oder neun Euro für alle, die es schon sind.
00:32:53: Danke gehen raus.
00:32:54: Nee, küsse gehen raus.
00:32:55: Danke, sage ich.
00:32:59: Also müssen wir, sagst du, am Ende uns einfach daran gewöhnen, wir als die etwas ältere Generation das gewaltvolle Inhalte existieren ab jetzt, neben Kochtipps.
00:33:11: Ja,
00:33:12: es ist einfach so.
00:33:12: Da können wir auch nichts mehr gegenmachen.
00:33:14: Ist es ein Versagen von unserer Generation, dass wir das nicht vorher reguliert haben oder wäre es sowieso passiert?
00:33:17: Nee, es wäre sowieso passiert.
00:33:19: Also es wäre sowieso passiert denn und jetzt wären wir mal technisch.
00:33:22: Also wie willst du denn, wie willst du denn... Gewaltinhalte in irgendeiner Form rausfiltern.
00:33:29: Mit Menschen, das hat man ja zumindest bis bis Mark Zuckerberg gesagt hat, ich zensiere nicht mehr.
00:33:33: Hat es eigentlich ganz gut funktioniert?
00:33:35: Ja,
00:33:35: auch nicht.
00:33:36: Aber ist natürlich auch schlimme Arbeit für die Leute, die es machen?
00:33:38: Schlimme
00:33:38: Arbeit für die Leute und so.
00:33:40: Und dann bist du aber jetzt bei TikTok und ganz einfach die Masse, die Masse der Inhalte.
00:33:44: Das kriegst du nicht mehr.
00:33:46: Das kriegst du auch nicht mit KI und sonstigen Sachen.
00:33:48: Das kriegst du sozusagen nicht.
00:33:50: Nicht reguliert.
00:33:52: das einzige was da in irgendeiner Form hilft ist glaube ich medienbildung.
00:33:56: Also den jungen menschen der verderbten jugendmal sagen wie man denn damit umgeht.
00:34:00: Den coping mechanismen beibringen den beibringen.
00:34:03: guck mal.
00:34:03: du hast jetzt hier acht stunden auf dem klo gehangen und hast deine tiktoks angeguckt.
00:34:07: jetzt kannst du nicht mehr aufstehen.
00:34:10: Weil die deine
00:34:11: erste gedanke gerade acht stunden dann noch mal acht stunden sitzen weil man nicht aufstehen kann.
00:34:15: Ja also ganz einfach weitermachen also dass man das klar macht.
00:34:20: So.
00:34:21: Was sind denn so Coping-Mechanismen?
00:34:22: Also sag mir mal, was würdest du jetzt, du stehst jetzt vor einer großen Gruppe junger Menschen und sagst denen so, ich bin Medienwissenschaftler und jetzt gebe ich euch mal ein paar Handwerkzeuge in die Hand, wie man mit diesem TikTok umgeht.
00:34:34: Dann würde ich, glaube ich, erst mal auf großem Bildschirm zwei unterschiedliche Feeds zeigen, um den Leuten dann nochmal klar zu machen, dass das, was ich sehe, nicht das ist, was alle anderen sehen.
00:34:47: Das ist ja ganz wichtig.
00:34:48: So, denn, weiß nicht, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn wir beide, wenn Fähigkeiten, so ein bisschen.
00:35:18: Das bedeutet ja nicht, dass ich jedes Video permanent fact-checke, aber eventuell bei denen sagen, wo ich sage, das hat mich jetzt total umgehauen.
00:35:24: Ja, was ist denn das?
00:35:25: Von wem kommt denn das?
00:35:27: Wer ist das, der das gepostet hat?
00:35:29: Welche Agency steckt da eventuell hinter bei der Person, die das gepostet hat?
00:35:34: Und dann bis hinzu, leg doch mal euer Telefon irgendwie für einen halben Tag weg und dann mal gucken, was das mit euch macht.
00:35:40: Also werdet ihr schon zittrig?
00:35:41: So, ne?
00:35:43: Solche Dinge.
00:35:44: Das ist aber wie bei jeder Technologie.
00:35:49: Es ist immer so.
00:35:50: Also es kommt eine neue Technologie und die Menschen hinken hinterher.
00:35:54: Immer.
00:35:55: Immer.
00:35:55: Wir sind leider Urmenschen.
00:35:58: Nur leider jetzt mit Smartphones.
00:35:59: Es ist so.
00:36:01: Und wir brauchen erst ewig, bis wir dann ... Mechanismen gesellschaftlich pädagogisch gefunden haben, wie wir dann mit diesem jeweils neuen Medium umgehen.
