alles muss raus - mit Thilo Mischke

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00:00:00: Du wirst dich daran erinnern.

00:00:01: und selbst, wenn du dich daran erinnerst und sagst, boah, das hat mich so geärgert, was die da gemacht haben, sehe ich überhaupt nicht so, oder?

00:00:07: Das war so wahnsinnig lang, okay, langweilig ist jetzt vielleicht nicht so schön oder so, aber es gibt ja auch Leute, die hinterher aufstehen und entsetzt sind.

00:00:15: Ich meine, so was Altenutisches wie Theater kann so provozieren,

00:00:20: ist das nicht toll?

00:00:21: Ständig frage ich mich Dinge.

00:00:23: Tag ein, Tag aus.

00:00:24: Und will verstehen, wie dieses oder jenes funktioniert.

00:00:29: Egal ob in Politik, Gesellschaft, Kultur oder Naturwissenschaft.

00:00:33: Es gibt so viel, was mich interessiert, was neu ist, was ich lernen kann.

00:00:37: Deswegen teilen hier bei alles muss raus Menschen ihre Perspektive, ihren Standpunkt, ihr Wissen, ihre Haltung.

00:00:45: Und in dieser Woche hat mich folgende Frage beschäftigt.

00:00:49: Stürbt gerade die Kultur aus?

00:01:09: Ich spreche heute mit einer Frau, die den deutschen Kulturbetrieb seit Jahrzehnten von innen kennt.

00:01:15: als Schauspielerin, Musikerin, Autoren und vor allem als jemand, der nicht nur spielt, sondern auch widerspricht, wenn es um Kunst und ihre Bedingungen geht.

00:01:26: Katja Riemann.

00:01:28: Wir reden in diesem Gespräch über ein System, das gerade massiv unter Druck steht.

00:01:31: Theater, Orchester, freie Szene, Häuser, die gekürzt werden, Intendanzen, die wackeln Ensembles, die ihre Verträge verlieren.

00:01:38: Während der Staat Schulden abbaut, wird zuerst bei Kunst, Bildung und sozialen Angeboten gespart und gleichzeitig erleben Künstlerinnen wie Katja Steuerprüfung, Selbstsensur, die Angst vor rechtspopulistischen Angriffen und eine Politik, die Kultur oft eher als nice to have behandelt als als demokratische Grundversorgung.

00:01:58: Mit Katja Riemann will ich darüber sprechen, was diese Entwicklung konkret bedeutet für die Menschen auf und hinter der Bühne für das Publikum und für eine Gesellschaft, in der eine rechtsextreme Partei Kulturförderung, öffentlich-rechtliche Medien und NGOs am liebsten abschaffen wird.

00:02:13: Wir reden über Zensur und Selbstzensur über Intendanten als Bestimmer, ganzer Häuser, über die Frage, wie lange man Kunst noch riskieren kann und ob wir uns irgendwann nur noch auf Netflix betäuben, während die Bühnen vor unserer Haustür verschwinden.

00:02:26: Und natürlich geht es auch um ein sehr konkretes Beispiel aus ihrem eigenen Arbeiten.

00:02:30: Das Theaterstück Division, das Katja Riemann gemeinsam mit ihrer Tochter Paula Romy geschrieben hat und am Renaissance Theater spielt.

00:02:36: Ein Haus, dem in den nächsten Jahren genau die Mittel gestrichen werden sollen, die es braucht, um solche Produktionen überhaupt zu ermöglichen.

00:02:43: An diesem Stück kann man sehr genau sehen, worum es eigentlich geht, wenn wir über Kulturkürzung reden.

00:02:48: Nicht nur um Zahlen, sondern um Räume, in denen Menschen gemeinsam etwas erleben, was kein Stream der Welt ersetzen kann.

00:02:56: Und was ich besonders an diesem Gespräch mochte, ist, dass ich vollkommen ohne Scheu auch richtig dofe Fragen stellen durfte.

00:03:04: Ich wünsche euch viel Spaß mit Katja Riemann und ich hoffe, ihr seid danach, ihr wisst schon, schlauer, so wie ich es war nach diesem Gespräch mit Katja Riemann.

00:03:13: Redaktionsschluss für die heutige Folge war am Montag, der siebzehnste November, zweitausendzwanzig

00:03:23: um achtzehnt Uhr.

00:03:25: Das ist so wie am Flughafen, wo es wirklich immer noch Leute gibt, die so eine Pulle Wasser mitnehmen.

00:03:30: Und dann an dem Scanner erwischt werden?

00:03:32: Ja, was heißt erwischt werden?

00:03:34: Diese Berge von Wasserflaschen, so gibt es einfach in jeder Vorstellung, gibt es auf jeden Fall einen Telefonklingeln.

00:03:42: Ich war ja im Theater, ich war an einem deiner Stücke.

00:03:47: Und zwar habe ich mir die Vision angeguckt und da ist es auch passiert.

00:03:52: Da hat auch ... Du hast

00:03:53: die Vision geguckt?

00:03:53: Ja.

00:03:54: Mein Stück?

00:03:54: Ja.

00:03:55: Haben wir danach gesprochen?

00:03:56: Nein.

00:03:56: Das ist

00:03:57: doch das West-Berlin mit deiner ...

00:03:59: West-Berlin.

00:04:00: Immer musst du sie eben aufs Brot schmieren.

00:04:02: Im Renaissance-Theater.

00:04:04: Wo du Seraphina ...

00:04:05: Du hast die Vision gesehen?

00:04:06: Wir haben darüber niemals gesprochen.

00:04:08: Das können wir jetzt tun.

00:04:10: Wann hast du das geguckt?

00:04:11: Ich will dich nicht erschrecken, aber wir waren danach auch Mittagessen.

00:04:15: Also Abendessen noch mit Maja Göppel zusammen.

00:04:16: Ach

00:04:17: so, natürlich.

00:04:17: Ach

00:04:18: Gott.

00:04:19: Aber ist das

00:04:20: peinlich?

00:04:21: Ist das so eine angehende Demenz oder so

00:04:23: was?

00:04:24: Nein.

00:04:24: Ich kann mich

00:04:24: ganz genau dran erinnern, natürlich, mit Maya und du saß da noch mit einer Freundin.

00:04:28: Genau.

00:04:29: Natürlich, ja.

00:04:29: Ich hab mich so gefreut, dass du gekommen bist.

00:04:31: Aber wir haben nie darüber gesprochen irgendwie.

00:04:34: Das machen wir, tatsächlich machen wir das jetzt, weil ich finde, ich habe mehrere Beobachtungen gemacht an diesem Abend, die ich mit dir besprechen will, die du mir vielleicht auch erklären kannst.

00:04:43: Die erste Beobachtung ist, warum fühlt sich das Renaissance Theater Ein bisschen anders an als würde ich zum Beispiel ins Gorki gehen.

00:04:51: Was ist der Grund dafür?

00:04:52: Wo ich

00:04:52: auch spiele, meine sehr verehrten

00:04:54: Damen und Herren.

00:04:55: Also für die, die es nicht wissen, das Maxim Gorki Theater ist ein Theater in Berlin.

00:04:59: Das ist

00:04:59: im Osten viel los.

00:05:01: Das hat nichts miteinander zu tun.

00:05:02: Und das Renaissance Theater ist im Westen, es hat Spiel aber keine Rolle, aber der Vibe ist am Renaissance Theater ein anderer.

00:05:09: Und ich frage dich nach diesem Vibe, warum ist der so ein bisschen, und das ist wertfrei.

00:05:12: Wie würdest du denn die unterschiedlichen Vibes beschreiben?

00:05:17: Wollen?

00:05:19: Also

00:05:19: aus

00:05:20: deiner Perspektive?

00:05:20: Ja, das Gorky Theater ist so gestreamlined.

00:05:25: Oh, einen ähnlichen

00:05:26: Ausdruck.

00:05:27: Also das ist so, alles ist sehr so auf diese Theatererfahrung ausgemacht, auf die der geübte Theatergänge oder das Renaissance Theater hat.

00:05:36: so, da strahlt eine größere Wärme aus.

00:05:39: muss ich einfach so beschreiben.

00:05:41: Du kommst in diesen Vorbereich, bevor man in diesen Zuschauer, in den Theaterraum kommt.

00:05:45: In das Foyer, danke schön.

00:05:46: Und dort ist es wärmer.

00:05:48: Da ist es menschlich wärmer.

00:05:49: Und das ist das, was

00:05:50: ich gefühlt habe.

00:05:51: Und ich wollte dich als Profi, als Mensch der verschiedene Foyers auf dieser Welt schon kennengelernt hat, fragen, was ist der Grund dafür, dass dieses Foyer sich plötzlich so ein bisschen anders angeführt hat?

00:06:01: Oh wow, das sind jetzt so wahnsinnig viele Themen.

00:06:03: Also wir gehen ja jetzt direkt volle Pullereien,

00:06:06: oder?

00:06:08: Finde ich gut.

00:06:08: Vielleicht können wir ja kurz um auch die Zuhörenden so ein bisschen mitzunehmen.

00:06:13: Kurz nochmal erläutern, das gebe ich ehrlich zu meinem Interesse, dieses Stück Division.

00:06:19: Ich finde, du kannst es auch in Englisch aussprechen, wenn du möchtest.

00:06:22: Divisionteilung, das ist ein Stück, das haben meine Tochter Paula Rumi und ich zusammengeschrieben, für das Renaissance-Theater.

00:06:30: Also wir sind die Autorinnen dieses Stückes.

00:06:32: Ein Personenstück.

00:06:34: Sie hat es inszeniert.

00:06:35: Ich habe es gespielt, war ihr Theaterdebüt.

00:06:38: Weil Gunbert Warns, der Intendant des Hauses, langjähriger Freund von mir, tatsächlich keine Angst hat vor jungen Leuten.

00:06:45: Es haben ja ganz viele Menschen mal Angst vor jungen Leuten, dass man denen dann plötzlich Verantwortung gibt.

00:06:50: Da zittern alle.

00:06:51: Das kann man ja auch irgendwie nicht verstehen.

00:06:53: Und dann haben wir das eben oft gespielt mit großem Erfolg.

00:06:56: Und jetzt spielen wir es im Januar vom vierzehnten bis zwanzigsten Januar wieder jeden Tag.

00:07:02: So.

00:07:03: Und bevor wir darüber sprechen, worum es geht, in dem Stück nun zu deiner Frage, bezüglich des Streamlinings und der Wärme.

00:07:11: Also was man auf jeden Fall mal sagen kann, hat wahrscheinlich keine richtige Antwort oder zufriedenstellende Antwort darauf, was man sagen kann, ist, dass eine ist ein halbstaatliches Theater, das Renaissance Theater.

00:07:27: Das heißt, die müssen wirklich Tickets verkaufen.

