alles muss raus - mit Thilo Mischke

alles muss raus - mit Thilo Mischke

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00:00:00: Liebe Hörerinnen, liebe Hörer, herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Alas muss raus Podcasts.

00:00:05: Ein AMR Recap hört ihr heute mit Martin Lautfein und mir und wir machen heute einen Recap Spezial.

00:00:11: Es gibt ja noch nicht genug Sonder- und Unterformate innerhalb des Alas muss rauskosmos.

00:00:16: In diesem Spezial sprechen Martin Lautfein und ich heute über Syrien.

00:00:20: Anlässlich des Films, der heute Abend auf ProSieben ausgestrahlt wird, möchten wir über dieses Land reden, möchten aber auch noch mal darüber reden, wie die Dreharbeiten für Martin und mich waren.

00:00:30: Und, ähm, ja, möchten euch eine Möglichkeit geben, noch mal einen Eindruck zu dieser Recherche zu bekommen.

00:01:13: Hallo, Marty.

00:01:15: Wir sind, man muss es auch mal betonen, an der Stelle.

00:01:16: ich mache meine Jacke auf meinen Rastverschlussklappert.

00:01:20: Wir sind beide ja sehr müde, wir waren ja heute früh schon beim Frühstücksfernsehen und haben dort schon davon erzählt.

00:01:24: Wie war, das möchte ich wirklich von dir wissen.

00:01:26: Wie hast du das wahrgenommen über deiner Erfahrung in einem Foltergefängnis in Syrien zwischen... Nasenwachstipps und den lustigsten Instagram-Videos und KI-Papageien zu erzählen.

00:01:38: Wie war das für dich?

00:01:40: Ich würde sagen, es war absolut skurril.

00:01:42: Ich habe auch wirklich das Gefühl, wir waren auf jeden Fall sehr deplatziert in dieser Zone.

00:01:45: Ja,

00:01:45: total.

00:01:46: Ich habe auch wirklich das Gefühl, aber diese Psycho ist im Gästeraum.

00:01:49: Ja, und aber ich glaube auch.

00:01:50: gleichzeitig ist es natürlich so, dass es halt super wichtig war, weil das, was wir zu sagen hatten, war ja wichtig und das glaube ich auch so von Publikum getragen, was das vielleicht sonst nicht hören würde.

00:02:00: Ich glaube, das ist so der eine wichtige Punkt.

00:02:02: Und ich hatte so dieses Gefühl, diese so unangenehmen, deplatziert sein.

00:02:06: Das war eigentlich allen Leuten um uns herum noch unangenehmer.

00:02:10: Also ich hatte so das Gefühl, dass alle, die wir da in diesem Studio gehockt haben, so ein bisschen waren.

00:02:16: Okay, ist jetzt halt ein bisschen skurriler heute, morgen mal.

00:02:20: Lass uns jetzt ein für alle mal die Wadevohl-Diskussion beenden.

00:02:23: Jetzt hier am frühen Morgen, ne, hier hast du gar nicht so früh mehr Mittags.

00:02:27: Ich will, dass die Leute verstehen, was für eine Debatte das ist.

00:02:30: Und ich will aber auch, dass die Menschen verstehen, dass das, was wir beide in Syrien erlebt haben, auch ein Beispiel dafür sein kann, wie es in Syrien ist.

00:02:38: Also, warum glaubst du regt man sich in Deutschland gerade so sehr darüber auf, was Wadevohl gesagt hat?

00:02:44: Also ich glaube, man regt sich in erster Linie so darüber auf, weil man sich generell zu allem, was Geflüchtete angeht, gerne aufregt in unserem Land.

00:02:52: Ich glaube, das ist so der eine Punkt.

00:02:55: Der andere Punkt ist natürlich der von seiner CDU, ist man ja mit diesem Wahlkampfversprechen auch angetreten, auch gerade auch Syrer und Afghanen abschieben zu wollen.

00:03:03: So jetzt haben sich da natürlich Politiker, die alle persönlich nie vor Ort waren, haben sich da in eine politische Linie gemeinsam reingedrückt.

00:03:11: Und jetzt geht der deutsche Außenminister nach Syrien, macht sich ein Bild vor Ort und sagt auf einmal, Moment mal, die Zustände, die hier herrschen, dahin können wir mit unserem Wertekompass überhaupt gar keine Leute abschieben.

00:03:24: Und die Reaktion darauf ist, anstatt dass man sich jetzt anfängt zu hinterfragen.

00:03:29: Also ich meine, auch Wadepulissen konservativer, das ist unser deutscher Außenminister, der die Expertise hat.

00:03:36: auch das zu sagen und sich eine Meinung dazu zu bilden.

00:03:40: Und dann stattdessen man jetzt auf diese Idee kommt und sagt, wenn der deutsche Außenminister das sagt, dann ist da eventuell was dran, stellt man jetzt lieber seine Kompetenz dazu in Frage.

00:03:53: Und das ist natürlich wieder...

00:03:58: Es ist so eine Fußball-Variante.

00:04:00: Dieses jeder ist so ein deutscher Nationaltrainer zu Hause.

00:04:03: Es ist wieder so eine Situation, wo viele Menschen sagen, glauben zu wissen, was da die richtige Entscheidung ist.

00:04:10: Ja, natürlich das.

00:04:11: Und ich meine, das liegt natürlich auch vor allen Dingen daran, welche Bilder wir konsumieren oder auch welche Bilder wir uns entscheiden zu konsumieren.

00:04:18: Wir haben das ja auch heute Morgen bei Sat.

00:04:19: Eins gesagt.

00:04:20: Wir sehen in den Medien, sehen wir immer die selben drei, vier Plätze aus Damaskus, die ganz nett aussehen.

00:04:26: So.

00:04:27: und machen uns daran ein Bild, wo wir sagen, okay Syrien ist sicher, Syrien ist sauber, das sieht doch ganz geordnet aus da drüben.

00:04:34: Wir sprechen aber nicht darüber, über was ist eigentlich außerhalb Damaskus.

00:04:38: Wir sprechen nicht darüber, was teilweise nur hundert Meter Luftlinie von diesen Plätzen entfernt ist.

00:04:43: Und da haben wir natürlich so diesen Punkt dann wieder, wo wir ganz klar sagen müssen, nur weil keine Kämpfe mehr stattfinden.

