Pqpp2 Audio
00:00:00: Ja, sehr gut.
00:00:03: Liebe Hörerinnen, liebe Hörer, ein Armeer extra, ein ungewöhnlicher Anlass.
00:00:07: Es geht diesmal nicht um eine Katastrophe im Ausland, sondern es geht um ein Ereignis im Inland.
00:00:10: Und zwar, gestern wurde auf vielen Nachrichtenseiten in Deutschland eine Todesmeldung veröffentlicht.
00:00:18: Und zwar, Rosa von Braunheim ist gestorben.
00:00:20: Daneben war ein Bild eines Mannes und ich bin fest davon überzeugt, dass sehr, sehr viele Menschen, jüngere Menschen überrascht waren von... diesen Namen und diesen Bild und nicht wissen, wer Rosa von Braunheim ist.
00:00:33: Und jetzt sitzt mir gegenüber unser Herstellungsleiter Martin Kruppe.
00:00:36: Das Herstellungsleiter, ich stelle dich immer so vor, ist das richtig?
00:00:38: Ja.
00:00:39: Gut.
00:00:39: Und Martin Kruppe hat ungefähr tausend Jahre für Rosa von Braunheim gearbeitet.
00:00:44: Zweiundzwanzig
00:00:45: Jahre habe ich für Rosa gearbeitet.
00:00:46: Von neunzwundsechzeixundneunzig bis zweitausendachzehn.
00:00:50: Und jetzt will man natürlich als allererstes wissen, warum ist dann Männerbild und dann aber ein Frauenname mit einem Adelszittel daneben.
00:00:56: Also wieso heißt diese Person Rosa von Braunheim?
00:00:59: Rosa von Braunheim heißt Rosa wegen des Rosa-Winkels.
00:01:03: Deswegen hat sich Rosa von Braunheim genannt.
00:01:06: Rosa-Winkel.
00:01:07: für die, die es nicht wissen, das ist im Nationalsozialismus das Erkennungszeichen gewesen, Inkonzentrationslagern für Homosexuelle.
00:01:14: Das war eins der drei Ecke und dann wurde das meistens kombiniert noch mit einer anderen Farbe, wenn man zum Beispiel homosexuell und politisch verfolgt noch was.
00:01:21: Rosa und eine andere Farbe, es wurde kombiniert und deswegen Rosa.
00:01:26: Warum ist dieser Mann so wichtig?
00:01:28: Warum gab es gestern diese Meldung zu seinem Tod und warum hat es viele Menschen in Deutschland bewegt?
00:01:34: Rosa war in erster Linie nicht nur Regisseur, sondern auch ein schwuler Mann, der sein Schwulsein vor sich hergetragen hat, sich dafür eingesetzt hat, dass Schwulsein nichts Besonderes ist, sondern Schwulsein Teil unserer Gesellschaft ist und hat im In seinem schwulen Aktivismus, eine ganze Menge in Deutschland bewegt, es mit Begründer der Berliner Elzelfe gewesen, hat den ersten schwulen Fernsehsender in Deutschland gegründet, hat sehr lange dafür gearbeitet, hat ganz, ganz viele Filme zum Thema Homosexualität, zum Thema Benachteiligung von Schwulen gemacht, nicht nur, Rosa hat nicht nur schwule Themen bearbeitet, aber die lagen ihm am meisten am Herzen.
00:02:22: Weißt du, wie Rosa die Entwicklung in den letzten Jahren wahrgenommen hat?
00:02:25: Und wie, also ich meine, er war ja aktiv bis zum Schluss.
00:02:28: Es läuft auch noch ein Stück im DT und hat inszeniert Theaterstücke.
00:02:32: Wie hat er diese Umkehrung, also all das, was er erkämpft hat, dass sich das wieder rückentwickelt, dass es gefährlicher wird, dass Gewalt gegenüber homosexuellen, queeren Menschen wieder ansteigt?
00:02:42: Die Frage kann ich dir natürlich genauso stellen.
00:02:44: Aber wie hat Rosa das wahrgenommen?
00:02:46: Also Rosa hat das sehr verängstigt und sehr verschreckt.