00:36:11: Der lustige Punkt, den wir gerade erreichen, ist, eventuell in dem Moment, wo wir gelernt haben, mit einem Medium umzugehen, ist das Medium obsoleten, dann ist wieder das nächste da.
00:36:20: Eine Zwischenfrage zu dem, was du gerade gesagt hast, ist, würdest du sagen, dass, wenn man Videos konsumiert, bei dem man besonders viel fühlt, diese Videos herausgepickt werden sollten für einen persönlichen Fact-Check?
00:36:32: Ja.
00:36:33: So.
00:36:34: Also, weil ich ja dann auch, und jetzt völlig unabhängig davon, dass ich dann was darüber wissen will, dann lerne ich ja eventuell auch, wie ich selbst funktioniere.
00:36:42: So, dann merke ich, aha, das sind die Videos, die mich am meisten triggern.
00:36:46: Vielleicht ist das auch positiv, dass ich dann sage, ja, ich will mehr davon, ich will mehr davon, ich will mehr davon, weil ich mich dann damit gut fühle.
00:36:52: So, könnte ja auch sein.
00:36:53: Aber dann lernt man sozusagen etwas, wie die Videos funktionieren, eventuell und auch, wie ich selber funktioniere.
00:36:58: Und dann kann ich mir fragen, will ich so funktionieren?
00:37:02: Du hast ja so diesen Begriff War Talk, das ich jetzt mal in den Notizen auf die Kartreis geguckt habe, geprägt.
00:37:07: Was meinst du damit?
00:37:08: Was bedeutet dieser Begriff?
00:37:10: Das war etwas verstand aus den ersten ... aus den ersten Zeiten des Ukraine-Konflikts, wo man merkte, aha, zusätzlich zu den regulären Kanälen, auf denen der Krieg stattfindet, was wir also wussten im Fernsehen und so, ne?
00:37:25: Also, ne?
00:37:26: Peter Arnett in Baghdad, erster Golfkrieg und solche Sachen.
00:37:30: ist jetzt Internet und Social Media ein integraler Bestandteil des Ganzen.
00:37:34: Also für uns im Westen, muss man dazu sagen, im Westen ist der Ukraine-Krieg wahrscheinlich der erste Social-Media-Krieg.
00:37:42: Und der hat dann ganz viel verändert, weil dann eben diese medialen Bilder, die mussten ja vorhin durch Plattformen, also was ist das nicht?
00:37:50: Irgend ein Reporter muss da hin, muss das mit der Kamera schießen, gibt das dann an seine Nachrichtenredaktion und dann läuft das im Fernsehen.
00:37:57: Da wird unglaublich viel gefiltert.
00:37:59: Da gibt's ganz viele Gatekeeper, Journalisten, die sagen, das ist okay, das ist nicht okay.
00:38:04: Und in dem Moment, wo wir aber sozusagen so ein Internetkrieg haben, wie die Ukraine, sendet halt jeder.
00:38:11: Es sendet jeder.
00:38:13: Und ich kann's auch empfangen.
00:38:15: Und da hatte ich da, also wirklich bei diesen Videos, besonders bei diesen Drohnenaufnahmen, wo man wirklich der Drohne folgt bis zum Ende eines Lebens.
00:38:25: Ja.
00:38:25: Man ist dabei, man sieht diese Verängstichtung.
00:38:27: Es gab so Videos, furchtbare Videos von Verängstichtensoldaten, die darauf gewartet haben, dass sie jetzt sterben.
00:38:32: Und dann das letzte Bild ist, wie es Spaß
00:38:34: ist.
00:38:34: Genau, und der Drohnenoperator spielt auch noch mit denen, so wie eine Katze mit einer verwundeten Maus so ein bisschen.
00:38:39: Also man merkt, da ist dann auch so ein bisschen Bösartigkeit manchmal dabei.
00:38:43: Mein Gedanke dabei war, es ist ein russischer Soldat, aber er ist ja ein Mensch.
00:38:50: Und es ist ganz grausam.
00:38:53: dass ich einer Person beim Sterben zusehen muss.
00:38:56: Und ich kann auch gar nicht weg.
00:38:57: Ich bin hängender drin.
00:38:58: Also da ist das Dopamin keine Ahnung, was da los ist.
00:39:00: Das ist ganz schwer, das wegzufliegt.
00:39:02: In den Kommentaren purer Hass hat er verdient, der muss sterben, dreckige Sau, also die schlimmsten Beleidigungen, die aus den Leuten rausgeholt werden.