00:07:30: Und was wir ja in Deutschland haben oder im deutschsprachigen Raum haben, Österreich und Schweiz inkludiert, ist eben eine Unterstützung seitens des Staates für Kultur, also auch in diesem Fall für performative Kunst.

00:07:46: Deswegen ist, glaube ich, das deutschsprachige Theater, das Sprechtheater sagen wir jetzt mal konkret, so besonders.

00:07:54: und so unvergleichbar mit vielen anderen, weil man sich über die Dekaden hinweg entwickeln konnte, Sachen ausprobieren konnte und nicht in diesem kommerzialisierten Zwang war, permanent zu unterhalten und möglichst viele Tickets zu verkaufen.

00:08:12: Und so gab es halt die Bühne und die Plattformen und die Möglichkeiten für diese Krassen Leute wie Schlingen Sief und Kastorf und René Paulisch und jetzt eben der neue Shooting Star, ganz sicherlich Florentino Holzinger aus der Volksbühne, aber auch Lena Brasch, mit der ich jetzt das Vergnügen hatte zu arbeiten.

00:08:35: Dann ist das Renaissance Theater, obwohl das stimmt gar nicht.

00:08:39: Man würde jetzt denken, sind das alles so ältere Dudes?

00:08:42: Stimmt aber eigentlich nicht.

00:08:43: Es kommt ein bisschen dann auch auf das Stück an.

00:08:45: Wir haben uns beide eigentlich Das erste Mal richtig professionell zusammengearbeitet haben wir uns ja, haben wir in einem Theater, da habe ich ein Interview mit dir gefühlt für ein Projekt, über das wir heute nicht reden oder dass wir später nochmal reden werden.

00:08:55: Und ich fand das total interessant, mit dir ein Gespräch über das Theater im Theater zu führen.

00:08:58: Und ich bin, für mich ist es so, viele Männer ab Mitte vierzig beginnen so eine Journey, wo sie sich dann nochmal verändern und nochmal so neu positionieren.

00:09:06: Und bei mir merke ich richtig, ist es Theater durch Akteurinnen wie zum Beispiel dich, die mich so vollkommen ohne Scheu an die Hand nehmen und mir diesen, die Angst vor dem Theater nehmen und sagen so, jetzt reist dich mal zusammen, jetzt setzt dich da rein und guckt dir das bitte gefälligst an und dann können wir darüber dann nachreden.

00:09:23: Was ist deiner Meinung nach der Grund dafür, dass Menschen sich so ein bisschen, wirklich ein bisschen fürchten vor dem Theater?

00:09:29: Dass z.B.

00:09:29: Matsji Hitjo im Podcast sagt, der möchte da nicht mehr so hin, da wird man ja immer angebrüllt.

00:09:33: Wie kriegen wir das weg, diese Klischees in dem Kopf?

00:09:37: Und woher kommt diese deiner Meinung nach der Respekt?

00:09:40: schrägst durch die Angst vor dem Theater?

00:09:44: Das ist ein bisschen schwierig für mich zu beantworten, weil ich das nicht habe.

00:09:47: Aber kennst du Leute?

00:09:48: Das ist ja deine Perspektive auf.

00:09:51: Also ich kann sagen, wenn Theater langweilig ist, ist das wirklich ganz schlimm.

00:09:57: Aber wenn Theater interessant ist, wird sich klug, aufklärend, inspirativ und mitnehmt.

00:10:03: Das ist einfach das Beste auf der Welt.

00:10:05: Das finde ich toll.

00:10:06: Also, alleine, wie du das gerade gesagt hast, sofort lustig abbrechen lassen.

00:10:11: Ja, du guckst doch mein Stück in Hannover an, da wird es dir so gehen.

00:10:14: Weißt du, ich hatte so eine Assoziation, das ist wie Drogen nehmen.

00:10:18: Du hast einmal ein Theatererlebnis, was so krass ist, was dich so reinzieht, wo der Mund dir offen steht, wo z.B.

00:10:24: du deinen Monolog macht bei Divisionen.

00:10:27: Dieser Abschluss, dieser ganz große Abschlussmonolog.

00:10:29: Mir stand der Mund offen.

00:10:30: Und man heisst so ein bisschen diesem Gefühl nach.

00:10:34: Das nächste Stück muss das wieder erfüllen.

00:10:35: Das nächste Stück soll wieder dieses Gefühl bei mir auslösen.

00:10:38: Meinst du, wir werden bessere Theatergänger, wenn wir mehr nach Gefühl ins Theater gehen?

00:10:42: Wenn wir sagen, ich will was fühlen, ich möchte mitfühlen.

00:10:46: Ich glaube,

00:10:47: grundsätzlich ist es nie falsch, wenn man seinem Gefühl folgt.

00:10:51: Egal, was man tut oder unternimmt.

00:10:55: Aber ich habe oft das Gefühl, dass es so performativ ist.

00:11:02: Man geht ins Theater, weil man ins Theater gehen soll.

00:11:06: In meinem sozialen Umwelt wird mir das manchmal so gespiegelt.

00:11:08: Das ist das, warum ich so eine Scheu entwickelt habe.

00:11:10: Und du sie wieder abbaust, diese Scheu, was ich toll finde.

00:11:14: Ja, ich glaube, das ist immer ganz gut, mit der Freude zu gehen, weil man Bock hat.

00:11:16: Und das macht ganz sicherlich im Sprechtheater, auch in der Literatur ja auch so, macht ja immer Sinn.

00:11:24: Wenn du Friends hast, weißt du mit denen du ähnlich tippst, oder auch KollegInnen, die dir einen Tipp geben oder so, und sagen, guck dir das mal an, guck das, so gucke ich mir auch Stücke an in Berlin.

00:11:35: Jetzt bin ich in einer sehr schönen Position, dass da an verschiedenen Häusern eben auch Freunde oder Kollegen von mir spielen, die ich kenne.

00:11:43: Und dann kann ich sagen, ah, was soll ich mir angucken bei euch am Haus?

00:11:46: So, weißt du?

00:11:47: Und dann gibt's so eine kleine Recommendation, eine kleine Empfehlung.

00:11:50: Das ist auf jeden Fall immer ganz gut.

00:11:52: Und plötzlich hat man dann hängt so ein Regienname in deinem Kopf.

00:11:57: Weißt du?

00:11:58: Oder ein Autorinnennamen, wo du sagst, das find ich so eine super Inszenierung.

00:12:03: Gibt's von der oder dem noch was anderes?

00:12:05: Das würde mich auch noch interessieren.

00:12:07: Weißt du, das ist ja letztlich ... Es ist ja in allen Berufen dann irgendwie ... ähnlich, wie man sich so Stück für Stück sein Musaik, auf dem man läuft, bildet.

00:12:16: Und das macht ja immer Sinn, wenn man mit dem Impresse und der Freude geht.

00:12:22: Also ich hatte zum Beispiel eine Freundin, Regisseurin, die mochte eigentlich überhaupt keine Stücke, außer denen, die sie selber inszeniert hat.

00:12:30: Und wenn der was nicht gefiel, dann ging die nicht raus oder so.

00:12:34: sondern dann fing die an sich zu schminken.

00:12:36: und ich konnte immer, wenn ich sie abends noch auf den Drink traf und sie aus dem Theater kam, an der, an der Intensität ihres Make-ups konnte ich erkennen, ob ich das Stück gefallen hatte oder nicht.

00:12:49: Ich weiß nicht, ob man die Frage beantworten kann, aber Menschen lesen zum Beispiel Bücher, weil sie sagen, das bildet mich, mein Sprachgebrauch wird besser, ich kann mich besser ausdrücken, ich kann vielleicht sogar besser schreiben.

00:12:59: Wenn Menschen ins Theater gehen, gibt es da etwas... Dass das Theater mit diesem Menschen macht, wird da etwas Besseres oder was anderes aus diesem Menschen?

00:13:07: Und was ist das?

00:13:09: Als erst mal finde ich schon super, wenn die Leute ins Theater gehen.

00:13:11: Und ich bin wirklich überzeugt, dass das ein Ort ist, an die Räume der performativen Kunst oder des performativen, was niemand sterben wird.

00:13:24: Das wird vielleicht uns irgendwann verboten werden oder zersiert werden.

00:13:28: Aber es wird es immer geben, wir müssen da in dem Punkt keine Angst vor der KI haben.

00:13:33: Als Künstlerin haben wir das ja sonst an anderen Bereichen.

00:13:36: Warum?

00:13:37: Und das ist der Vertrag, den man mit den Publikum eingeht.

00:13:43: Der niemals unterzeichnete, sondern selbstverständliche, internalisierte Vertrag, dass wir sagen, wir sitzen alle zusammen in diesem Raum, der zwischen fünfzig Personen fassen kann oder fünfzigtausend.

00:13:58: dort wird Theater gemacht, Oper, Tanz, Musik, Konzerte, Orchester, was auch immer.

00:14:03: Es wird etwas in dem Moment, wo du dich darin befindest als zuschauende Person, wird etwas hergestellt vor deinen Augen, vor deinen Ohren.

00:14:12: Das wird da produziert sozusagen und zwar zu allermeist in Gemeinschaft.

00:14:18: Nicht immer sieht man die komplette Gruppe der Gemeinschaft, die das produziert hat, weil viele eben Backstage sind, behind the scenes, aber nicht weniger aktiv sozusagen.

00:14:30: Und dieser Vertrag, dass das Publikum da sitzt und zuhört und zu sieht und nicht stört oder eier wirft oder plötzlich bringt er sich so, jetzt reicht es mir, okay, dass solche Leute gibt, habe ich auch alles erlebt oder so.

00:14:45: Aber das ist natürlich marginal.

00:14:48: Das ist ein Vertrag des allerhöchsten Respekts.

00:14:52: Und das finde ich so toll.

00:14:54: Und das Respekt den Kundschaffenden gegenüber auf der anderen Seite sind, glaube ich, alle Besuche in solchen Räumen, wie sie gerade, die sind ja divers, nicht nur Schwächtheater.

00:15:10: Das wird jeweils zum Vorgang.

00:15:11: Das ist was anderes als Netflix-Binchen auf dem Sofa.

00:15:15: Du wirst dich daran erinnern.

00:15:16: und selbst, wenn du dich daran erinnerst und sagst, boah, ich hab das, hab mich so geärgert, was die da gemacht haben, sehe ich überhaupt nicht so.

00:15:22: Das war so wahnsinnig lang, okay, lang, weil ich es jetzt vielleicht nicht so schön oder so, aber es gibt ja auch Leute, die hinterher aufstehen und entsetzt sind.

00:15:31: Ich meine, so was Altenutisches wie Theater kann so provozieren, ist das nicht toll?

00:15:36: Steht, weil du gerade Netflix gesagt hast.

00:15:39: Und das sehr stehst du mit dem, was du da tust, tatsächlich in der Konkurrenz zu Netflix?

00:15:45: Also ich würde mir das jetzt nicht so bewusst machen wollen, muss ich nochmal drüber nachdenken, aber ich merke das immer an meiner Meditationsklasse.