00:04:51: Wobei der Witz bei der Sache ist, Kämpfe finden ja auch weiterhin.

00:04:53: Im Westen auch mit den Drusen zum Beispiel oder mit den Allerwieten.

00:04:57: Ja.

00:04:58: Es gibt ja, es gibt.

00:04:59: es ist glaube ich eine nicht sehr friedliche Situation.

00:05:02: Nein

00:05:02: und auch interne Machtkämpfe, aber selbst wenn wir diese Kämpfe... wegdenken würden.

00:05:06: Gibt es ja noch ganz viele andere Faktoren.

00:05:07: Also es geht ja nicht nur darum, wie wird gerade nicht gekämpft, sondern es geht auch darum, was ist mit Bildung, was ist mit Krankenhäusern, was ist mit Nachungsmitteln.

00:05:18: Es gab eine

00:05:18: große Hungerskrise, eine Dürre gab es, also keine Hungerskrise, aber es gab eine große Dürre, es gab eine große Dürre, es gab eine große Dürre, es gab eine große Dürre, es gab eine große Dürre, es gab eine große Dürre, es gab eine große Dürre, es gab eine große Dürre, es gab

00:05:28: eine große Dürre, es gab eine große

00:05:28: Dürre, es gab eine große Dürre, es gab eine große Dürre, es gab eine große Dürre, es gab eine große Dürre, es gab eine große Dürre, es gab eine große Dürre, es gab eine große Dürre, es gab ... Dürrekatastrophe in Syrien im Jahr, ... ... im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr,

00:05:37: im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr wo man einfach ganz klar sagen muss, ja, natürlich, irgendwie, man muss das Land aufbauen, aber wir können nicht sagen, geht alle zurück, baut das Land auf, womit denn?

00:06:12: Ist doch gar nichts da.

00:06:14: Deutschland hat ja ein Versprechen geäußert, dass es Hilfsgüter schicken möchte, dass es finanziell unterstützen möchte beim Aufbau.

00:06:20: Weißt du, was Deutschland geschickt schon hat und weißt du, wie viel Kohle gekommen ist?

00:06:24: Tatsächlich, zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht so.

00:06:27: Also es ist tatsächlich schon humanitäre Hilfe in Syrien angekommen, in welchem Umfang, man muss auch ehrlich sagen... Das ist auch was realistischerweise, das kann jetzt Deutschland auch nicht alleine stemmen.

00:06:39: Russland und Türkei wird jetzt kein großes Interesse daran haben, da Maskus wieder mit aufzubauen.

00:06:44: Eher weniger.

00:06:44: Und ich glaube, da ist auch wieder so der Punkt.

00:06:47: Und ich glaube, das wird dann auch wieder die große Enttäuschung.

00:06:49: Wir haben natürlich als Westen ein großes Interesse am wirtschaftlichen Ausbau Syrians.

00:06:53: Also, dass wir zum einen Zugang zu den Bodenschätzen bekommen.

00:06:56: Zum anderen, dass vielleicht diese Gaspipeline aus Katar doch... durch Syrien gebaut hat, was natürlich uns nach dem Wegfall des russischen Gases wirklich entlasten würde.

00:07:04: So, gleichzeitig muss man sich natürlich fragen, wird in dieser Aufbau außerhalb der Wirtschaft, von der wir einen direkten Nutzen haben, stattfinden?

00:07:17: Ich will ganz kurz einmal für die Höhrenführer, die neu dazugekommen sind und die euch fragt, wieso kann Martin Lautwand eigentlich so viel darüber erzählen?

00:07:22: Martin Lautwand ist nicht nur ein gewiefter Freund.

00:07:26: Er ist auch ein Kollege, denn Martin und ich arbeiten regelmäßig journalistisch zusammen.

00:07:30: mittlerweile für alles muss raus und man kann sich diese Gespräche bei Patreon anhören.

00:07:36: Dort sprechen wir einmal der Woche montags über alle Außen oder nicht über alle, aber über die großen wichtigen außenpolitischen Ereignisse der Woche davor und besprechen die kommenden außenpolitischen Ereignisse, die wichtig sind.

00:07:46: Und Martin kann das tun, weil er sich beruflich mit Sicherheit.

00:07:51: im Ausland beschäftigt und Briefings erstellt unter anderem für Menschen, die in Krisenregionen sich aufhalten.

00:07:59: Genau.

00:08:00: Und aufgrund dieses Wissens, was sehr detailliert auch oft ist, kann man sich sehr gut mit Martin über Sicherheitslagen unterhalten, eben auch über Syrien.

00:08:07: Das sind wir nur kurz als Randinformation.

00:08:14: Ist denn Syrien überhaupt noch zu retten?

00:08:16: Ich halte in einem Gespräch mit Paul Ronsheimer.

00:08:18: Der sagt ja auch ziemlich, aber zu mir alle Länder müssen nach dem Krieg aufgebaut werden.

00:08:22: Das heißt doch, wir müssen da auch die Länder Leute wieder hinschicken, damit auch da so ein Aufbaustatt finden kann.

00:08:25: Die Leute sollen das Land selber aufbauen ja auch.

00:08:27: Ist denn überhaupt noch Syrien zu retten?

00:08:29: Also, mein Eindruck bei unserer gemeinsamen Reise durch Syrien war dieses Land, also ich keine Ahnung, was man in dieses Land investieren muss, damit das wieder halbwegs funktioniert.

00:08:39: Und wie lange soll das bitte auch dauern?

00:08:41: Also, ich finde also Punkt eins, natürliches Syrien noch zu retten.

00:08:45: So.

00:08:48: Ich finde auch tatsächlich diese Prognosen so dunkel, die für Syrien die ganze Zeit gezeichnet werden.

00:08:52: Also ich sehe das tatsächlich persönlich auch überhaupt gar nicht so dunkel.

00:08:57: Wir haben jetzt, also jetzt natürlich im Dezember, aber zum jetzigen Zeitpunkt, wo wir sprechen, ist es noch kein Jahr her, dass die Diktatur von Assad gestürzt wurde.

00:09:07: Ich kenne keine einzige Revolution, die unmittelbar nach der Revolution nicht im Chaos verlaufen ist.

00:09:16: Also auch das, was in den letzten Monaten passiert ist, ist fürchterlich, dass es zu verurteilen und gleichzeitig ist es aber auch eine Folge von Revolutionen, die es leider immer wieder mit sich zieht.