00:39:14: Warum empfinde ich Mitleid und eine große Empathie für die Person, die dort stirbt?
00:39:18: Ich sehe den Menschen und nicht die Agenda von Putin.
00:39:22: Aber Tausende von Kommentaren sehen das nicht, spüren das nicht.
00:39:26: Warum?
00:39:27: Eine pure Vermutung.
00:39:30: Ich müsste spekulieren über dich.
00:39:33: Ich kann dich ja so ein bisschen ...
00:39:35: Genau, aber ich spekuliere erst mal über die Tausende von den Hasskommentaren.
00:39:38: Weil ich da eher eine Struktur sehe, die ich besser beschreiben kann.
00:39:42: Wenn das einzige, was ich sehe, der Tod dieses russischen Soldaten in russischer Uniform ist, und mir wird auch noch gesagt, das sind Russe und Butcher und das sind die Orks und solche Dinge, dann sehe ich ja nur diesen einen Tod.
00:39:55: Und der wird mir perfekt mundgerecht präsentiert, als nur dieser eine Tod, bumm und erst weg.
00:40:00: Ein Russe weniger.
00:40:02: Super.
00:40:03: So.
00:40:04: In dem Moment, wo ich jetzt wüsste, in dem Moment, wo ich einen Namen dazu hätte, oder ich wüsste, der hat Frau und Kinder, Der hat eine Oma, die total nett ist.
00:40:13: Der wollte eigentlich gar nicht kämpfen.
00:40:15: Also in dem Moment, wo ich in der Lage wäre, zudem eine persönlichere, längere Beziehung aufzubauen, würde es mir mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr viel schwieriger fallen, da so ein ekligen Hasskommentar abzulassen.
00:40:27: Und ich glaube, das gilt für ganz, ganz, ganz viele.
00:40:29: Dass dieses Social Media-Fall, es gab da auch diese Nummer, wo man Leute, die Hasskommentare schreiben, konfrontiert hat mit ihren Hasskommentaren.
00:40:37: Und dann stellt sich aus, eigentlich sind das total nette Leute.
00:40:39: Und wenn man denen sagt, was sie da gemacht haben, dann brechen die auch zusammen und sagen, wohl die alles gar nicht und so.
00:40:44: Das sozusagen Konfrontationstherapie.
00:40:47: Aber die Möglichkeit hast du ja gar nicht.
00:40:49: Du siehst nur, bumm, Hosse, tot.
00:40:51: Okay, super.
00:40:52: Und dann kannst du sagen, ja, er hat's verdient.
00:40:54: Eventuell kannst du genau das her, wie jetzt mit Charlie Kirk machen.
00:40:56: Ja, er hat's verdient.
00:40:58: Das
00:40:58: passiert ja.
00:40:59: Meine
00:40:59: wenige Bubble sagt mir, er hat's verdient.
00:41:01: So, und jetzt kommen wir aber zu dir.
00:41:02: Und das ist wie eine pure Vermutung.
00:41:05: Ich nehme an, Dass das bei dir anders läuft, weil du diese Bilder, die du dann bei TikTok siehst oder sonst wo, die gleichst du ja ab mit deiner Real-Welt-Erfahrung.
00:41:14: Und die Real-Welt-Erfahrung, wenn du in Krisengebieten warst, ist, was das dann wirklich real bedeutet.
00:41:20: Also wie das eventuell, wie Blut riecht.
00:41:23: So, wie im schlimmsten Moment Gedärme oder so riechen.
00:41:27: Wie eklig das ist, wenn die Leute wirklich im Todeskampf und schreien und so.
00:41:31: Das heißt, du hast da eine Real-Erfahrung.
00:41:34: Und eventuell triggert das Video, was du siehst, deine Erinnerung an diese Realerfahrung.
00:41:39: Deswegen hast du eventuell eher empathischen Zugang.
00:41:42: Du hast andere Leute gesehen, die dir in der Situation näher waren.
00:41:47: Und deswegen bist du da durch deine Erfahrung eventuell anders geprolt, als die Leute, die ganz einfach nur sagen, ja, Kochvideo, ah, schon wieder Totarusse.
00:41:53: Super, Russen finde ich sowieso scheiße.
00:41:55: So, Zack, hast Kommentar hinterlassen, Ende Gelände.
00:41:58: Interessanterweise hat es weniger mit gedarmt zu tun als vielmehr mit der Tatsache, so vielen Soldaten, Soldatinnen, Müttern, Omis, Witwen, zurückgebliebenen Kindern an Gräber entstand.