00:15:58: Ich komme gleich ganz schnell wieder zurück auf deine Frage.

00:16:01: Ich habe ein Donnerstass und habe meine Meditationsklasse mit einem deutschen Instruktor und Dienstag mit einem Englischen.

00:16:06: Und in den letzten zwei Monaten konnte ich kein einziges Mal das Online wahrnehmen, weil ich einfach immer Vorstellung hatte.

00:16:13: Immer, immer, immer.

00:16:15: Und dann sagte halt jemand zu mir, naja, du übst ja auch dann deinen Beruf aus, wenn wir alle frei haben.

00:16:23: Ich bin ja quasi das Unterhaltungsprogramm.

00:16:26: und Netflix ist auch Unterhaltungsprogramm.

00:16:29: Insofern gehe ich da wahrscheinlich in Konkurrenz nur mit dem Unterschied, dass man Netflix dann ja auch nachts noch angucken kann.

00:16:37: Wir fangen um halb acht an.

00:16:39: Es gab ja, ich weiß gar nicht, gibt es es eigentlich immer noch das Theatervorstellung auf Arte?

00:16:43: beziehungsweise im Fernsehen übertragen und Menschen gucken das dann und wie Fernsehen und sind dann auch begeistert.

00:16:49: Es gibt so manchmal Leute, die sagen, ja, ich habe gestern Nacht ein Theaterstück zufällig, kam ich irgendwie nachts wieder und dann lief das da und ich konnte es nicht ausschalten.

00:16:56: Und du hast es gerade so ergreifend beschrieben.

00:17:01: Ich frage mich trotzdem, wieso schaffen wir das?

00:17:03: Wieso transportiert es muss raus?

00:17:05: Ich will das also was ich jetzt erlebt habe im letzten anderthalb Jahren in diesem.

00:17:09: ich entdecke jetzt Theater für mich neu.

00:17:11: Ich will, dass das andere auch verstehen.

00:17:12: Ich will, dass ganz viele Menschen jetzt dorthin gehen und zum Beispiel dieses wir sitzen zusammen in diesem Raum und wir stehen das zusammen durch.

00:17:22: Oder

00:17:22: auch wir erleben das zusammen.

00:17:24: Also da sind ja auch so viele Gefühle.

00:17:27: Ich glaube, ich habe jetzt fünf, sieben oder acht Theaterstücke gesehen und da waren ganz oft immer so, jetzt langweilig mich ein bisschen.

00:17:34: Aber jetzt wird es wieder spannend.

00:17:35: Oh, ich habe jetzt dreißig Minuten nicht auf meine Uhr geguckt.

00:17:37: Da ist so viel, was man Nicht vorm Fernseher spürt, was man nicht zu Hause spürt, was man nicht im Kino spürt, was man nur im Theater spüren kann.

00:17:44: Und ich frage mich wirklich, wie kriegen wir das da draußen hin, dass alle kommen und alle willkommen sind im Theater?

00:17:50: Dass sich niemand, eben das war der Einsteiger in unser Gespräch, niemand so scheuen muss.

00:17:55: Das ist ein Ort, wo du einfach sein kannst.

00:17:58: Wie machen wir das?

00:17:59: Los macht es jetzt möglich.

00:18:02: Also, die Leute kommen ja, Tilo.

00:18:05: Wir haben ja ausverkaufter Häuser oder volle Häuser.

00:18:10: worüber ich sehr glücklich bin.

00:18:13: Das kann ja nicht sein, dass ich jetzt so sehr vom Glück geküsst bin, dass die Vorstellung, in denen ich nun teilnehmen darf, dass sie jetzt die einzigen sind, die voll sind.

00:18:22: Das ist nicht so.

00:18:22: Ich weiß das von meinen Kolleginnen in Hannover.

00:18:26: Da sind die Sachen, da sind die Stücke auch alle voll.

00:18:30: Die Menschen kommen umso mehr, seitdem wir wissen, dass so gekürzt werden soll.

00:18:34: Das Gefühl, das ist auch von vielen Personen dann so ihr Beitrag, dass sie sagen, wir kommen.

00:18:38: Wir wollen nicht, dass ihr weg seid.

00:18:41: Also das ist schon mal, du möchtest das jetzt vielleicht nicht mehr kommen, sondern nochmal andere Leute, oder?

00:18:49: Ich glaube, das ist eher die Frage.

00:18:49: Du hast recht, andere.

00:18:50: Das ist es so.

00:18:51: Andere Menschen, die Berührungsängste haben.

00:18:55: Ja, also was man, ich versuche ja, das so ein bisschen positiv zu konnotieren, zu sagen, was haben wir denn jetzt eigentlich schon auf der Habenseite im deutschsprachigen Raum?

00:19:07: Wir haben Theaterpreise, die kann man sich leisten, auch als arbeitslose Person, Studierender, Rentnerin.

00:19:14: Weißt du, es kostet nicht ein Ticket, hundertfünfzig Pfund, hundertsachzig Euro, wie in London.

00:19:22: London Theater.

00:19:24: ist für die Reichen und für die Touristen.

00:19:27: Das ist in Deutschland nicht so.

00:19:29: Zum anderen ist die Möglichkeit, sich das anzuschauen, überall existent.

00:19:36: Weil auch in kleineren Städten, ich weiß, ich hab mein Gera einen Gastspiel gehabt, dann kommst du am Bahnhof an und dann ist da ein Drei-Sparten-Haus.

00:19:46: Wahnsinnig schön.

00:19:47: Und die wissen, okay, wir können jede Vorstellung, ich glaube sogar nur neun oder sechzehnmal spielen, dann haben sie alle gesehen.

00:19:56: And then we have to move on.

00:19:58: Aber was ist das für einen, ja, ich will jetzt nicht Privileg sagen, das ist auch so so ausgeleiert, der Ausdruck.

00:20:08: Also was ist das für einen schönen Umstand, dass du dir Theater leisten kannst und dass es auch verfügbar ist in deiner Nähe?

00:20:18: Eine der Gründe, warum wir beide heute hier sitzen, ist ein Gespräch, was wir letzte Woche geführt haben.

00:20:21: Anfang dieser Woche.

00:20:22: Doch, letzte Woche.

00:20:24: Wir müssen darüber reden, dass gekürzt wird.

00:20:26: Wir müssen darüber reden, was mit unserer Kultur passiert.

00:20:30: Wie spürt man diese Kürzung?

00:20:33: Wie spürst du, dass gekürzt wird, dass an Kultur gekürzt wird?

00:20:37: Das kommt jetzt.

00:20:40: Was wird passieren, ist dann die Frage.

00:20:42: Ich habe jetzt die genauen Zahlen für das Späher an zwei Bühnen als freiberufliche Schauspielerin.

00:20:50: Am Maximum Gorky Theatres, das kommt in der Intendantin.

00:20:54: Ich weiß, dass der Kantine der Vertrag gekündigt wurde.

00:20:58: Ich meine, da kommt so ein schickes Restaurant rein.

00:21:00: All meinen Kolleginnen ist gekündigt worden per Brief.

00:21:04: An einem Donnerstag.

00:21:07: Auch denjenigen, die so ein Jahr vor unkündbar waren, nach fünfzehn Jahren wirst du unkündbar in einem Haus als Schauspielerin.

00:21:13: Und so was da jetzt wird, kann ich nicht sagen.

00:21:15: Darum weiß ich nicht, wie hoch da die Kürzungen sind.

00:21:18: Am Renaissance Theater sind das im Jahr zwanzig, achtzig.

00:21:22: Und im Jahr zweitausend, siebenundzwanzig werden es zweihunderttausend sein.

00:21:26: Da würde man ja denken, das ist jetzt nicht so viel.

00:21:28: Nein.

00:21:28: Also du und ich, wir machen Film.

00:21:30: Das kostet immer alles ein bisschen mehr.

00:21:32: Ja, also.

00:21:33: Genau.

00:21:34: Diese zweihunderttausend Euro ab dem ersten Jahr nur siebenzwanzig werden im Theater das Genick brechen.

00:21:38: Weil das ist genau das Geld, was man braucht für die Produktion.

00:21:43: Weil es natürlich so einen gewissen Etat gibt.

00:21:46: Ich bin jetzt kein Geschäftsführer.

00:21:48: Es gibt einen gewissen Etat, um die Räume zu mieten und das zu erhalten und das zu wärmen für das Team und so weiter und so weiter.

00:21:56: Das ist sozusagen wie die Fixkosten.

00:21:59: Und dann gibt es einen Budget, wo man sagt, und davon machen wir die Produktion.

00:22:03: Und ist dahinter dieses Spanen, ist da so eine kapitalistische Logik dahinter?

00:22:07: Wenn sich das nicht selbst trägt, dann hat es das auch verdient?

00:22:10: Also wenn der Senat muss doch wissen, das bricht dem Theater.

00:22:13: Aber

00:22:14: so wie ich das verstanden habe, muss der Berliner Senat sparen, weil die so viel Schulden haben.

00:22:18: Und sie sparen immer als Allererstes mit der Kunst.

00:22:21: Und da weiß ich manchmal nicht genau, ob ich weinen oder schreien soll.

00:22:24: Dass es einfach immer so ist, dass sich da nichts ändert.

00:22:28: Es ist immer die Kunst und das Nächste ist die Bildung.

00:22:33: Und in dem Zusammenhang natürlich alle Sozialleistungen, so wie es auch die Künstler sind, die gleichzeitig mit den Journalistinnen das Land verlassen müssen.

00:22:43: Und das, mich macht das traurig, weil wir sind ja jetzt, sagen wir mal, finanziell betrachtet, also wir als die Mäute von Kulturschaffenden, was ja jetzt nicht nur das Sprechtheater ist, sondern eben auch die Clubs und auch die ganze zeitgenössische Musik, sowohl im klassischen Bereich als auch im Pop- oder Rap-Bereich oder so.

00:23:04: Das ist ja riesig, das ist ja ein Industriezweig, weil ja viele Menschen nicht nur aus den deutschsprachigen Ländern, sondern auch international.

00:23:13: nach Berlin kommen, um hier Musik zu hören oder Theater zu sehen oder in die Clips zu gehen oder, oder, oder.

00:23:20: Die müssen ja auch ein Buch oder ein Airbnb buchen, ein Hotel oder ein Airbnb buchen oder gehen essen, la, la, la.

00:23:27: Da hängt ja noch ganz viel dran, also an Geld, was ausgegeben wird innerhalb dieser Stadt.

00:23:31: Da gibt es auch genaue Zahlen, die habe ich einfach nicht parat.

00:23:35: So, und dann weiß ich nicht genau, ob jetzt diese zweihunderttausend Euro ... die die Existenz von vielen Menschen als auch des Theaters, des Renaissance Theaters möglicherweise in Frage stellt, ob dieses Geld den Berliner Senat retten wird.