00:09:30: Und daraus jetzt zu schließen, dass Syrien nicht mehr zu retten sei, ist meiner Meinung nach viel zu

00:09:36: früh.

00:09:37: Gleichzeitig ist es natürlich so, dass gewisse Sachen in die Wege geleitet werden müssen.

00:09:44: Ich finde es teilweise auch, tragen wir da die Mitschuld.

00:09:48: Uns hat es nicht interessiert, dass die Gesellschaft unter Assatt z.B.

00:09:55: systematisch unterdrückt ist.

00:09:56: Ich meine, wir haben selber die Folgen davon gesehen.

00:09:59: Ich habe diese Folgen am eigenen Körper erlebt in Syrien.

00:10:03: Das hat uns nicht interessiert als Gesellschaft.

00:10:05: Jetzt stehen wir aber da und beschweren uns, dass uns die neue Regierung rund um Al-Sharra.

00:10:12: nicht offen und sekulär genug ist, obwohl diese Regierung deutlich offener ist als alles, was davor war.

00:10:20: Natürlich ist das nicht toll, natürlich ist das bei weitem nicht ausreichend.

00:10:23: Ist das anti-muslimischer Rassismus?

00:10:26: Den wir da erleben, dass diese Regierung misstraut wird, weil sie radikal islamistisch ist.

00:10:33: Also der spielt mit Sicherheit auch eine Rolle da.

00:10:35: So, ich glaube, da ist auch weiterhin viel.

00:10:38: Und ich meine, das ist natürlich...

00:10:40: Ganz kurzer Gedanke, die ich kurz reinwärfe.

00:10:41: Ich finde es immer so wahnsinnig bizarr, dass wir auf der einen Seite eben irgendwie die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

00:10:45: Aber wenn bei der Charlie-Kirk-Beerdigung in den USA die Nationalversammlung der radikalen Christen sich trifft, da wird dann irgendwie dann in Deutschland darüber geredet, dass das ja ein sehr berührendes, ein Beerdigungsritual war, was man dort erlebt hat, aber nee, das war eine radikal-christliche Veranstaltung.

00:11:01: die eben da gerade dabei ist, demokratische Werte komplett auszuhebeln in den USA.

00:11:07: Natürlich, und ich glaube auch da auch selbst, also selbst wir in Deutschland haben bis heute keine Trennung von Kirch und Staat.

00:11:12: Die USA sind gerade die Trennung, die mal vorhanden war, dabei am Abzuschaffen.

00:11:17: Jetzt kann man natürlich nicht Äpfel mit Birnen fassen.

00:11:19: Auf gar keinen Fall, aber ich will nur

00:11:20: so... Aber gleichzeitig muss man natürlich auch sich auch da wieder fragen.

00:11:24: Es gibt natürlich irgendwie so einen Rahmen, so wie universelle Menschenrechte und so was, die gewahrt werden müssen.

00:11:30: Gleichzeitig muss man sich aber auch immer wieder fragen, wer sind wir denn, dass wir da urteilen.

00:11:37: Und ich glaube, da ist es tatsächlich die Diskussion, die gerade geführt wird, sehr scheinheilig tatsächlich.

00:11:45: Was würde denn Syrien jetzt helfen?

00:11:47: Was wäre jetzt so eine Entscheidung international oder auch von Deutschland aus, wo man sein würde, so okay hat?

00:11:53: Das ist wirklich eine richtige Aufbauunterstützung.

00:11:56: Also ich glaube, was Syrien vor allen Dingen helfen würde, wäre ... Wenn man jetzt vom Thema Unterstützung sprechen würde, wäre es mit Sicherheit ein Aushöhnungsprozess, auch in der Gesellschaft.

00:12:09: Was Syrien helfen würde, am allermeisten gerade wäre humanitärer Hilfe.

00:12:15: Und die Möglichkeit, sich als Land zu entfalten, frei von ausländischen Interessen.

00:12:20: Und das ist, glaube ich, gerade die größte Schwierigkeit, dass.

00:12:25: Auf der einen Seite ist natürlich so, dass es internationale Unterstützung braucht.

00:12:30: Auf der anderen Seite, dass die so internationalen Unterstützung zum größten Teil an ausländische Interessen knüpft sind.

00:12:36: Sei es die Türkei, sei es die Golfstaaten, sei es auch mittlerweile Europa und auch zum Beispiel, und das muss man ja auch wieder sagen, dass auch an reiner Länder wie zum Beispiel auch Israel sich in die aktuellen Konflikte in Syrien einmischen.

00:12:54: Und das ist natürlich enorm schwierig.

00:12:56: Warum sind denn die so ruhig?

00:12:57: Das finde ich total krass.

00:12:59: Es gab ja auch Luftangriffe auf Syrien durch Israel.

00:13:02: Und da gab es gar keine Reaktionen darauf, von Syrien aus.

00:13:07: Also warum ist Alshara so verständig?

00:13:12: So fühlt sich es zumindest an.

00:13:14: Also der ist ja, glaube ich, auch heute in den USA gerade.

00:13:17: Ich glaube, der eine Punkt dahinter ist, dass die syrische Gesellschaft gerade jahrelang Bürgerkrieg hinter sich gelassen.

00:13:26: Und ich glaube, da ist es einfach glaubhaft, wenn man sagt, wir wollen keinen weiteren Krieg.

00:13:31: Das ist der eine Punkt.

00:13:32: Ich glaube, der andere Punkt ist mit Sicherheit auch Kalkül.

00:13:35: Al-Shara ist auf die Unterstützung des Westens angewiesen und sich da natürlich zurückhaltend gegenüber der israelischen Angriffe zu zeigen.

00:13:45: ist, meiner Meinung nach, taktisch einfach schlau.

00:13:48: So.

00:13:49: Gleichzeitig wäre es mit Sicherheit auch, es ist auch einfach ein Kampf, den man weiß, dass man den nicht gewinnen kann.

00:13:56: Und das hat mit Sicherheit mehrere Gründe.

00:13:59: So, warum man sich halt eben so zurückhaltend verhält, trotz der Angriffe, trotz der Besatzung, Abschnitte von Abschnitte Syriens.

00:14:06: So.

00:14:09: Und ja, der Rest muss man halt glauben können.

00:14:12: Und ich glaube, da ist auch wieder so diese Frage, die man sich halt stellen muss.