00:42:09: Also der Schmerz, ich hab den Schmerz hunderte Male eingesammelt, den so ein Tod auslöst.
00:42:14: Und das ist wahrscheinlich der Grund.
00:42:16: Den rufst du dann ganz einfach wieder ab.
00:42:17: Das heißt, weil du mit irgendeiner Omie, mit irgendeiner Mutter, mit irgendeiner Freundin am Grab gestanden hast, die dann da bitterlich weint, denkst du, aha, der hatte wahrscheinlich auch eine Omie, eine Mutter, eine Freundin, was auch immer.
00:42:29: Ja, und das wird dann bei dir aktiviert.
00:42:31: Und das haben aber die Leute, die so dämliche Kommentare hinterlassen, eben nicht.
00:42:35: Für die ist das ganz einfach nur, ah, Kochvideo, Totarus, super.
00:42:38: Wenn
00:42:39: wir diese Videos konsumieren, zufällig oder auch bewusst, hilft es uns, wenn wir empathisch dabei bleiben, können wir sie besser verarbeiten, wenn wir uns sagen, okay, das ist vielleicht ein echter Mensch, da leiden Leute drunter.
00:42:50: Ich versuche das mal selber zu reflektieren, was ich da gerade sehe.
00:42:53: Ja, ist jetzt die Frage, was willst du?
00:42:54: Also... Ich glaube, wenn man versucht, sich dabei dem ganzen Empathischer zu nähern, das können ja nur Versuche sein.
00:43:02: So, und wenn ich versuche, mir das vor Augen zu führen, dann könnte es ja eventuell dazu führen, dass ich will diesen Content nicht und ich blocke das weg und ich versuche, meinen Algorithmus langsam umzutrainieren.
00:43:12: Ich will die Bilder nicht mehr sehen.
00:43:14: Das könnte eine Konsequenz sein.
00:43:16: Andererseits, und jetzt sprechen wir mal über PTSD, vielleicht ist das doch auch, und das klingt jetzt super zynisch, was ich sage, eine perfekte Anpassung an die heutige Medienrealität, die wir haben.
00:43:29: Dass ich sage, ne, lass ich gar nicht mehr an mich ran.
00:43:31: Ja, und?
00:43:32: Okay, es hat noch ein Totorus.
00:43:33: Ja, ja, ja, Bilder aus dem Sudan.
00:43:34: Ja, ja, jemand ist okay.
00:43:36: Ich kann mal weg damit.
00:43:38: Das passiert.
00:43:39: Ja.
00:43:40: Aber das, was ich anfänglich mit der Verrohung auch meinte.
00:43:44: Ja, das könnte man Verrohung nennen.
00:43:47: Wie gesagt, ein zynischer Gedanke, vielleicht ist das aber auch eine Anpassungsleistung.
00:43:52: So, und jetzt komm ich mal zu deinem PTSD.
00:43:54: Ich hab nämlich eine steile These.
00:43:56: Ich arbeite manchmal, wie gesagt, ich hab ein paar Bekannte bei Militärs.
00:43:59: Und manchmal arbeite ich als Szenarioschreiber für Militärs.
00:44:04: Das ist eine relativ spannende Angelegenheit.
00:44:07: Die nehmen mich gerne, weil ich genug davon verstehe, aber gleichzeitig auch raus bin.
00:44:11: Ich bin ein totaler Zivilist.
00:44:14: Ich denke sozusagen komplett anders als die Militärs, deswegen nehmen die mich gerne.
00:44:18: Also
00:44:19: dazu machen wir mal eine extra Folge.
00:44:20: Das
00:44:21: ist
00:44:21: mega spannend.
00:44:22: Und ein sehr enger Freund von mir, den ich während meiner Studie in den USA kennengelernt habe, der ist bei der kanadischen Armee und der ist unter anderem, der war bei Militärgeheimdienst und war dann auch eine Zeit lang bei den kanadischen Special Forces und so.
00:44:37: Und der war auch wirklich kämpfend und leider auch tötend, also auch PTSD, in Krisengebieten.
00:44:44: Und der meinte, Weil der ist, weiß ich nicht, der Witt ist gerade Major, also schon sozusagen mittlere Offiziersposten.
00:44:51: Und der führt also Leute ins Gefecht.
00:44:54: Und der meint zynischerweise, eventuell ist PTSD eine perfekte Anpassung an das Schlachtfeld.