00:23:53: Ich bezweifle das sehr stark, allerdings kann man da auch, also ich weiß jetzt, zweieinertausend Euro klingt einfach für einen Senat wenig, für ein Theater sehr viel in diesem Moment.

00:24:01: Ich

00:24:01: finde das so traurig, weil auf der anderen Seite gibt es halt Steuerschulden.

00:24:06: und nicht zu knapp über eine Milliarde von natürlich den sowieso also sehr reichen, sehr starken, sehr mächtigen Organisationen und Firmen zum Allermeist Real Estate, also Immobilien, die haben Steuerschulden.

00:24:20: Da geht es nicht darum, dass die irgendwie was spenden sollen oder vielantropisch werden sollen oder so, finde ich sowieso frag wirklich diese ganze Philanthropie.

00:24:28: Und ich weiß nicht genau, warum man nicht aktiv vom Senat diese Steuerschulden eintreibt.

00:24:35: Und zwar nicht bei den Menschen, die hier irgendwie wirklich, also gerade mit ihrem Geld zu Recht kommen oder auch der Mittelschicht, sondern wirklich bei den Menschen, die, nicht bei den Menschen, sondern den Firmen, die einfach wahnsinnig, wo es um Millionen und Milliarden geht.

00:24:52: Das kann ja nicht sein.

00:24:53: Ich habe darüber halt mal so ein... irgendwie eine Artikel gelesen und darum habe ich dann nur eine halbe Wissen über die Zahlen.

00:25:00: Aber ich weiß, dass es einfach hohe Steuerschulden gibt.

00:25:04: Und wie heißt sie?

00:25:05: Die Hilbroker, so ähnlich heißt sie, heißt ein bisschen anders.

00:25:08: Eine Frau in der Staatsanwältin, die dieses ganze Cum-Ex irgendwie... Also bis heute immer noch weiter juristisch sich anschaut und die sagt, wenn man mehr investieren würde und quasi Teams zusammenstellen würde von Anwälten, um mal genau zu prüfen, wo sind denn die Steuerflüchtigen und die Steuernichtzahlenden?

00:25:30: Dann würde richtig viel Geld in die Kassen gespült werden.

00:25:34: Also

00:25:34: am Ende beschreibst du gerade das, was sicher sehr viele Sozialdemokraten, sehr viele Linke, relativ wenige CDUler, fast kaum FDPler und sowieso AfDler nicht wünschen, nämlich Texte Rich.

00:25:46: Wir müssen einfach an das Geld der Reichen ran, um eben auch sowas... Nein,

00:25:49: wir müssen die nicht besteuern.

00:25:50: Wir müssen die Steuern, die sie sowieso schon zahlen

00:25:54: sollten,

00:25:54: die sollte man mal holen.

00:25:56: Ja, das ist damit eingeschlossen in dieser Forderung.

00:25:59: Aber wie ich kann dir sagen, wer die Steuerprüfung kriegt, das kriegen die Künstler.

00:26:03: In Berlin.

00:26:03: Ich hatte

00:26:04: tatsächlich vor drei Jahren eine Steuerprüfung.

00:26:05: Ja, ich hatte auch einen.

00:26:05: Der Master-Hiefe

00:26:06: untermeinte meine Steuerberate und alle Künstlerinnen und Künstler in Berlin werden gerade geprüft, weil die Finanzämter wissen, da können sie was holen, weil wir nämlich alle zudemlich sind, richtig Steuern einzureichen.

00:26:15: und dann irgendwie reichen wir eine Restaurantquittung ein und vergessen aber den Computer einzureichen.

00:26:19: Genau, sozusagen sie holen sie es dann von denen, bei denen sie es wissen können, da kriegen sie es, bei den Kulturschaffenden, weil sie eben nicht richtig die Steuererklärung machen können.

00:26:27: So, jetzt ist aber die Frage, wenn du sagst, dass es beginnt bei der Kultur, Dann geht es über die Kulturschaffende, geht es an den Journalisten, geht es an alle anderen.

00:26:36: Hast du das Gefühl, du liest die politische Entwicklung gerade ab in unserer Kulturszene, in der Kulturbranche, so wie sich gerade die Gesellschaft entwickelt?

00:26:43: Achtundzwanzig Prozent AfD.

00:26:45: Spürt man das auch in der Kulturbranche?

00:26:47: Die musst du mir irgendwie nochmal stellen, die Frage.

00:26:50: Also es gibt ja ein großes Abrücken von staatlicher Förderung, beispielsweise der AfD.

00:26:54: Die wollen kinden.

00:26:55: Die wollen keine, wie heißt es, GEZ-Gebühren, die wollen, dass Theater nicht mehr gefördert werden.

00:27:00: Die wollen, dass, die wollen die NGOs abschaffen.

00:27:03: Ja, genau, wollen aber auch keinen öffentlich-rechtlichen...

00:27:06: Genau, keinen öffentlich-rechtlichen.

00:27:08: Die möchten das nicht mehr, was sie selbst als Indoktenationen bezeichnen, als Kultur, also die Kulturschaffenden, die die Gesellschaft Form nach Maßstäben, die nicht der AfD entsprechen.

00:27:19: Und jetzt haben wir ja eine Umfrage wert, der deutschen Bevölkerung würde am Sonntag... diese Partei wählen.

00:27:24: Zusammen mit einer sehr konservativen CDU sind es fünfzig Prozent konservative Stimmen, die ein mittelmäßiges Interesse an Kultur haben.

00:27:31: Und die Frage, die ich dir stelle ist, spürt man das jetzt schon.

00:27:34: Den Einfluss darf.

00:27:36: Den

00:27:36: Einfluss dieses konservativen, dieser konservativen Werte in unserer Gesellschaft, weil der Raum, an dem du ja arbeitest in Theater, ist ja ein Raum, wo ganz viele Experimente gemacht werden, wo man frei sein kann, wo Dinge geschehen, die eine konservative Regierung, eine konservative ein rechtsextremer Partei ja nicht möchte.

00:27:55: Und wenn die Hälfte im Prinzip dieser Bevölkerung AfD und CDU wählen würde, muss das ja in diese Räume reinreichen, auf irgendeiner Art und Weise.

00:28:03: Ich weiß nicht genau, ob das mit...

00:28:05: Oder sind diese Räume immun vor dieser Renaissance des Konservativen?

00:28:10: Nee,

00:28:10: auf keinen Fall.

00:28:11: Auf keinen Fall sind sie immun.

00:28:13: und du darfst nicht vergessen, das ist ja immer die Angst vor Zensur.

00:28:16: Es gibt ja auch schon in anderen Ländern, in Ungarn, auch in Polen, partiell.

00:28:19: Es gab es ja in Deutschland ganz krass, also... Und dann gibt es ja etwas, was ja ganz furchtbar ist, dass die Selbstzinsur.

00:28:27: Und ist die Frage, was machen wir denn auf den Bühnenur?

00:28:31: Was machen wir grundsätzlich in allen Spaten des kulturellen oder künstlerischen Kreativen?

00:28:36: Was erzählen wir?

00:28:38: Wo gibt es die?

00:28:39: vielleicht auch das Bedürfnis nach der Reflexion von gesellschaftlichen Zusammenhängen oder auch politischen?

00:28:48: Also ich finde, das ist das, was mich interessiert.

00:28:53: Wie ich das Spiegel und in künstrische Zusammenhänge einfließen lasse, ohne dass es deswegen ein Dokumentarfilm ist oder Dokumentarprojekt.

00:29:05: Das ist meine Weise.

00:29:08: Ich finde aber andererseits, dass es wirklich großartige Kunst gegen kann, die nicht politisch oder nicht gesellschaftsrelevant ist.

00:29:14: Es ist nicht so, dass man sagt, nur politische Kunst ist gute Kunst, es ist totaler Quatsch.

00:29:20: Und andersrum.

00:29:22: Ich denke, dass es insofern indirekt, hoffe, dass ich die Frage richtig beantworten kann, natürlich ist es ein Thema überall, vor allem im Theaterbereich.

00:29:36: Und ich arbeite ja auch mit klassischen Musikern.

00:29:38: Dort ist es auch ein Thema.

00:29:41: Und das hat natürlich damit zu tun, was können wir für abende gestalten, damit die Leute sich das ansehen.

00:29:50: Und in der klassischen Musik ist es interessant, dass meine Kollegen mir da gesagt haben, rein musikalische Abende mit sehr guten Musiker, die nicht berühmt sind.

00:30:02: Sie sagen, das geht fast gar nicht mehr.

00:30:04: Du brauchst entweder die Big Names oder du brauchst irgendwie was Entertainendes, was ein bisschen leichter im Zugang hat.

00:30:09: Und ich mach ja so literarisch musikalische Abende.

00:30:13: Also für mich ist eher die Frage, Wie positionieren wir

00:30:16: uns

00:30:17: jetzt?

00:30:18: Worüber erzählen wir heute zu diesem Zeitpunkt?

00:30:22: Also vier Jahre vor der nächsten?

00:30:24: Also fast eigentlich nur drei.

00:30:26: Es hat sich ja jetzt alles geändert, ne?

00:30:28: Also es wäre dann ja im Anfang des Jahres neunundzwanzig.

00:30:32: Wie nutzen wir da die Zeit, um in irgendeiner Art und Weise zu berichten?

00:30:39: Liebe Leute.

00:30:40: Es ist wirklich also das Angebot.

00:30:41: Der Blumenstrauß, der euch auf Patreons zur Verfügung gestellt wird, ist wirklich der schönste Blumenstrauß der Welt.

00:30:46: Und es ist kein fertig straußiger Tankstelle, nee.

00:30:49: Es ist ein individuell zusammengesteckter Strauß, schönster Blumen.

00:30:54: Diese Woche für die Patreons gibt es.

00:30:57: Eine Folge über die App-Steam-Files.

00:30:59: Was die bedeuten?

00:31:00: Ich rede darüber mit dem Korrespondenten der von Tier Online in Washington und mit Martin Lautwein, der einen kleinen Dieb-Dive anbietet.

00:31:08: Es gibt diese Woche einen AMR Extra.

00:31:10: Ich weiß immer die ganzen Rubriken nicht.

00:31:12: Ich rede mit Sabine Minninger, mit der ich letzte Woche gesprochen habe, auf der COP.

00:31:16: Sie ist gerade drüben.

00:31:16: Wir machen für die Patreons nochmal extra Content.

00:31:18: Wie ist die Situation eigentlich vor Ort mit all diesen Protesten?

00:31:21: Wie fühlt sich das an, da vor Ort irgendwie über die Klimazukunft der Welt zu entscheiden?

00:31:25: Außerdem gibt es Freitag wieder die Themenkonferenz.

00:31:27: Und ja, mit unserem neuen Social Media Experten Jelle gibt es so viel mehr Content, der in Zukunft noch kommen wird.

00:31:35: Und Leute, haltet euch fest, bewegt Bild-Content.