00:14:17: Natürlich wird vonseiten der syrischen Regierung immer wieder gesagt, wir wollen diese Ausführungsprozesse.

00:14:22: Wir wollen, dass Täter zur Rechenschaft gezogen werden, auch dass Täter, die jetzt nach dem Sturzassatz Verbrechen begangen haben, zur Rechenschaft gezogen werden.

00:14:31: Man hat recht, wenn man sagt, dass die Maßnahmen, die ergriffen werden, bei Weitem nicht ausreichend sind.

00:14:37: So, also zum Beispiel Verbrecher in Latakia wurden weitestgehend nicht verfolgt.

00:14:41: Verbrecher in Sveda auch nicht.

00:14:43: Gleichzeitig, und das ist aber auch ein Punkt, dass auch Verbrecher des Assad-Regimes bisweilen eigentlich kaum wirklich verfolgt.

00:14:50: Ich

00:14:50: glaube, weil die Zeit auch nicht da ist.

00:14:51: Also wir haben es ja beide.

00:14:52: jetzt wechseln immer zu den Bedingungen der während der Dreharbeiten.

00:14:54: Wir haben ja beide das erlebt.

00:14:58: Neben der humanitären Katastrophe, neben der städtebaulichen Katastrophe, jetzt auch noch irgendwie die Aufarbeitung dieser Massenmorde in diesen Vordergewängnissen, an diesen Verbrechen zu begleiten ist ja völlig unmöglich, weil da fehlt auch das Personal für.

00:15:10: Also ich glaube, die Menschen, die da jetzt Teil dieser HTS-Miliz sind, können glaube ich nicht mal lesen und schreiben viele von denen.

00:15:17: Natürlich nicht.

00:15:18: Und ich meine, das ist ja auch wieder so, weil man jetzt mal dieses Kernproblem zurück ... ... ganz, ganz, ganz verkürzt zusammenbricht.

00:15:24: Es gibt ja immer diese Bedürfnispyramiden, ... ... ganz unten sind wir so mit Essen, ... ... Versorgung, blieb, blubblub, ... ... dann kommt danach Kultur ... ... und dann kommt da drüber Luxus.

00:15:33: So.

00:15:34: Und immer erst, wenn ich das eine habe, ... ... kann ich das

00:15:36: zum nächsten.

00:15:36: Und wir haben nicht mal Essen.

00:15:38: So, und wir stehen gerade bei diesem Punkt ... ... das noch nicht mal die ... ... Versorgung mit Nahrungsmitteln ... ... und Medizin im Land ausreichend ... ... zur Verfügung steht.

00:15:47: Und urteilen aber jetzt schon darüber, ... ... dass Themen wie Politik und Kultur ... in diesem Land nicht unseren Vorstellungen sprechen.

00:15:55: Und da läuft halt was falsch.

00:15:56: Sag mal, wie fandest du das eigentlich?

00:15:58: Das fand ich am krassesten den Unterschied zwischen vor Ort und den Nachrichten.

00:16:01: Weil wir, als wir beide ja in Syrien waren, haben wir ja dieses wirklich krass miterleben können, wie Nachrichten in Deutschland sind und wie es sich vor Ort angeführt hat.

00:16:07: Hast du das auch so wahrgenommen, wie ich, dass die Stimmung vor Ort eigentlich viel bedrückter und viel erschöpfter war, als es dann die Tagesschaubilder hergegeben haben?

00:16:14: Ich hatte das Gefühl mit der Tagesschau, so ein Biggest Party auf Damaskus.

00:16:19: Und die Wirklichkeit war dann aber so ... Eigentlich so Alltag und Erschöpfung.

00:16:23: Also ich glaube in Teilen, ja, ich glaube, diese Biggest Party auf der Maske, das Bilder waren ja nicht falsch.

00:16:28: Es wurde ja gefilmt.

00:16:30: Und da war auch ein Weihnachtsmarkt im Übrigen,

00:16:31: der zu

00:16:32: gut war.

00:16:32: Direkt daneben.

00:16:33: Ich

00:16:33: war krank.

00:16:34: Stimmt, du warst ja krank, du hast diesen Weihnachtsmarkt verpasst.

00:16:36: Ja.

00:16:37: Und ich glaube, das ist so dieser eine Punkt.

00:16:43: Also diese Bilder sind ja nicht falsch.

00:16:44: Gleichzeitig haben aber ganz viele Bilder halt gefehlt.

00:16:46: Also die Bilder, der... Familien haben gefehlt.

00:16:50: Ich glaube im Übrigen auch, also jetzt ohne, obwohl ich große Werbung machen möchte, aber ich glaube zum Beispiel bei uns im Film mit Karin, der ja auch im Film sehr lange seine Geschichte erzählt und wir folgen ja wirklich von seinen Gefängnissen bis zu seinem zerbombten Haus.

00:17:05: Ich finde es halt tatsächlich erstaunlich, dass wir ein Jahr später haben und es eigentlich, also ich konnte keine einzige Geschichte finden, wo eine Person so lange gefolgt wurde, wie Karim in den westlichen Fernsehen.

00:17:20: Das ist ja beeindruckend.

00:17:21: Das ist ja so dieser Punkt, wo ich da stehe, okay, wir hatten immer die Zahlen und dann haben wir gesagt, okay, ist es super schwer, die Gesichter hinter den Zahlen zu bekommen, weil es so gefährlich ist.

00:17:29: Und auf einmal ist es da nicht.

00:17:31: Und so ein Jahr später, und ich habe irgendwie so das Gefühl, dass was deutsche Formate angeht, zumindest...

00:17:37: Das haben wir oft diskutiert, dass du für so ein Format ... Hier kann ich es drastischer sagen, als du früher beim Frühstücksfernsehen.

00:17:44: Du bist deine Schinkenscheibe.

00:17:46: Du bist das Stück Schinken, und wir wickeln dieses extrem komplizierte Thema Syrien und den Zustandssyriens und die Ungerechtigkeiten in diesem Land in dich ein.

00:17:56: Nee, du wickelst dieses Thema ein, damit man sich das anguckt.

00:17:59: Es ist nachvollziehbarer für ein deutsches Publikum, wenn eine deutsche Person das erzählt.

00:18:04: Es gibt, ich glaube ... Von wem war das?

00:18:07: Es gab auch Deutsche unter den Opfern.

00:18:10: Es ist ja so eine berühmte Schlagzeile, die man so macht.