00:45:00: Weil er meinte, in dem Moment, wo er in seiner Gruppe Leute mit PTSD hat, setzt er die nach ganz vorne und nach ganz hinten, wenn man durchs Gelände geht.
00:45:07: Und das sind die Posten, wo man die Leute braucht, die messerscharfe Sinne haben, die auf alles reagieren.
00:45:13: Und das sind die PTSD-Leute, die dauernd sozusagen superhyper und da könnte jetzt irgendwas.
00:45:18: Deswegen ist eventuell auch diese, sozusagen die Leute, die dann aus dem Kriegsgebiet mit PTSD zurückkehren.
00:45:25: Vielleicht viele von denen wollen ja zurück in den Krieg.
00:45:29: Ja, damit sie was spüren.
00:45:30: Damit sie wieder was spüren.
00:45:32: Weil sie sozusagen, sie haben sich psychologisch, ob sie es wollten oder nicht, perfekt auf diese Situation trainiert.
00:45:39: Und dann wollen sie komischerweise darin wieder zurück.
00:45:42: Es gibt so Apocalypse Now, kennen vielleicht viele.
00:45:45: Diese tolle Szene Captain Willard, wie er in diesem in diesem Tellzimmer ist und wie er so reflektiert.
00:45:50: Und wenn er sagt, ja immer, wenn ich zu Hause bin, will ich zurück in den Dschungel.
00:45:53: Und immer, wenn ich im Dschungel bin, will ich wieder zurück nach Hause.
00:45:56: Der Typ hat ganz klar die beste filmische Darstellung von PTSD, die ich kenne.
00:46:00: Das ist ein Satz, der bei uns im Team, von verschiedenen Teammitgliedern, die sehr erfahren und wir uns schon lange unterwegs sind, den sagen wir sehr häufig.
00:46:07: Ja,
00:46:07: so.
00:46:08: Und das.
00:46:09: Das scheint, wie gesagt, also auch ihr als Reporter in Krisengebieten, ihr habt euch dann darauf leider trainiert.
00:46:16: Ja.
00:46:17: Ob es wolltet oder nicht, ist super für euch im Krisengebiet.
00:46:19: Ihr seht also, ihr seht die Details, ihr seht Achtung, das könnte eine IED sein, Achtung an der Situation ist irgendwas Fischi.
00:46:25: Aber wie gesagt, wenn solche Menschen, ich weiß jetzt nicht, wie sich dein PTSD äußert, aber vielleicht, wenn du jetzt in Berlin in die Mall of Berlin gehst, kann es ja sein, du drehst durch, das ist zu viel.
00:46:36: Also das war der Höhepunkt letztes Jahr, das ist besser geworden, wenn man auf einem Festival denkt, okay, jetzt hier kommt gleich jemand mit einer Waffe.
00:46:40: Und das einfach denkt, oder immer mit dem Rücken zur Wand, mit dem Gesicht zur Fensterscheiben im Restaurant sitzt oder das Auto auf einem bestimmten Dateien parkt in Berlin.
00:46:48: Das sind so die kleinen Zeichen davon.
00:46:51: Ich lache aus Verlegenheiten, ich weiß es nicht.
00:46:53: Aber vielleicht gibt es inzwischen, denke ich, auch so etwas wie ein medial induziertes PTSD.
00:47:00: Witzig, das wollte ich dich nämlich gerade nochmal fragen.
00:47:02: So ein Mini-PTSD auslösen, mein TikTok-Feed.
00:47:06: Da glaube ich fest dran.
00:47:07: Also wie gesagt, auch da die Hirnphysiologischen untersuchen, die gibt es wirklich, dass man sagt, was macht das mit meinen Dopamin-Spiegel und solche Sachen.
00:47:17: Das ist wirklich nachgewiesen.
00:47:19: Jetzt kommt aber wieder der Dreischritte zurück, Medienhöhung.
00:47:23: Ich wollte
00:47:23: gerade sagen, ich will dich jetzt dazu ... Ich würde dich sogar dazu bewegen, zu sagen, das ist gefährlich.
00:47:29: Nein,
00:47:29: das wirst du von mir nicht kriegen.
00:47:33: So, wir sind jetzt beide wahrscheinlich die Generation, die MTV mitgekriegt hat, als MTV richtig, richtig heftig war.
00:47:39: Und ich weiß noch, wie mein Vater, das ist die Generation Beatles und Stones, der kam mit dieser Videoschnitt-Asthetik.
00:47:47: Hm, ich erinnere mich.
00:47:48: Nicht zu Rande, ne?