00:31:38: Und wisst ihr was?

00:31:39: Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer.

00:31:42: Hier spricht Katharina aus der Redaktion.

00:31:45: Tilo hat es ja gerade schon erwähnt.

00:31:47: Auf unserem Patreon-Kanal gibt es Unmengen an Extra-Inhalten.

00:31:51: So auch ein passendes Arme-Extra zu dieser Folge.

00:31:55: Ein Gespräch zwischen Leo, unserem Audio-Producer, seinem früheren Professor für Kulturpolitik, Alex Endres und mir, Katharina.

00:32:05: Die Folge findet ihr auf Patreon.

00:32:08: Wisst ihr, wer das möglich macht?

00:32:10: All diejenigen, die uns auf Patreon unterstützen.

00:32:13: Mit drei, fünf oder neun Euro.

00:32:15: Deswegen unterstützt du uns, macht unabhängigen Journalismus möglich.

00:32:18: Und jetzt weiter viel Spaß mit dem Gespräch mit Katja Riemann.

00:32:21: Bereitet man sich darauf vor, auf diese Zeit, die dann jetzt vielleicht neunundzwanzig kommt, mit einer AfD in der Regierungsbeteiligung, kann man sich darauf vorbereiten, als Kulturbefug... Ja,

00:32:34: frage ich dich.

00:32:35: Kann ich direkt so zurückgeben?

00:32:37: Du als Kriegsberichterstatter mit all dem, was du machst.

00:32:41: Also wir bereiten uns tatsächlich darauf vor, dass wir diesen Journalismus nicht mehr so machen können, wie wir ihn heute machen, insbesondere weil die Haltung unserer Produkte, die wir machen, nicht mehr passt die Zeit.

00:32:55: Und man sieht ja jetzt auch, dass reiche Unternehmerinnen sich Medien schon jetzt kaufen und politische Positionen ausprobieren.

00:33:02: und den Markt auch beeinflussen mit diesen politischen Positionen.

00:33:05: Die einen werden sagen, dass es Pressefreiheit ist.

00:33:08: Ich würde sagen, dass es Pressefreiheit im entfernteren Sinne, weil wenn sich ein Icehockey-Miljadär News hält, ist das ja eine Absicht.

00:33:19: Ich habe nichts dagegen, natürlich nicht, dass es News auf diesem Markt gibt.

00:33:23: Aber Miljadäre, die sich Nachrichten kaufen, finde ich total interessant.

00:33:26: Und die nächste Stufe ist ja nicht mehr ihre kaufen sich Nachrichten, sondern die nächste Stufe ist mehr.

00:33:30: ihre kaufen sich soziale Netzwerke und nehmen Einfluss.

00:33:34: Und nehmen Einfluss auf politische Haltung und kann manipulieren und Präsidenten

00:33:38: machen.

00:33:38: Ja, und geben da natürlich auch gewisse Regeln vor.

00:33:41: Und darum sage ich, ist das, was in diesem Zusammenhang, also das, was ich sehe, ist die Selbstsensur, dass man lieber ein bisschen vorsichtig ist oder sagt, nee, lass uns mal irgendwie was machen mit Tanzen und Singen.

00:33:55: Weißt du?

00:33:56: Und wo ich das ganz extrem sehe, ist im Filmbereich.

00:34:00: Ein so Kino, das ist ja eigentlich so meine Hauptbaustelle gewesen.

00:34:04: Über twenty-fünf Jahre.

00:34:07: Das ist jetzt wirklich sehr durch Corona.

00:34:11: Und dann immer stärker werden Streaming-Plattformen beschädigt worden.

00:34:17: Die Kinokultur.

00:34:19: Aber was wird denn da gemacht?

00:34:24: Vergessen wir jetzt mal die Dokumentarfilme oder so, ne?

00:34:27: Das hat ja irgendein kleineres, ist ja eine kleinere Nische.

00:34:30: Also was sind die Themen, die gemacht werden?

00:34:34: Oder auch die Streaming-Plattform Deutschland?

00:34:41: Also ich will dem immer nicht so, mit meinem Gesicht siehst du jetzt gerade den Vorwurf.

00:34:45: Ich will dem aber nicht so einen Vorwurf geben, weil letztendlich ist es das, was sehr viele gucken wollen.

00:34:49: Und in Zeiten wie diesen kann man es auch niemandem verübeln, dass man sich lieber ablenkt mit einer Reality Show.

00:34:54: Aber was ist die Konsequenz davon?

00:34:56: Was bedeutet das für uns als Gesellschaft, wenn wir uns alle jetzt erst mal ablenken müssen?

00:34:59: Ich

00:34:59: glaube fest daran, dass man Tee, dass man Filme machen kann, bei denen es diese Substanz haben, die resonieren mit aktuellen... Zeitgeschehen und trotzdem kommerziell sind.

00:35:14: Ich glaube fest daran, dass das geht.

00:35:17: Ich glaube, die Amis machen es ja regelmäßig auch vor.

00:35:19: Absolut.

00:35:19: Die Amis machen das, den machen das, die Franzosen, die Engländer, du siehst das überall.

00:35:23: Und Deutschland gibt es eben nur, dass das halt so ganz schwer und sprechen auch alle ganz langsam.

00:35:29: Es ist auch ein bisschen dunkel und dramatische Musik.

00:35:32: Oder es ist dann so was mit Singen und Tanzen.

00:35:35: Und

00:35:36: ich war früher Tänzerin und hatte eine Band.

00:35:40: Ich glaube, dass das zusammengeht.

00:35:44: Und das hat man hier vielleicht nicht entdeckt.

00:35:47: Es ist vermutlich durch die Nazis alles zerstört worden, ermordet worden oder auseinanders getrieben worden.

00:35:54: Und danach hat sich das nie wieder aufgebaut.

00:35:56: Also diese Art von Filmen, wir haben ja ein bisschen was versucht in den Neunzigern, als ich anfing, Filme zu machen.

00:36:02: So, und es gibt ja auch immer wieder tolle Sachen, das darf man nicht vergessen.

00:36:06: Aber es gibt auch den Ausspruch, naja, ist ein deutscher Film.

00:36:08: Gibt es ja auch immer diese Abschätzigkeit da drin?

00:36:10: Ja, das

00:36:11: ist sehr traurig, ja.

00:36:12: Das kann ja gar nicht gut sein.

00:36:14: Also diese Annahme schon, weil es eben aus Deutschland ist, weil es eine deutsche Serie oder ein deutschen Film ist, kann es gar nicht so gut sein wie andere, was natürlich totaler Quatsch ist.

00:36:21: Es gibt natürlich

00:36:22: auch

00:36:22: guten deutschen Filmen, es gibt tolle deutsche Serien.

00:36:25: Aber es hat ein Selbstbewusstseinsproblem, dieses Medium.

00:36:28: Aber nicht beim Theater, dann?

00:36:29: Naja,

00:36:30: das Ding ist natürlich, dass das Film eine Menge Geld kostet und dass der hier auch finanziert wird durch Förderungsanstalten.

00:36:37: Ich glaube, es heißt nicht Anstalt.

00:36:39: Und ich inzwischen erlebt habe, dass viele Produktionsfirmen auch so ein bisschen entmachtet wurden, weil wenn die quasi keine Partner finden, öffentlich-rechtlich nur auch privaten Fernsehen oder auf den Streaming-Plattformen, dann kann man keinen Film mehr drehen.

00:36:55: Du brauchst halt immer dieses Konglomerat aus vielen verschiedenen Positionen, um irgendwie ein Film finanzieren zu können.

00:37:02: Und ich habe über zwei Jahre in Weg mit einem ganz verrückten schottischen Autoren versucht, eine Serie über Klimawandel, Klimakatastrophe zu machen.

00:37:13: Ich habe gesagt, ich will, dass es total kommerziell wird.

00:37:15: Ich will, dass es witzig ist.

00:37:17: Wir brauchen richtig krasse Figuren, sodass in die Mitte der Gesellschaft rutscht.

00:37:21: Wie so ein Trojanisches Pferd, das man hinterher ist, denkt, krass, warte mal, das gibt es wirklich.

00:37:26: Das ist ja jetzt erfunden.

00:37:27: Ach, war gar nicht erfunden, basierend auf.

00:37:32: Wir hatten eine Produzentin, die hat das geliebt.

00:37:34: Ich hätte die Hauptrolle gespielt und die haben niemanden gefunden.

00:37:38: Wir haben niemanden, wir haben keinen Partner gefunden auf diesen ganzen Plattformen und Kanälen.

00:37:44: Weil zu schwer ... Ach, weil Klimawandel ... Angst,

00:37:46: Angst, Angst.

00:37:47: Ja.

00:37:48: Diese Angst.

00:37:49: War das mal anders?

00:37:50: German

00:37:50: Angst.

00:37:51: Hast du ... Ich meine, du hast

00:37:52: ... Ja, das war ganz anders.

00:37:54: Wann war die wenigste German-Angstzeit im deutschen Film?

00:37:57: Als es überhaupt gar kein deutschen Film gab?

00:37:59: und da waren ja so ein paar handvolle Leute, ich war noch auf der Schauspielschule und haben so, also ich will wirklich nicht Oma erzählt vom Krieg oder so was machen.

00:38:08: Das ist ja spannend.

00:38:09: Ja, aber es war schon so, dass wir, das waren Regiepersonen, die ich kennengelernt habe.

00:38:16: Damals war ich ja noch im München am Theater.

00:38:18: Und wir haben keine Berührungsängste mit kommerziellem Film.

00:38:22: Da gab es ja zu dem Zeitpunkt große internationale Regisseure und Regisseurinnen, die bis heute Filme drehen.

00:38:32: Also Wim Wenders allen.

00:38:34: Vor allem jeder Wim Wenders Film ist ein Meisterwerk.

00:38:37: Ich bin sein größter Fan.

00:38:40: Aber das sind internationale Leute.

00:38:42: Wir haben gesagt, wir wollen Filme drehen hier in diesem Land, für die Leute in diesem Land.

00:38:46: Und genau das, was du gerade gesagt hast, Thilo sagt, wir möchten ja, wenn die Menschen vor den Multiplexen stehen und sagen, was gucken wir uns heute an, dass die eben nicht sagen, ah, das ist ein deutscher Film, den gucke ich mir nicht an, sondern sagen, oh, den gucke ich mir jetzt an.

00:38:58: So, und so haben wir dann angefangen, Filme zu machen.

00:39:01: Ganz ohne Geld.

00:39:02: Und was ist schiefgelaufen, dass jetzt die German Angst herrscht?

00:39:05: Das weiß ich nicht.

00:39:06: Keine Ahnung.

00:39:06: Vielleicht ist kein, ich weiß es nicht.

00:39:08: Also, das sind ja inzwischen, wir sind ja alles... zwischen alten Leuten, die wir im Neunzigern angefangen haben.