00:18:13: Und dann liest du's.

00:18:14: Wenn jetzt zum Beispiel, seit Beispiel, diese Teneriffer-Welle, die jetzt da irgendwie Leute getötet hat auf Teneriffer, jetzt ist plötzlich heute auch drei Deutsche unter den Opfern.

00:18:22: Und damit erzeugst du ganz bewusst ein Interesse an diesem Thema.

00:18:27: Und ich war auf so eine unheimliche, zynische Art dankbar.

00:18:32: Nicht zynisch, das ist das falsche Wort.

00:18:33: Ähm, wie sagt man so?

00:18:36: Abgehärtet.

00:18:37: Auf so eine abgehärtete Art, dankbar, dass wir mit dir diese Geschichte erzählen können.

00:18:41: Weil ich wusste, hätte ich deine Geschichte zu diesem Zeitpunkt nicht, hätten wir nicht schon zwei Jahre recherchiert zu diesem Zeitpunkt, als Assad gestürzt wurde.

00:18:48: Wir werden niemals in Syrien gefahren.

00:18:50: Wir hätten nie einen Film gemacht für Prosymen über Syrien, wenn nicht du der Anlass dafür gewesen wärst.

00:18:55: Ja.

00:18:56: Und ich glaub auch, um da halt noch mal zurückzukommen zu diesen Bildern.

00:19:00: Diese Bilder von Menschen wie zum Beispiel Karim haben gefehlt.

00:19:03: Generell, Bilder von dem Schrecken haben größtenteils gefehlt.

00:19:07: Also klar, wir haben alle diese Erst-P-Bilder aus Setnaja gesehen.

00:19:11: Aber das war's auch so, ne?

00:19:13: Und ich glaub, das ist so einer der krassesten Sachen, meiner Meinung nach, die halt so in dieser Berichterstattung danach geblieben ist.

00:19:19: Man hatte die Möglichkeit, aber die Menschen sind Zahlen geblieben.

00:19:22: Ja, ich glaube, das war das Traurige ist eigentlich ... Also, um ein anderes Beispiel zu sehen, bei der Olympiade-Übertragung letztes Jahr.

00:19:30: ist die einzige Sache, an die ich mich erinnern kann, diese Breakdance-Rin aus Australien.

00:19:34: Und so einen ähnlichen Moment gibt es auch in der Syrien-Berichterstattung.

00:19:37: Das eine der Dinge, die mir in der Berichterstattung in Erinnerung geblieben sind, ist diese CNN- Reporterin, die auf diesen Werter reingefallen ist, der so getan hat, als wäre er ein Gefangener.

00:19:48: Und dann so sich wundern, dass er so rauskommt aus diesem Gefängnis und dann so frisch rasiert aus diesem Gefängnis rauskommt und sie eben diese Geschichte erzählt von diesem Mann, der jetzt hier gerade in der Sekunde, in der sie ... Vor diesem Gefängnis ist aus diesem Gefängnis Raustritt.

00:20:02: Das ist das, woran ich mich erinnere.

00:20:04: Das ist ja auch so, das ist doch scheiße, dass die einzigen Bilder sind, die hängen geblieben sind.

00:20:08: Also, ich hab natürlich noch die eigene Erfahrung vor Ort.

00:20:10: Aber ich glaub, es geht vielen Menschen so.

00:20:12: Wenn du sagst in Syrien, Dezember, denken Leute daran.

00:20:16: Ja, natürlich.

00:20:17: Und ich glaube aber auch teilweise, weil alles andere einfach auch viel zu schwer zu verkraften

00:20:21: ist.

00:20:21: Ist es auch, dass die Sache war so?

00:20:23: So, ne?

00:20:23: Und das ist halt, glaube ich, wirklich so, sage ich, diese Formulierung heute schon zum dritten Mal, glaube ich, aber so dieses, wenn auf einmal aus vermisstem Tote werden.

00:20:30: Und du bist halt da, wo das passiert.

00:20:33: Du bist da, als die Leute ihre vermissten Kinder suchen.

00:20:36: Du bist dabei, du stehst neben denen, während die verzweifelt wird.

00:20:40: Das ist auch so krass gewesen.

00:20:41: Da gab es diese Offenboden, also Foreset-Nahjah, auf dem Boden aus dem Fenster geworfener Akten.

00:20:46: Und die Leute haben einfach so ganz random diese Akten hochgehoben und einfach raufgeguckt, ob da irgendwas zu lesen ist.

00:20:52: Oder in Fahrfalastin-Gefängnis, wo diese Kiste mit Reisepässen aufgetaut

00:20:56: ist.

00:20:56: Warum heißt dieses Gefängnis eigentlich Fahrfalastin?

00:21:00: Also

00:21:00: Palästina.

00:21:01: Genau,

00:21:01: das ist die Palästina-Abteilung sozusagen damals.

00:21:05: Das

00:21:06: ist das Gefängnis, in dem du gesessen hast?

00:21:07: Genau, also das ist ja der Militärgeheimdienst, der dahinter steckt.

00:21:11: Und wurde damals, also war auch damals ein bisschen auch so mit diesem Thematik-Spionage-Abwehr und sowas betraut.

00:21:18: Und wurde halt, weil die Badpartei, also diese Partei von Bashar al-Assad, hat ja immer sich sehr sehr palästina-solidarisch erklärt.

00:21:28: Und wurde so im Zuge dessen, also es gibt verschiedene Sachen, die nach Palästina benannt.

00:21:32: Andere sagen, weil es gerade auch für die Palästinenser, weil man auch sehr viel damals die Thematik bekämpft mit der Muslimbruderschaft und sowas da tätig war.

00:21:42: Und weil halt viele Palästinenser in der Muslimbruderschaft aktiv waren.

00:21:45: Also es gibt verschiedene Äußerungen.

00:21:48: Aber gleichzeitig gibt es gerade so in der Bad ganz, ganz viele Zusammenhänge sozusagen mit Palästina.

00:21:58: Das ist natürlich auch so ein bisschen historisch im Panarbarismus begründet, was gerade auch zum Beispiel damals diese Zeit als Ägypten und Syrien auf dem Papier sich zu einem Staat verbunden haben, zum Beispiel in diesem Panarbarismus.

00:22:13: Und dazwischen war halt, weil man in Israel nicht anerkannt hat, Palästina.