00:47:50: Alle Väter.
00:47:51: Alle Väter, die sagen, das ist viel zu schnell.
00:47:52: Da bist du ja rammdösig, wenn du dir das anguckst, während wir da hingen und sagten, geil, super, super, super, mehr davon.
00:47:58: Mehr davon.
00:47:59: Oder ich erinnere mich daran, dass ich vor ein paar Jahren mit einem alten Freund, der genauso alt ist wie ich, also auch kurz vor fünfzig, haben wir nochmal Terminator eins gesehen.
00:48:08: Und dann sagt man, freundst du mir, das merkt man schon, dass der aus den achtzigeren ist, dass ja ein bisschen öde, also diese diese Langweiligkeit des Schnittes und so.
00:48:17: Das heißt also, die Schnelligkeit der Schnitte oder sozusagen die Schnelligkeit der Abfolge von Medien, das sind Dinge, die haben uns trainiert.
00:48:25: Das heißt, wir sind jetzt trainiert vielleicht auf die Schnelligkeit von MTV in den Neunzigern.
00:48:31: Unsere Eltern nicht.
00:48:32: Und die TikTok-Kids sind jetzt trainiert auf die Schnelligkeit von TikTok.
00:48:35: Und eventuell sitzen wir jetzt als alte Säcke davor und sagen, oh mein Gott, ich halte es nicht aus.
00:48:41: Dann lass es mich noch einmal noch spitzer fragen.
00:48:43: Ist Gewalt im Jahr zwanzig Popkultur?
00:48:46: Ja, war es aber schon immer.
00:48:47: Okay,
00:48:48: du hast so souverän, so schnell geantwortet.
00:48:50: Ich fand jetzt die Frage ganz pfiffig, aber es ist auf und zu nicht.
00:48:54: War schon immer, war schon in Romanen, war schon irgendwie im Mittelalter und so.
00:48:59: Aber es war ja fiktiv.
00:49:00: Ja.
00:49:02: Das ist vielleicht der Unterschied.
00:49:03: Das ist damals fiktiver und wir jetzt dieses... Also du meinst reale Gewalt?
00:49:08: Ist reale Gewaltpuppe?
00:49:09: Nee, also Gewalt erstmal.
00:49:11: Du sagst dir, dass sich das ja auch so vermischt und nur der Kontext macht aus.
00:49:14: Charlie Kirk könnte KI sein, ist es aber nicht, weil wir es wissen und sagen und weil es verifiziert wird in den Nachrichten.
00:49:19: Der ist wirklich tot.
00:49:20: Und das ist ja trotzdem dann Teil meines Unterhaltungsfiets und damit Teil dieser Popkultur.
00:49:24: Genau, ist es.
00:49:26: Also
00:49:27: die Frage ist, wenn du jetzt nehmt, nehmt du permanent Charlie Kirk und Labubus.
00:49:32: Ja, so ist es wahrscheinlich in sehr vielen Feeds.
00:49:34: Ja,
00:49:34: es ist so in meinem Feed.
00:49:35: Mein Feed besteht nur noch aus Charlie Kirk und Labubus.
00:49:38: Dann mache ich jetzt eventuell demnächst genauso eine Labubu-Referenz wie eine Charlie Kirk-Referenz.
00:49:42: Mache, weil das sind ganz einfach die Sachen, die sich mir als Referenzrahmen anbieten.
00:49:46: Solche, das wie bei der Charlie Kirk Ermordung oder das ist wie bei Labubus.
00:49:51: Also ich kann wirklich nur so Rentner ein bisschen im Kopf schütteln.
00:49:55: Ich hab Tilo Misch verrennt.
00:49:56: Yes.
00:49:58: Ich bin der ältere von uns, Bart.
00:50:00: Du bist der ältere, aber du hast mich auf jeden Fall ... Ich hab das Gefühl, das ist so ein Generationsgab.
00:50:06: Ich versteh's nicht.
00:50:08: Wie kann man sich dem so aussetzen?
00:50:09: Da ist nicht entsetzend drin, sondern eher Ahnungslosigkeit.
00:50:15: Ich kann mich noch erinnern, als ich auf Rotten einen Motorradunfall gesehen habe ... und eine Person, die sich mit einer Schrotflinte den Kopf weggeschossen hat.
00:50:23: Und das ist dreißig Jahre her, diese Aufnahme, dass ich das gesehen habe.
00:50:27: Und das schlechte Gewissen hielt Tage, wenn ich wochenlang an, dass ich geklickt habe.