00:39:15: Heißt,

00:39:15: dass es keinen guten Nachwuchs gibt oder zu wenig Nachwuchs?

00:39:18: Doch,

00:39:18: ganz bestimmt gibt es, auf jeden Fall gibt es guten Nachwuchs.

00:39:22: Also was heißt auch Nachwuchs, andere Generationen, junge Leute oder so.

00:39:26: Also jemand wie Boradaktikin, der schreibt ja Drebücher, die sind ja einfach so wahnsinnig lustig.

00:39:30: Fuck you Goethe zum Beispiel, werden alle kennen.

00:39:33: Eine Trilogie, die kennt ja jetzt wirklich jedes Kind und jeder Mensch, der mal ein Kind gewesen ist und Teenager.

00:39:39: So, da kann ich mich erinnern.

00:39:41: damals auch mit Journalisten drüber gesprochen, die das dann auch so ein bisschen dispektierlich, so ein bisschen abgewertet.

00:39:49: Ja, es im Community ist ja nicht so.

00:39:50: Und da habe ich gesagt, Moment, Moment, sind wahrscheinlich die moralischen Filme die Kenner, auch wenn ich jetzt mitgespielt habe.

00:39:58: Der erste Film erzählt, geh zur Schule, macht euer ABG zur Schule.

00:40:02: Der zweite Film sagt, seid nicht zu euren Eltern.

00:40:05: Und der dritte Film sagt, hört auf euch zu mobben.

00:40:08: Ich sage, das sind ja alles drei Botschaften, wenn wir das alles machen würden, wenn wir diese drei Botschaften durchführen würden.

00:40:15: Jede Person, von eighty-fünf Millionen Leuten in Deutschland, das wäre das Klima ein bisschen anderes.

00:40:19: So abgesehen davon ist es ein High School Film, die gab es zuletzt mit Peter Krauss und Cornelia Frobius in den fucking Fünfzigern oder sechstiger Jahren und die Hauptrolle der Films

00:40:30: Star.

00:40:31: Das

00:40:32: ist ein migrantischer junger Mann.

00:40:34: Jetzt nennen wir mal die Films Stars.

00:40:37: die migrantisch sind.

00:40:39: Ich hoffe, es ist jetzt nicht despektierlich, dieses Wort zu benutzen.

00:40:42: Ich weiß nicht, wie ich es anders sagen soll.

00:40:43: Aber das heißt, ja, ich bin eigentlich schon fertig, das zu sagen.

00:40:48: So, also Boradaktikin ist natürlich, so ist jetzt auch ein Kumpel von mir und der macht ja wirklich ganz tolle Filme.

00:40:55: Es geht da, glaube ich, nicht um die Filme-Macher, sondern es geht darum, wer die Entscheider innen sind.

00:41:02: Das ist auch im Fernsehen auch so, das versteh ich ja gar nicht.

00:41:05: Da kennst du dich besser aus.

00:41:08: Schiss, bzw.

00:41:09: Angst, ist in den letzten vier, fünf Jahren der größte Ratgeber geworden.

00:41:13: Ach guck mal, siehst du?

00:41:16: Ich kenn's ja...

00:41:16: Erzähl mir davon.

00:41:17: Ich kenn's aus dem Printjournalismus.

00:41:19: Da hab ich's als Erstes erfahren, weil es die erste Branche war, die gestorben ist, die ich beim Sterben beobachten konnte.

00:41:26: Wer will denn jetzt noch Printhefte lesen?

00:41:27: Der Print ist tot, ist einfach die Tatsache.

00:41:30: Und um zu vermeiden, dass Print stirbt.

00:41:32: Das finde ich eine interessante Entwicklung oder Beobachtung, die ich damals gemacht habe.

00:41:36: Beim Stern zum Beispiel war Angst.

00:41:38: Wir probieren jetzt bloß nichts Neues aus.

00:41:40: Und wenn wir was Neues ausprobieren, dann mit dem geringsten Aufwand.

00:41:44: So bloß nicht, also ich hab dann so gesagt, Leute, lass uns doch so Videos machen zu unseren Artikeln beim Stern.

00:41:50: Ja, hier hast du achtzig Euro.

00:41:53: Ja, um ein Video für eine Reportage zu machen.

00:41:58: Ich film das jetzt einfach mit meinem Handy, aber so richtig reicht es nicht.

00:42:01: So können wir nichts erreichen.

00:42:03: Und es passiert jetzt beim Fernsehen, die sind die Nächsten, die dran sind.

00:42:06: Da ist wirklich die Angst groß.

00:42:07: Ja, man ist ganz vergleichbar.

00:42:09: dann, was du sagst eigentlich.

00:42:11: Und jetzt fällt mir tatsächlich auch eine Frage dazu ein.

00:42:14: Können wir nicht vom Theater sogar lernen?

00:42:15: Weil dieses Theater existiert schon so lange und hat schon so viele Phasen.

00:42:20: durchgestanden.

00:42:21: Könnten wir nicht einfach beim Theater mal abgucken?

00:42:24: Als Medium?

00:42:26: Wie haben die das eigentlich geschafft, so lange zu überleben?

00:42:28: Ja, noch so ein bisschen weniger sich von seiner Angst leiten zu lassen.

00:42:33: Zum Beispiel?

00:42:35: Dann hast du das, was du vorhin noch gefragt hattest, der Unterschied.

00:42:39: Jetzt Maxim Gorghi, Renaissance.

00:42:42: Es gibt natürlich auch... abgesehen von den Stucken, eigentlich so eine Persönlichkeit von den verschiedenen Theatern.

00:42:49: Also wenn du weißt, du gehst ins Maxim Gorky Theater, dann hast du ungefähr so eine Definition dessen, was da stattfindet, zu Zeiten der Intendanz von Schermin Langhoff.

00:43:00: Das kann sich ändern.

00:43:02: Ich hab da auch gespielt, als Volker Hesse dort der Intendant war.

00:43:08: Mein Arbeitskollege hat die Zwischenfragen, zwei Fragen aus Unwissenheit.

00:43:14: Mein Arbeitskollege Kaspar Fischer, wir waren gerade bevor dieses Gespräch war, haben wir Mittagessen fürs Büro geholt und dann meinte, da haben wir über die Intendanzen der öffentlich-rechtlichen gesprochen.

00:43:22: Und dann fragte der mich, was macht eigentlich ein Intendant?

00:43:26: Und dann habe ich gestammelt und gesagt, na ja, der bestimmt, wie sein Haus, was die Positionierung seines Hauses ist, mit all den Werkzeugen, die ihm zur Verfügung stehen.

00:43:34: Der hält alles zusammen.

00:43:36: leitet aber auch oder hat eine Vision, wofür dieses Haus steht.

00:43:40: Redest

00:43:40: du von einem Theaterintendanten oder vom Intendanten?

00:43:43: Jetzt kommt die Frage

00:43:43: an dich.

00:43:44: Zum Beispiel, also jetzt und bei dir meine ich, was macht eigentlich ein Theaterintendant oder eine Intendantin?

00:43:48: Was ist deren Job?

00:43:50: Das ist die künstlerische Gestaltung.

00:43:52: Genau das, was ich jetzt gerade ... versucht habe zu erläutern.

00:43:55: Schelmen Langhoff hat dieses Theater, das Maxim Gorky Theater, anders definiert und gestaltet.

00:44:01: Das fängt damit an, wenn du engagierst.

00:44:04: Das fängt damit an, was du für ein Spielplan machst, was du darüber, wie das ganze Ding aussieht.

00:44:12: Also es ist wie ein Produkt, kann man das sagen?

00:44:16: Ne, nämlich ziehe ich zurück diesen Satz.

00:44:18: Es geht vor allem darum, womit beschäftigst du dich?

00:44:23: Und wie ist die Gruppe, die du quasi infused mit dem, was dich interessiert?

00:44:28: Ja, also als es gab zum Beispiel dann gleich ziemlich... Ein paar Jahre nachdem in Syrien der Krieg begangen, gab es das Exiltheater.

00:44:41: Das hatten sie dann in Istanbul gemacht, im syrischen Schauspielenden.

00:44:47: Es gab dann so eine Kooperation und ein paar Personen von dort spielen jetzt auch am Haus.

00:44:53: Also es ist die Frage, wie du dich positionierst und wie du künstlerisch dieses Haus ... wie so ein Schiff gestalt ist, bemalzt, worüber wird gesprochen, von was wird gesprochen, was ist für eine Art des Spiels.

00:45:10: Ganz anders als jetzt, sagen wir mal, das Berliner Ensemble.

00:45:15: Und das ändert sich halt schon sehr stark durch die Intendanz.

00:45:18: Noch eine Unwissenheitsfrage.

00:45:20: Kann dann nicht zum Beispiel auch eine konservative Regierung und konservative Politikerinnen bestimmen, wer Intendant wird und somit auch das Programm konservativer machen?

00:45:29: Was dann da gezeigt wird.

00:45:30: Also das dann zum Beispiel im Gorki kommt jetzt nur noch Werter von Monsters Arms.

00:45:34: Und zwar in einer ganz traditionellen Inszenierung.

00:45:36: Wir wollen hier keine Experimente.

00:45:37: Ist sowas möglich?

00:45:38: In dem Moment, wo du, das weiß ich nicht, das ist eine politische Frage, wie man so eine Demokratie oder im Umbruch sich befindliche Demokratie dann lenkt seitens des Staates.

00:45:51: Wenn du sagst, wir stellen alle Förderungssysteme ein, wer ist dann?

00:45:59: Der Bestimmer, wer die ganzen Theater in Deutschland leitet, oder werden sie abgeschlossen?

00:46:08: Also wer ist dann der Bestimmer?

00:46:10: Jetzt gibt es, glaube ich, so gewisse Richtlinien und auch immer so ein bisschen so einen intendanten Karussell.

00:46:16: Ich glaube, auch so die Möglichkeit, sich zu bewerben, da weiß man dann immer nicht genau, wer sitzt in den Gremien und kann entscheiden, wer nun die nächste Intendantenperson wird.

00:46:27: Sind da irgendwelche Buddies?

00:46:28: Das weiß ich nicht.

00:46:29: Das vermag ich nicht zu sagen, da bin ich nicht drin.

00:46:31: Aber was ich sagen kann, ist, in dem Moment, wo du diese Struktur nicht mehr hast, wer ist dann der Bestimme?

00:46:38: Ist es dann die Regierung?

00:46:41: Also gibt es dann eine Kulturperson und die sagt, ich setze jetzt Herrn X Y für das Gorki Theater ein.

00:46:48: Und diese Person ist dann verantwortlich für alles, was da passiert.

00:46:53: Und dann ist ja die Frage, wie stellt dann diese Person wieder seinen Team zusammen und was machen die da dann?

00:47:00: Noch eine Unwissenheitsfrage, danach kommen wir wieder zur richtigen Frage.