00:22:18: Und Palästina war sozusagen immer so dieses Bindeglied für alle zu diesem großen arabischen Staat, weil dazwischen dieser Fremdkörper Israel gelegen hat.

00:22:27: Also zumindest in der Ideologie der Bad.

00:22:30: Und gleichzeitig muss man natürlich sagen, wir waren in Yamuk, wir haben gesehen, was der palästinensischen Bevölkerung in Syrien angetan.

00:22:39: Yamuk

00:22:39: ist ein Stadtteil von Damaskus, ein Randbezirk von Damaskus.

00:22:46: Da hat auch Karim gewohnt, oder zumindest er hat dort gelebt und hat uns da seine Wohnung gezeigt.

00:22:50: Das kann man sich nicht vorstellen, wie zerbombt es ist.

00:22:52: Genau.

00:22:52: Das kann man

00:22:52: sich wirklich nicht vorstellen.

00:22:53: Das ist, glaub ich, genau das, was man aus Gaza sieht.

00:22:56: Ja.

00:22:57: Ist dort so ... Und wann waren die großen Bombardements?

00:23:00: Ich glaub, so im Jahr zwei Tausend Fünfzehn war so diese finale Zerstörung.

00:23:03: Also, vor zehn Jahren ... Seit zehn Jahren liegt da dieser Bezirk in Schutt und Asche.

00:23:07: Seit zehn Jahren liegen die Leichen unter diesem Schutt.

00:23:11: Ja.

00:23:11: Und nä, ich meine, das ist halt, glaub ich auch, das ist wieder so ein Punkt, wo man immer sagen kann, so Jamuk, also das war mal ein geflüchteten Lager, was sich halt über die Jahre zur Großstadt entwickelt hat.

00:23:25: Und das ist wieder mal ein trauriges Beispiel für Palästinenser, für die sich keiner interessiert.

00:23:30: Genauso wie sich keiner für die geflüchteten Jordanien interessiert oder die im Libanon.

00:23:35: So, und, ja.

00:23:43: Ich hab irgendwie so an unseren Dreharbeiten so hart sie waren, so schwer sie uns verletzt haben mit dem, was wir gesehen und gefühlt haben dort.

00:23:52: Es ist irgendwie so ein ganz besonderer Ort auch, als wir da waren.

00:23:55: Man kann sich ändern dieses Morgens, wenn wir dann in diesem einen Restaurant Frühstücken waren.

00:24:00: Ich hab vergessen, wie es heißt, diese Pizza-Variante, die syrische.

00:24:05: mit Satah oben auf diesem Gewürz.

00:24:07: Und dann saßen wir da irgendwie zu zehn, das ganze Team haben da dieses gegessen, haben irgendwie ewig lange Kolasiros getrunken und Kaffee getrunken, bzw.

00:24:15: sehr schlechten Kaffee getrunken.

00:24:18: Und dann ging es irgendwann der Arbeitstag los.

00:24:19: Und irgendwie dieses ... auch dann bin ich manchmal rausgegangen und hab mich diese Kreuzung dargestellt.

00:24:25: Und statt dann alleine in Damaskus an dieser Kreuzung, diese Taxis, die an einem vorbeifahren, es war alles so friedlich.

00:24:33: Also, man hat richtig gemerkt, an dieser Stelle ... Weil der Rest des Landes war nicht friedlich.

00:24:37: Aber an dieser einen Stelle war ein kleines Aufatmen stattgefunden.

00:24:40: Das fand ich so schön.

00:24:42: Und irgendwie würde ich gerne wissen, wie es ein Jahr später aussieht.

00:24:44: Ich würde gerne wissen, was ist da los?

00:24:46: Wie fühlt sich die Ecke an?

00:24:47: Ich tatsächlich auch.

00:24:49: Ich glaube, natürlich ein Punkt.

00:24:51: Und ich glaube, das ist auch wieder ein bisschen dieses, wo man sagen muss, wo der Schein trügt.

00:24:57: Als wir da waren, war ein Moment der Euphorie.

00:24:59: Und ich glaube, auch in der Mehrheit der Bevölkerung der Maske gab es einen Moment der Hoffnung.

00:25:04: weil natürlich auf einmal nach Jahren der Isolation so dieser Punkt kommt.

00:25:09: okay wir öffnen uns jetzt vielleicht wieder nach außen oder vielleicht wird jetzt alles besser so.

00:25:15: und leider ist ja von dieser Besserung auch gerade so von der Besserung der Sozialverhältnisse für die Menschen bisher nicht viel passiert.

00:25:23: und ich frage mich tatsächlich auch so okay wenn wir jetzt hingehen würden wie ist die Stimmung jetzt so wie so?

00:25:28: ne und wann ist der Punkt wenn sich Dinge nicht verändern wenn es in Frustration umschlägt so Ich glaube, da stehen weiterhin noch spannende Zeiten in Syrien zum Beispiel bevor.

00:25:38: Was war dein Lieblings-behind-the-scenes-Moment während der Dreharbeiten?

00:25:44: Also mein Lieblings-behind-the-scenes-Moment war tatsächlich zum einen als ich abends mit Johanna und Chiara noch auf dem Bazaar war.

00:26:00: Kurz erklären, wer Johanna und Chiara sind.

00:26:01: Es sind

00:26:01: auch zwei gut befreundete Journalisten von uns.

00:26:05: Und wir dann einfach so dieses Zurück laufen.

00:26:08: Also wir sind ja dann zurück zum Hotel gelaufen von dort.

00:26:10: Und das war einfach so total schön, weil wir sind dann halt so... Stimmt, du

00:26:13: wolltest so ein Schachbrett, wolltest du kaufen?

00:26:14: Nee, das war ja... Das haben wir am letzten Tag

00:26:15: geholt.

00:26:15: Ich habe das mitgenommen, beim letzten Tag erst.

00:26:18: Aber das war einfach total schön, weil du da so entlang gelaufen bist und sie gerade so die ganzen Garagentore von den Markt-Hallen am Umstreichen waren.

00:26:25: Neue Fahne drauf.

00:26:27: Ein Stern

00:26:27: mehr.

00:26:27: Ja.

00:26:28: Das war eigentlich ganz schön und ich fand auch tatsächlich auch diese Demonstration am Ende.

00:26:32: Oder am Freitag, die fand ich auch wahnsinnig beeindruckend einfach.