00:50:33: Bei Rotten war immer nur, da stand, was du gleich sehen wirst.
00:50:36: Also, irgendwie horrible accident after motorcycle.
00:50:41: Horrible headshot after blah blah blah.
00:50:43: Also irgendwie stand, da musst du es drauf klicken, du wusstest, was da kommt, und dann kam immer was da stand.
00:50:49: Wirklich, der Kiefer war rausgerissen, die Zungen, es war furchtbar, was man da gesehen hat.
00:50:52: Allein, dass ich mich daran erinnere, wie geht es denn den Menschen, den Kindern und Jugendlichen, die hunderte von solchen Videos sehen, die den russischen Soldaten sehen, die die Köpfung des islamischen Staats erleben, die die ukrainische Frau Charlie Koch.
00:51:05: Man vergisst, man geht doch unter in dieser Gewalt.
00:51:07: Ja, aber das ist ja doch, das ist doch alltäglich.
00:51:10: Ich mach jetzt, schon seit Jahren, und ich hab da gute Freunde, Urlaub in der Südsteinmark.
00:51:14: Und die Südsteuermark hat wie so viele Gegenden in Österreich, so sehr viele Serpentinenstraßen.
00:51:19: Und da gibt es natürlich Motorradfahrer, die da halsbrecherisch langfahren und die Chance dabei einen schlimmen, tödlichen Unfall zu haben, die ist relativ hoch.
00:51:28: Und wie gesagt, ich habe da unten Freunde und Bekannte in der Gegend.
00:51:31: Und dann hat es da einen relativ heftig Motorradunfall gegeben, wo einer irgendwie auf so einer Serpentinenstraße mit Hundert Achtzig, dann irgendwie dann dem Auto nicht mehr, ganz fürchterlich.
00:51:40: Der Typ hatte aber eine GoPro.
00:51:42: Das heißt, der komplette Unfall von dem wurde First-Person-mäßig aufgenommen.
00:51:47: Das schickten die sich da alle in WhatsApp-Gruppen hin und her.
00:51:51: Im Sinn von, oh, krass, schau mal.
00:51:53: Die wussten alle, dass das real ist.
00:51:56: Aber das Krasse daran, also der Moment des Impacts, der vielleicht genauso schlimm ist wie der Moment des Impacts, den wir sehen, wenn diese First-Person-Drohne den russischen Soldaten aus dem Leben bläst, ja, krass, oh, krass, schau dir das an.
00:52:11: Hast du das schon gesehen?
00:52:13: Es ist ja, besonders diese Motorrad-Videos sind, um jetzt richtig spezifisch zu sein, sind ja auch so Gewalt-Memes.
00:52:18: Es gibt ein Wort, was dafür verwendet ist.
00:52:20: Ich weiß nicht, ob du das kennst, Meet Crayon.
00:52:23: Nee,
00:52:23: das ist wenn es gibt.
00:52:24: bei reddit, also die gibt es alle nicht mehr diese subreddit die wurden ja so ein bisschen als die an die aktige aktie an die bürse gegangen sind haben sie ja diese gewalt versucht einzudämmen
00:52:31: dieses baffel fortzahn ist das aber immer noch ein bei.
00:52:34: und da gibt es eben diese motorrad fahrenden die mit t-shirt und kurzerhose ein unfall bauen und dann über den asphalter reiben
00:52:41: und das heißt sozusagen
00:52:43: crayons sind diese stifte diese wachs mal
00:52:46: stifte ja
00:52:47: und meat ist fleisch.
00:52:48: Was ist die Mahlen mit ihrem ... Mit ihrem ...
00:52:51: Genau.
00:52:52: Und das ist
00:52:52: irgendwie so ... Und das gibt's auch schon länger, als es die Gen-Z gibt, diesen Begriff.
00:52:56: Und ich denke gerade so, du hast vollkommen richtig gelernt, gerade wirklich durch dich, dass Gewalt einfach schon immer da war und immer auch zur Unterhaltung genossen wurde, egal ob es ein echter Mensch ist oder ein Special-Effekt.
00:53:05: Ja.
00:53:05: Der Unterschied ist eben, und das hast du ja auch schon gesagt, das haben wir gerade festgestellt, der Unterschied ist ganz einfach der in der Menge und in der Casualness des Ganzen.
00:53:15: Also bisher gab es in irgendeiner Form, so wie du sagst, ist Rotten.com.
00:53:19: Achtung, du bist auf Rotten.com.
00:53:20: Hier siehst du gerade das schlimmste aller Zeiten.