00:47:02: Warte,

00:47:03: ich muss ganz kurz, merke dir die Frage.

00:47:04: Ich erzähle dir eine Geschichte, die ich weiß, als ich Anfängerin war in München.

00:47:11: Da hatte ich mit jemandem gearbeitet, oder das war noch, nee, das war noch vorher.

00:47:16: Das war, als ich meine Hospitanz machte vor der Schauspielschule am Theater.

00:47:19: Da erzählte mir einen Regisseur, dass er, das war noch während, als die Mauer stand, dass er ... Am Deutschen Theater in Berlin ein Stück gesehen hätte und wir alle so, wow, wir waren so in Castro Brauchsel, da hatte ich meine Hospitans gemacht und so, direkt nach dem Abi.

00:47:36: Und sie sagen, wow, du warst in Berlin, nur am Deutschen Theater, da wussten wir nur so den Namen und so.

00:47:40: Und er sagte, Leute, das ist ein völlig anderes Publikum.

00:47:43: Es war voll und ich weiß nicht mehr, welches Stück das war, aber er, so seine Empfindung als Wessi war, dass das ... dass die Zuschauer so geeicht waren auf die Deschiffrierung dessen, was auf der Bühne stattfindet.

00:47:59: Weil man wusste, da wird immer kurz vorher geprüft.

00:48:01: Und ich hatte an der Schauspielschule später eine... Also in den Theaterpersonen, die Intendanten an Potsdam damals waren, die rausgeflogen ist, der dann von der Stasi irgendwie bei der Hauptprobe das Ding weggenommen wurde, das Stück nicht rausgebracht werden durfte und so weiter.

00:48:16: Und dieser Westregisseur erzählt ihr, das war so irre, weil da fanden Sachen statt auf der Bühne und ich hab dann so gelacht.

00:48:23: Und ich war immer der Erste und die Leute haben sich so angeguckt.

00:48:27: Und dann haben sie gelacht, weil sie sagten, dürfen wir das jetzt?

00:48:29: Ist das wahr?

00:48:31: Was sagen die uns gerade?

00:48:33: Und das hat mich so tief beeindruckt, als junge, heranwachsene Vessi-Studentin.

00:48:40: Also dieses Dechiffrieren, dass die Leute alle wussten, die waren alle mit ihrem Rüstzeug, sind die ins Theater gegangen, haben geguckt.

00:48:48: Okay, we will read between the lines.

00:48:52: So, und das ist dann wahrscheinlich die Herausforderung.

00:48:57: Du hast... Erzählt, dass dieses das deutschsprachige Theater in der österreichischen Schweiz in Deutschland so besonders ist, weil es eben auch gefördert werden kann, weil es dadurch viel Freiraum gibt für dieses Theater, viel Platz für Entwicklung.

00:49:09: Wie ist denn der internationale Ruf des deutschsprachigen Theaters?

00:49:12: Sehr

00:49:12: gut.

00:49:13: Man hat ja überall hin eingeladen.

00:49:15: Ja.

00:49:17: Kennst du so Stimmen im Ausland?

00:49:18: Was sagen die so über Ausländer?

00:49:21: Vom Ausland über das deutsche Theater, wenn die unser Theater betrachten, wie bewerten die denn das?

00:49:25: Also das kommt ja immer darauf an, wer das dann guckt.

00:49:27: Also sagen wir mal Theaterkolleginnen im Ausland, die sind halt richtig begeistert und die sagen, we don't have something like that.

00:49:34: Wir haben das einfach nicht, was ihr macht.

00:49:36: Das gibt es bei uns nicht.

00:49:38: So, es hat ja auch einen Grund, dass viele Leute jetzt, natürlich jetzt gerade vom Maxim Gorky Theater, dass viele dann hierher kommen, weil du kannst ja im Maxim Gorky Theater spielen, bist du jetzt, ob du jetzt, oder auch an der Volksbühne oder sowas, dann musst du jetzt nicht Deutsch sprechen können, als Schauspielende Person oder als Musikerin oder sowas.

00:49:54: Dann kannst du mitspielen.

00:49:55: Wird das dann halt übertitelt.

00:49:58: Ein Freund, ein Schauspieler, schrieb mir, er beschwerte sich bei mir, dass ich so eine dümmliche Einstellung zum Theater habe.

00:50:05: Unterkomplex.

00:50:05: Ja,

00:50:06: genau.

00:50:06: Das

00:50:06: war ja ein verfluchtes Wort.

00:50:08: Und er sagt so, weißt du, Tilo, du gehst jetzt gerade ja in Deutschland in die Theater.

00:50:12: Ich nehme, der kommt, er hat auch Verbindungen nach England und er sagt, er fährt mehrere Male im Jahr nach England, nach London, um dort auch ins Theater zu gehen.

00:50:20: Und er möchte mir jetzt dieses Theater zeigen.

00:50:23: Und er sprach mit einer ganz großen Begeisterung von diesem Theater.

00:50:26: Aber das ist ja ein Theater, wenn ich dich richtig verstanden habe.

00:50:28: Also du hattest das ja erwähnt, was nur auf Geld verdienen basiert.

00:50:34: Nein, nein, es geht nicht darum, Geld zu verdienen,

00:50:36: sondern

00:50:36: das Geld einzunehmen, um überhaupt das Theater machen zu können.

00:50:40: Die kriegen keine Unterstützung.

00:50:42: Es ist deswegen so teuer, weil da, wenn du nicht die Tickets verkaufst, hast du kein Theater.

00:50:48: Und dann gibt es natürlich ganz, ganz viel Comedy, als auch in Pups oder in ganz kleinen Off-Off-Theatern gibt es Geschichten, wo das auf jeden Fall auch günstiger ist.

00:50:58: Aber die großen ... Auf der einen Seite hast du natürlich die großen West End Musical Theater.

00:51:04: Das meine ich jetzt aber gar nicht.

00:51:05: Das ist ja ein anderes Genre.

00:51:07: Das ist ja jetzt nicht Sprechtheater.

00:51:09: Sondern was weiß ich, wie das Old Wick zum Beispiel.

00:51:12: Früher, der Nationals, Jungweg oder so.

00:51:14: Es gibt so ein paar andere Sprechtheater auch in Soho.

00:51:17: Die müssen halt ihre Tickets verkaufen, damit es das Theater überhaupt gibt.

00:51:23: Wie bewertest du das, was dort oft an diesen Theater vorgeführt wird, gespielt wird?

00:51:27: Die Tickets verkaufen müssen, wie schätzt du das ein, was da zu erleben ist?

00:51:31: Das kann ich glaube ich, also ich will das nicht bewerten.

00:51:34: Ich bin immer froh, wenn ich sehe, dass es Sprechtheater gibt und dass wir so viele Leute reingehen oder so.

00:51:40: Ich habe jetzt zuletzt was gesehen im Outlook und ich fand, das war ein ganz tolles Stück.

00:51:43: Das ist ja jetzt egal was, amerikanisches Stück.

00:51:46: Und es war auch so fantastisch gespielt und ich habe es überhaupt nicht verstanden, wie sie es inszeniert haben.

00:51:52: Was heißt das?

00:51:53: Ja, das war so eins zu eins inszeniert, was dann in dem Buch stand.

00:51:58: Also eigentlich dann am Ende gar keine Inszenierung.

00:52:00: Ich habe auch das Bühnenbild irgendwie nicht verstanden, wo ich sage, Mensch, also das bin ich nicht so ein wahnsinniger Freund von Realismen auf der Bühne, weil wir das da ja nicht brauchen.

00:52:13: Also dann kann man ja lieber den Realismus in den Film holen.

00:52:16: Und da spielen dann aber alle irgendwie so, das wird ja auch gerne machen.

00:52:19: Ich sag's jetzt nicht.

00:52:20: So, das ist doch das Interessante, dass man auf einer Bühne eben Räume kreieren kann, die jetzt nicht den Realismus bedienen, sondern etwas anderes noch erzählen.

00:52:30: Ein inhaltlichen Zusammenhang.

00:52:32: Eine Unterstützung der Geschichte, der Figur oder so.

00:52:35: Also der Raum wird sozusagen wie so ein vergrößerter Pullover der Figur.

00:52:40: Und erzählt noch was mit, anstatt jetzt ein Wohnzimmer zu sein, was so funktional ist.

00:52:46: Weißt du, was ich meine?

00:52:47: Ungefähr.

00:52:48: Ungefähr.

00:52:49: Ich möchte die ehrlich antworten.

00:52:52: Er guckt ganz verzweifelt.

00:52:54: Ich weiß gar nicht, ob ich das erzählt habe, aber ich glaube, es hatte ich dem erzählt.

00:52:56: Meine Oma war die Vorsitzende des Deutschen Theaterverband Ost.

00:52:59: Das hast du mir erzählt.

00:52:59: Genau.

00:53:00: Seit ich meine Oma kenne und die von ihrer Arbeit geredet hat, hat sie immer darüber geredet, dass die Theater nicht genug Geld haben.

00:53:06: Ab wann hat denn ein Theater genug Geld?

00:53:08: Oh,

00:53:08: ich muss, ja.

00:53:09: Gott bless deine

00:53:10: Oma.

00:53:11: Sie hat versucht, sich dafür einzusetzen, dass die Theater viel Geld bekommen.

00:53:14: Aber sie meinte, egal was man macht, das ist nie genug.

00:53:16: Es reicht nicht.

00:53:16: Und die hat natürlich auch so gekämpft für die kleinsten Bühnen, dass die erhalten bleiben, dass die offen bleiben, dass dann so Orte wie Gera oder ihr, meine Oma war eine großer Fan von Dessau, das Theater hat sie sehr geliebt.

00:53:28: Oder auch Potsdam, Potsdam war auch wie, also, so wann ist denn, also ich habe immer das Gefühl, es ist nie genug Geld fürs Theater da.

00:53:35: Ich

00:53:35: kann dir das nicht sagen, Tilo, ich kann das nicht sagen, weil ich finde, dass wir eben wirklich schon in einer privilegierten Situation sind, dass man sogar unterstützt wird.

00:53:44: Aber was ich sagen kann, ist, dass es immer irgendetwas geben wird.

00:53:50: Eine sind die Kanäle und die Streaming-Plattformen, die Leute mit dem Geld und der Macht.

00:53:56: Wir sind die Menschen mit den Ideen.

00:53:59: Und es wird es immer geben.

00:54:00: Dann spielen wir halt gegen Essen.

00:54:02: oder gegen den Schlafplatz oder so.

00:54:04: Das ist ja die Geschichte irgendwie, weißt du, von performativen Künstlern oder ich meine auch bildende Künstler.

00:54:11: Und da gibt es doch immer diese Geschichten, dass dann irgendjemand, ich glaube, Frank-Och war das, dann irgendwie ein Bild gegeben hat dafür, dass er dann eine Zeit lang irgendwie nächtigen durfte und dann später wird das dann an irgendwelche Pappnasen für Achtzig Millionen oder noch mehr Euro verkauft, weißt du?