00:26:37: Kannst du dich erinnern, als wir selber, wir hatten ja auch so einen halben Tag mal kurz oder einen Vierteltag kurz frei und sind auch auf diesen Markt gegangen.

00:26:43: Kannst du dich erinnern, wie da bei uns allen so eine Art Mini-PTBS gekickt hat, wo wir alle dachten, hier passiert doch gleich was.

00:26:50: Ja also... Dieser

00:26:51: ultra volle Markt und wir sind da so so mega ängstlich.

00:26:55: Ganz eng, ich hatte so richtig Panikattac gefasst.

00:26:58: Das auch Theorist hat das gespürt.

00:26:59: Mensa hat es, ich weiß nicht, ob du auch gemerkt hast.

00:27:01: Und dann hat ja irgendjemand das geknallt.

00:27:04: Dann hab ich ja ein todes Schreck bekommen.

00:27:06: Da hast du dann auch richtig gemerkt.

00:27:08: Kein lustiger Moment.

00:27:09: Da hast du aber richtig gemerkt, was diese Reise an, wie Serdi an einem gezehrt hat.

00:27:14: Ich glaube auch einfach, weil das war ja auch ... Das war unser letzter Tag.

00:27:18: Wir wollten alle unbedingt noch irgendwas mitnehmen von dort.

00:27:22: Und ich glaub, das war auch einfach so.

00:27:24: der Stress dann und die Erschöpfung, die auch einfach da war.

00:27:28: Plus, da war ja dann auch der Shitstorm.

00:27:30: Der Shitstorm hat bei dir angefangen.

00:27:31: Du warst schon permanent am Handy nur noch.

00:27:34: Dann hatten wir noch diesen Zeitdruck, dass wir auch noch am selben Tag noch über die Grenze mussten.

00:27:40: Stimmt.

00:27:41: Die Grenze ging ja auch zu.

00:27:42: Das war halt so, komm wir überhaupt noch rüber, komm wir überhaupt noch in den Libanon rein.

00:27:45: Genau.

00:27:46: Ich glaube, das einzige Souvenir, was ich habe aus dem Land, ist wirklich so ein Patch, was wir auf dem Boden gefunden haben, so ein Schulter, also so ein Abzeichen, so ein Aufnäher auf der Uniform, wo Assad drauf ist.

00:27:57: Das ist, glaube ich, das einzige Souvenir, was ich habe von dieser Reise.

00:28:00: Dann müssen wir noch mal hin.

00:28:02: Ich würde ja gerne.

00:28:03: Und ich glaube, wir werden auch noch mal hinfahren.

00:28:04: Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir uns noch mal angucken werden.

00:28:07: Ich glaube auch einfach, dass es halt auch einfach noch total viel dazu erzählt.

00:28:10: Ist die

00:28:10: Geschichte, das habe.

00:28:11: ich frage mich immer, ist die Geschichte für dich jetzt eigentlich auserzählt?

00:28:13: Nee, also mein Verhörer ist ja weiterhin noch... Aber wir, wir, wir, wir spoilern das nicht.

00:28:19: Die Geschichte ist für mich noch nicht zu Ende.

00:28:20: Es gibt noch wahnsinnig viele Sachen, die ich gerne erleben würde.

00:28:24: Wie erklären wir eigentlich den Leuten?

00:28:25: Es gibt ja so ein paar Szenen in dem Film, wo man so sieht, wie wir so galgenhumorisch sind.

00:28:29: Das ist so ganz schwer zu erklären, finde ich.

00:28:32: Ich glaub, das ist immer, ich höre immer so True Crime-Podcasts und dann sagt so einer von denen, ich glaub, das ist Mordlust.

00:28:39: Die sagen dann immer so, ja, ab und zu lachen wir auch.

00:28:42: Das ist aber... Comic Relief und nicht dispektierlich gemeint.

00:28:48: Das glaubst du den hier Standardsatz.

00:28:50: Ich glaube auch, ja, finde man kann sich immer sehr darüber aufregen.

00:28:56: Ich meine, ich habe halt diese Vorteile Position.

00:28:59: Dir ist es passiert.

00:28:59: Dir

00:29:00: ist es passiert.

00:29:00: Also da kann man sich jetzt natürlich in den Kommentarspalten aufregen, wenn ich mal ab und zu hier und da einen blöden Spruch bringe.

00:29:07: Also auch

00:29:07: für die, die es nicht wissen, haben wir schon gesagt, wir haben noch gar nicht erzählt, was passiert ist.

00:29:12: Ja, also für dies nicht wissen.

00:29:13: Ich war selber, habe eine für eine Hilfsorganisation gearbeitet und bin dann durch den syrischen Militärgeheimdienst entführt worden, im Gefängnis in Damaskus.

00:29:20: Ich habe schon wieder

00:29:24: zu lachen.

00:29:27: Jetzt danach habe ich als Security für Tilo gearbeitet, habe ihn auf Corona-Demos begleitet als Sicherheitsmann.

00:29:33: Ich, wie der Eindruck heute früh im Frühstücksfernsehen entstehen konnte.

00:29:36: Martin und Thilo haben sich auf Corona-Demos kennengelernt.

00:29:39: Ja, und dann ist irgendwie dieses Projekt entstanden.

00:29:42: Und jetzt sind wir hier, waren dann wieder in Syrien.

00:29:45: Ja, nee, und ich glaube, das ist halt irgendwie...

00:29:48: Ich glaube, die kürzeste Version.

00:29:49: Die wehgemachte Version, ja.

00:29:50: Aber

00:29:50: es gibt auch für die, die es interessiert und uns noch nicht wissen.

00:29:52: Es gibt mehrere Folgen, wie meine Großmutter sagen würde.

00:29:57: unseres Gesprächs und was in Syrien passiert ist.

00:30:00: Das ist eine der meistgehörtesten Folgen dieses Podcasts.

00:30:03: Martin erzählt, sehr detailliert, was in Syrien passiert ist.

00:30:06: Ja.

00:30:08: Ich sag mal so, das ist ja auch so eine Konfrontation immer.

00:30:12: Und ich muss auch sagen, natürlich gab es auch tatsächlich auch von mir, also an mir, gab es schon Kritik in meinem Umgang mit dieser Sache zum Beispiel.

00:30:21: Die kam aber ... soweit ich mich erinnere eigentlich nie von syrischen personen.