00:53:22: Willst du es wirklich sehen?
00:53:24: Achtung, das ist alles total real.
00:53:26: So, oder Achtung, das ist jetzt hier die ab achtzehn Videothek.
00:53:30: Hier, dir, gefährlich und so.
00:53:33: Ja, da gab es halt eben noch so halbwegs funktionierende Filtermechanismen.
00:53:38: Wollen wir einmal einen ganz kurzen Blick zum Abschluss?
00:53:41: Was ist das nächste?
00:53:42: Von Radio zu TikTok.
00:53:45: Zwischenschritte gibt's da natürlich, MTV und so.
00:53:46: Was kommt nach TikTok?
00:53:48: VR, wir sind mitten drin, wir sind dabei?
00:53:51: Ja, also technisch könnte VR kommen, aber ich glaube, es wird noch einen Zwischenschritt geben.
00:53:57: Und der ist richtig heftig.
00:53:58: Und das KI.
00:53:59: Das heißt, wir generieren uns unsere eigenen Gewaltvideos?
00:54:02: Wir
00:54:02: generieren uns, wenn ich da Bock drauf habe, unsere eigenen Gewaltvideos oder, fand ich super spannend, das gibt's natürlich schon im Bereich Pono.
00:54:10: Die Pono-Branche steht jetzt vor einer Riesenumwälzung.
00:54:12: Es wird demnächst keine Pono-Darsteller mehr geben.
00:54:14: Was natürlich eine Pornokai gibt, bei der ich ganz einfach prompte, ich hätte gerne, heute zur Entspannung, wenn ich pornografische Inhalte mag, hätte ich gerne ein Pornor, in dem das passiert, das passiert, das passiert, die Darsteller sollen so und so sein.
00:54:27: Und KI wird in relativ kurzer Frist so gut sein, dass so ein schneller Check nicht mehr ausreicht, um zu sagen, das ist jetzt KI oder nicht.
00:54:37: Und dann wird der Content... Und es ist egal, ob es Gewaltkontent ist oder Tanzen oder Rezepte oder was auch immer, der Content wird so etwas von explodieren.
00:54:45: Das wird ein Tsunami des Contents.
00:54:48: Und darauf sind wir alle noch nicht vorbereitet.
00:54:50: Denn das ist ja das nächste große Problem.
00:54:53: Aufmerksamkeitsökonomie.
00:54:55: Du bist ein Mensch, du hast nur zwei Ohren, du hast zwei Augen und so weiter.
00:54:58: Und du hast eine bestimmte begrenzte Zeit der Aufmerksamkeit, die du deine Umwelt schenken kannst.
00:55:03: Und eine bestimmte Zeit davon kannst du konzentriert machen, eine bestimmte Zeit nicht konzentriert und so weiter.
00:55:07: Das Problem ist ganz einfach, dass sich in deine Aufmerksamkeit alles reinquetscht.
00:55:13: Alle wollen, wollen deine Aufmerksamkeit.
00:55:16: Und wenn ich zum Beispiel im TikTok-Feed deine Aufmerksamkeit haben will, ich will dich halten, dann muss ich die möglich, die ganze Zeit auf den Dopamin-Knopf drücken und die ganze Zeit Tilo dabei halten und noch heftiger und noch heftiger und noch heftiger.
00:55:31: Werden wir die Leute, werden wir diese Leute, die man bei Wally sieht.
00:55:37: Vielleicht sind wir da schon ein bisschen.
00:55:39: Also so diese Menschen, die da in diesen Stühlen sitzen und nur konsumieren, Konsum, Konsum, Konsum, Inhalte, Nahrung, Inhalte, Nahrung und dann leben vorbei.
00:55:49: Okay, das, nee, glaube ich nicht, weil viele von uns nicht nur konsumieren.
00:55:54: Nein, viele von uns wollen nicht nur konsumieren, sondern viele wollen dabei sein.
00:55:56: Hura, da findet gerade eine Revolution statt.
00:55:59: Ich mache mit und mache dabei TikTok-Tänzchen, die ich hochladen.
00:56:03: Oder meine TikTok-Bros haben mir gesagt, ich soll das mal ganz viel Proteinriegel essen und ganz viel ins Gym gehen, also gehe ich auch ins Gym, damit ich auch im Gym ein
00:56:12: TikTok aufmerke.
00:56:13: Cool.
00:56:14: Dankeschön.
00:56:16: Bitte.
00:56:18: Nein, also vielen Dank.
00:56:19: Das war wirklich ein sehr bereicherndes Gespräch.
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