00:54:27: Das ist ja... So, ich kann mich ja erzählen, hier noch eine Geschichte.

00:54:30: Das fand ich irgendwie auch so irre, als ich in der Schauspielschule war, wie gesagt, die Mauer gab es noch und ich habe in Prag gedreht und ich war die einzige Deutsche.

00:54:38: Das war eine tschechische Produktion und der wahnsinnig rassistische Regisseursprach französisch und mein einer Kollege sprach ein bisschen Deutsch und mein anderer Kollege sprach Englisch.

00:54:50: weil meine Übersetzerin mal die ganze Zeit krank.

00:54:53: Und ich fand das wirklich, ich fand das, das war für mich wirklich, ich glaube, es war mein zweiter Film in meinem Leben oder so.

00:54:58: Es war sehr eindrücklich.

00:55:00: Ich habe endlich das Prinzip verstanden, warum es Wodka gibt, warum man Wodka trinken muss im Osten.

00:55:07: Im Fall, der so wärmt und hat nichts

00:55:09: gemacht.

00:55:10: Wir hatten

00:55:10: ja nichts, genau.

00:55:12: Und da bin ich da mit dem Engelsprachigen Jirgis, der war der Sohn des Nationalspielers.

00:55:18: Und mit dem bin ich auch in so eine Underground-Theater gegangen.

00:55:23: Ich hab natürlich da kein Wort verstanden, weil es da auch keines hört, weil du gab, warum auch.

00:55:28: Aber ich hab gesehen, dieses ... Das war voll.

00:55:33: Und den Druck und das Anliegen, das Engagement und das Wollen.

00:55:36: Ja, das Glück der Zuschauenden, dass hier Menschen sind, die ihre Herzen gucken können und die Geschichte erzählen über die unterdrückte Freiheit.

00:55:48: Also ich versuch das mal so simplifiziert zusammenzufassen.

00:55:53: Und das hat mich so froh gemacht, weil ich dachte, es gibt sie immer überall.

00:55:57: Ich glaube, ich weiß jetzt nicht, in sozialistischen Ländern war das Theater auch irgendwie gefühlt ein stärkerer Teil der... Normalität.

00:56:04: Irgendwie

00:56:04: ja.

00:56:05: Theater gehörte einfach dazu.

00:56:07: Aber hier auch.

00:56:08: Jetzt hier und heute auch.

00:56:10: Das gibt es schon.

00:56:11: Das

00:56:11: kann ich schon sagen, weil ich spiele ja nun so viele Theater und bin auf so vielen Bühnen unterwegs.

00:56:17: Auch mit meinem klassischen Trio.

00:56:19: Also die Leute sind überall.

00:56:21: Wer ist denn da im Publikum?

00:56:22: Was ist denn das für ein Altersschnitt?

00:56:24: Was sind das für Menschen, die du da siehst, deiner Meinung nach?

00:56:26: Bei

00:56:26: den klassischen Konzerten.

00:56:28: Bei den Konzerten oder im Theater auch.

00:56:30: Also, das glaube ich, kommt ein bisschen drauf an.

00:56:32: Ich glaube, im Gorki sind die ein bisschen ... sind die ein bisschen jünger.

00:56:37: Das Renaissance-Theater haben wir ja verweiblicht mit unserem Stück.

00:56:41: Das fand ich, das haben mich so glücklich gemacht, dass dann auch so backstage junge Frauen standen und sagten, hallo, Frau Riemann, ich bin schon zweit mal da, ich komme aus Dresden und ich so, what?

00:56:52: Ja, ich war noch einen noch zurück und so, als es man so kurz spricht.

00:56:57: Die Welt der klassischen Musiker macht sich natürlich einen Sorgen, ob da junge Zuschauer jetzt kommen.

00:57:04: Das ist auch noch mal so ein eigenes Ding, weil ich bin tatsächlich... Vorletztes Jahr habe ich ein Weihnachtsfolge mit einem klassischen Musiker gemacht, weil ich großer Fan klassischer Musik bin.

00:57:13: Ach, wie schön.

00:57:14: Also klassische Musik höre ich mir sehr gerne an.

00:57:16: Ach,

00:57:16: wie toll, das freut mich.

00:57:17: Und

00:57:17: da habe ich auch eine ganz große Leidenschaft, die näher zu bringen, den Menschen...

00:57:20: Ja, so schön.

00:57:21: Weil auch da wieder, es geht nicht immer ums Verstehen.

00:57:25: Du musst nicht dahin gehen und sagen, ich will jetzt verstehen, was ich da höre, sondern gib dich dem hin.

00:57:31: Und das finde ich, das habe ich gelernt, das geht auch im Theater.

00:57:36: Gib dich dem hin.

00:57:38: Und sei da, sei präsent im Raum.

00:57:39: Und ich wollte vorhin noch was sagen, weil du beschrieben hast, was dieser Vertrag ist, den ich da, was mich sehr berührt hat.

00:57:43: Und das ist auch ein Raum, wo dein Handy nach Hose bleibt.

00:57:48: Es ist ein Raum, wo nur du ... mit einem anderen Menschen stehst und selbst wenn es langweilig ist.

00:57:54: Man merkt, es ist respektlos.

00:57:56: Man guckt jetzt nicht auf Reddit, wenn da was dich nicht interessiert, so wie du das bei Netflix machst.

00:58:01: Wenn du dich bei einem Film langweilst, nimmst du das Telefon im Kino raus und fängst an, Nachrichten zu lesen.

00:58:06: Ich mach das nicht.

00:58:07: Das

00:58:07: macht man nicht im Theater.

00:58:08: Also, ich glaube, von Mann kannst du jetzt mal sagen zu dir, also ich gucke doch nicht, während ich im Kino bin.

00:58:14: Selbst wenn du dich nicht langweilst.

00:58:17: Aber du, man guckt, während man den Film guckt, schon mal zu Hause aufs Telefon auch, machen wir zu Hause.

00:58:21: Mann.

00:58:22: Nein?

00:58:23: Okay, dann hast du einfach eine Aufmerksamkeit, spannend, die beneinswert ist.

00:58:26: Einfach ganz beneinswert, dass du dich da so konzentrieren kannst auf eine Sache.

00:58:32: Aber ich wollte sagen, dass dieser Raum das Theater eben mich daran ändert, dass es gibt Räume noch, die auf dieser Welt existieren, wo wir konzentriert sind.

00:58:38: Und das finde ich irgendwie, das war eigentlich eine der schönsten Erkenntnisse, die ich auch in deinem Stück hatte.

00:58:43: Ich bin konzentriert.

00:58:44: Ich sehe konzentriert zu.

00:58:45: Und das ist so ein Gefühl, was abhandengekommen ist.

00:58:47: Ja, und es gibt halt diese Gemeinschaft.

00:58:50: Also es ist vielleicht so ein bisschen gewagt zu sagen, aber das Bedürfnis von Menschen, von den Menschen als Rudeltier in eine Gemeinschaft zu kommen, zu einem Raum, wo man weiß, hier wird mir nichts passieren.

00:59:02: Was war denn das, bevor das Theater erfunden wurde?

00:59:05: Das waren religiöse oder spirituelle Momente und Stätten, wo die Leute zurück zusammen kamen und dann vielleicht Zeremonien nahe.

00:59:15: zu Zeiten, also bevor die monotheistischen Religionen erfunden wurden, wo man zusammen zelebrierte oder feierte oder Rituale machte.

00:59:23: Ja, oftmals waren die dann vielleicht auch grausam konnotiert, aber versuchen wir mal irgendwie zu sagen, was war, also es wurde geschminkt, es wurde sich angezogen mit Feuer, mit Tanz, mit Gesang, mit Trommeln.

00:59:34: Warum?

00:59:35: wegen der Partizipation von all den Personen, die entweder Teil des Rituals oder Zeremonie sind oder eben bezeugen?

00:59:43: Ist man als Schauspielerin, also du, bist du dann eigentlich wie eine Zeremonienmeisterin?

00:59:49: Die da steht.

00:59:50: Das ist ja Lena Brasch.

00:59:51: Lena ist die Zeremonienmeisterin.

00:59:54: Oder so, ja.

00:59:55: Aber also, ich würde, ich merke, da, ich möchte das jetzt irgendwie nicht so sein.

00:59:59: Das wird sich schon ein bisschen komisch an, ein bisschen dark.

01:00:01: Aber was ich sagen kann, ist, dass ich schon merke, wie ich die Zuschauerinnen...

01:00:09: In den Wannenschlägen?

01:00:10: Ja, genau.

01:00:11: Wie fühlt sich das an?

01:00:11: In der Konzentration wieder zurück.

01:00:13: Merkt man das,

01:00:14: wenn man auf der Bühne steht?

01:00:15: Ja, ich merke das schon ganz genau.

01:00:16: Ich weiß, wie das geht.

01:00:18: Was passiert dann?

01:00:18: Also, was ist dann so ein Knistern oder was?

01:00:21: Wie woran merkst du das?

01:00:22: Also, ich merke das ja auch, wenn es irgendwas unruhig ist.

01:00:25: Es gab zum Beispiel bei uns so einmal, es gibt eine Unruhe und es gibt etwas, wo man merkt, oh, jetzt ist was passiert.

01:00:32: Also, ich kann mich an eine Vorstellung erinnern.

01:00:35: Wo ich sofort gemerkt habe, oh, da stimmt da jetzt irgendwas nicht.

01:00:37: Und dann habe ich abgebaut, sofort, also mitten im Wort.

01:00:41: Im mitten im Wort, ich dachte, hier irgendwas ist passiert.

01:00:43: Dann habe ich gesagt, ist irgendwas passiert, stimmt irgendetwas nicht da unten.

01:00:47: Und dann rief jemand, ja, hier ist jemand in den Ohrmacht gefallen.

01:00:49: So, zack bin ich abgegangen, die Leute von Backstage kamen nach vorne, der Vorhang fiel, Saarlicht ging an, Ambulanz wurde angerufen, das war also safe.

01:00:59: Und dann hing ich da hinten irgendwie Backstage, dachte, okay, das mache ich jetzt.

01:01:04: Und dann bin ich halt wieder aufgetreten, ein Stückchen vorher und hab weiter gespielt.

01:01:09: Was ich gerade in diesem Gespräch mit dir merke, ist, dass so ein Theater Saal, so ein Theater, wie so ein kleines Lebewesen ist.

01:01:14: Voll!

01:01:15: Da kann alles Mögliche passieren.

01:01:17: Und wenn auch ein Organ versagt, spürt das der ganze Körper?

01:01:20: Ja,

01:01:20: genau.

01:01:22: Und da sind wahnsinnig viele Gefühle

01:01:24: aufbewahrt

01:01:25: oder werden provoziert oder so.

01:01:28: Danke für das Gespräch.

01:01:29: Danke, Diethe.

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