00:30:26: die kam erst recht nicht von anderen heftling so sondern wie würde man es am besten sagen es waren eigentlich immer meistens deutsche gerade auf dem weg zu einem erhöhten bildungsgrad würde ich mal sagen.

00:30:41: die also so.

00:30:43: ne also ich mein weiß ich nicht glaube dass auch immer so dieser umgang damit.

00:30:48: ich glaube keiner hat so oft wie ich gesagt dass ich besser behandelt wurde als die Jury im Gefängnis.

00:30:55: Und ich brauche dann dementsprechend keine akademisierte Person, die es mit Sicherheit auch nicht böse meint, die mir dann nochmal erklärt, dass mein Straight-Wide-Mail-Privileged mir damit Sicherheit geholfen hätte.

00:31:10: Ja, das ist natürlich schon so

00:31:11: so.

00:31:11: Ich glaube, das ist aber auch eine Frau von Hilflosigkeit.

00:31:13: Also man will was dazu sagen.

00:31:15: Ja, total.

00:31:16: Aber das sind dann so Momente, wo ich dann halt sage und das sind dann auch meistens die Leute, die dann kritisieren, wenn ich jetzt in Teilen einen morbiden Humor damit habe.

00:31:27: Ich meine, es sind generell mir ja auch im Gefängnis Sachen passiert, wo es immer so einen bitteren Beigeschmack hat, wenn, sag ich mal, männliche Heteropersonen darüber sprechen.

00:31:40: Gerade irgendwie, wenn es um Thema Themen wie körperliche Gewalt geht.

00:31:48: Klingt total dumm, aber da bin ich mir auch bewusst in diesen Debatten, dass man da immer ungern Männer hat, die da was dazu sagen, aus einer Opferperspektive.

00:31:57: Das verstehe ich nicht.

00:31:58: Also ich erkläre das mal noch ein bisschen genauer.

00:32:01: Sind wir so ein bisschen ausgeschweiften, ne?

00:32:03: Schon wieder.

00:32:04: Ist doch passiert.

00:32:05: Naja, ich glaube, gerade irgendwie, wenn es so um Thematiken wie z.B.

00:32:10: sexualisierte Gewalt geht oder so was, so.

00:32:13: Und ich mal sage, keine Ahnung, ich habe ja auch über das, was mir da passiert, ist ja auch teilweise schon wirklich morbide, böse, witzig gemacht.

00:32:25: Und da hatte ich das schon teilweise, und auch da wieder, das ist nicht aus Kreisen anderer Gefangener auf gar keinen Fall, aber das dann oft Personen kommen, die eigentlich überhaupt gar nichts mit der Materie zu tun haben.

00:32:41: und die aber dann mir in den belehrenden Tonen versucht haben, irgendwas abzusprechen.

00:32:48: So.

00:32:49: Und das ist natürlich wild.

00:32:51: Und wenn dann aus solchen Kreisen oft auch mein, um dann wieder zurück zu diesem Thema zu kommen, mein Morbida-Umgang damit in Frage gestellt wird, frage ich mich natürlich, Sag mal, wer seid ihr eigentlich?

00:33:03: So.

00:33:04: Weiß ich mein, es gibt auf der einen Seite, gibt es irgendjemanden, der mir gedacht hat, in dem Verhör einen Schlagstock in den Hintern stecken zu müssen?

00:33:11: So, und dann gibt's dich, der mir jetzt vorschreiben möchte, wie ich damit umgehen soll.

00:33:16: Und das ist doch irgendwie falsch.

00:33:18: Also nicht dich als dich, aber du weißt, was ich meine.

00:33:20: Ich

00:33:20: weiß, was du meinst.

00:33:20: Ähm... Bist du noch in Therapie?

00:33:25: Ich bin immer noch in Therapie.

00:33:26: Das wird auch wahrscheinlich noch eine ganze Weile so weitergehen, einfach, weil... Ich meine, weiß ich nicht.

00:33:31: Es gehen Leute, die sind ein Jahr in Therapie, weil die einmal im Leben ausgeraubt wurden.

00:33:35: So.

00:33:36: Ich wurde, äh, achtundvierzig Tage an diesem Ort eingesperrt, so.

00:33:40: Also, ich hab das Gefühl, ich kann mein ganzes Leben darüber reden.

00:33:43: Du redest auch viel.

00:33:45: Wir kennen uns ja wirklich jetzt auch schon lange.

00:33:48: Und du hast einem ja auch irgendwann die Erlaubnis gegeben, hey, da brich mich, wenn ich zu viel rede.

00:33:52: Du redest wirklich viel darüber.

00:33:54: Aber das ist so dieses ... Das macht man.

00:33:56: Wenn man eine traumatische Erfahrung hat, hast du das Bedürfnis, davon sehr viel zu reden, sehr viel zu erzählen.

00:34:01: Ja, es ist ja vor allem halt auch einfach so ein Indikator, wie präsent das Thema immer

00:34:04: noch ist.

00:34:04: Ja, wie präsent ist das Thema.

00:34:06: Das ist jetzt natürlich heute meine Million präsent, weil ich war im Saat-Eins-Frühstücks-Fernsehen.

00:34:11: Ich kann es ja nur noch mal sagen, ich war im Saat-Eins-Frühstücks-Fernsehen.

00:34:17: Also heute ist es präsenter?

00:34:18: Heute ist es präsenter, genau.

00:34:20: Heute war es ja über den ganzen Land präsent auf den Bildschirm der deutschen Bevölkerung.

00:34:25: TV Star

00:34:26: Martin Lautmann.

00:34:27: Genau, nee, aber natürlich ist es was, was jeden Tag da ist.

00:34:31: Und ich finde aber auch, dass es auch okay ist, dass es jeden Tag da ist.

00:34:36: Also, ich glaube generell sind das Sachen, die eine Berechtigung haben, da zu sein, wenn Leute davon betroffen sind.

00:34:44: Martin.

00:34:45: Tilo.

00:34:47: Vielen Dank.

00:34:48: Gerne.

00:34:48: Für alle, die mehr von Martin und mir hören wollen, jeden Montag, wenn ich nicht gerade unterwegs bin, auf Patreon, amr-recap, was passiert in der Welt?

00:34:58: Perfekt.

00:34:59: Und wer noch mehr von Martin und mir möchte, heute Abend um zwanzig und fünfzehn, auf ProSieben, Martin und ich in Süden.