00:02:51: Ich weiß nicht, ob es ihn hat, ob er resigniert hat.
00:02:54: Rosa hat immer dafür gekämpft, dass all das nicht passiert, hat sich immer dafür eingesetzt und es ist sicherlich schwierig für ihn das so zu erleben.
00:03:07: Weißt du, habt ihr darüber gequatscht, was oder gesprochen, was der Anlass dafür war, dass er so laut sich hingestellt hat und gesagt hat, ich setze mich jetzt ein für die Rechte von schwulen Männern.
00:03:18: Äh, für Homosexuelle in Deutschland.
00:03:22: Ja, es ging eben in erster Linie darum, klarzumachen, dass man nur, weil man schwul ist, nichts besonderes ist.
00:03:29: Dass man, dass es eigentlich überhaupt keine Rolle spielt, welche sexuelle Ausrichtung man hat.
00:03:35: Und für Rosa war es wirklich, wirklich wichtig, dass man schwul sein kann, ohne darüber reden zu müssen, dass man schwul ist.
00:03:43: Also dass zum Beispiel in Serien homosexuelle Charaktere heute auftreten und es wird nicht thematisiert.
00:03:47: Richtig.
00:03:48: Ist das eine Errungenschaft von Rosa, dass man es so in Medien jetzt hat, in deutschen Medien?
00:03:51: Ja, ich denke, dass er eine ganze Menge dafür getan hat, dass man schwul sein kann in den Medien und dass man schwuler Schauspieler sein kann, dass ein Bürgermeister in Berlin schwul sein kann und sagen kann, das ist schwul und ich bin schwul und das ist gut so.
00:04:05: Ich denke, Rosa hat sicherlich vielen Leuten genau dafür den Weg bereitet.
00:04:10: Hat er dafür die Anerkennung bekommen, die er verdient hätte?
00:04:15: Na ja, ich denke, Rosa hat ja nicht immer den richtigen Ton gefunden, sich das einzusetzen.
00:04:23: Was heißt das?
00:04:24: Ich kann mich an das Outing erinnern, das er in den neunziger Jahren gemacht hat.
00:04:28: Das war sicherlich schwierig für viele Leute, dass da jemand kommt und sagt, hape Kerkeling ist schwul oder Alfred Bioulek ist schwul, ohne das mit den Beteiligten, mit den genannten Personen abzusprechen.
00:04:43: Er war bestimmt nicht einfach für ihn, hat sicherlich nicht dazu beigetragen, dass die Leute ihn liebten, aber nacht... Rückblickend betrachtet, denke ich, dass das wichtig war und dass das genau solche Sachen dazu geführt haben, dass man schwul sein kann, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen.
00:05:00: Wir hatten Harpe Kerkling.
00:05:02: Hast du das mit?
00:05:02: Wir hatten der reagiert danach nach diesem Outing.
00:05:04: War der erleichtert oder war das so verdammt meine Karrieres zu Ende?
00:05:08: Das weiß ich nicht.
00:05:09: Als ich für Rosa angefangen habe zu arbeiten, ist dieses Outing längst gelaufen.
00:05:14: Aber im Grunde genommen... Ich meine, es hat ja niemand von denen geschadet, weder Alfred Biolack noch H.P.
00:05:20: Kerkeling haben irgendwelche Nachteile dadurch gehabt.
00:05:23: Könnte mir vorstellen, dass nach dem Outing das Leben für sie ein bisschen einfacher war, weil ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich es völlig ungeniert.
00:05:30: Ja,
00:05:31: vielleicht kannst du mir mal so einen, ich habe keine Ahnung, wie das in den Neunzigern in der Medienbranche war, wenn man ein homosexueller Mann vor der Kamera, hinter der Kamera war, wie war das denn?
00:05:40: Also ich meine, ist jetzt auch nicht so lange her.
00:05:42: Man denkt dann immer so, das kann ja nicht so eine andere Welt sein.
00:05:45: Das ist eine fast drehthorische Frage, die ich dir hier stelle.
00:05:48: Na ja, also... Ich denke, für mich war es in der Medienbranche einfacher.
00:05:56: Ich habe vorher Sozialarbeiter gemacht, habe sehr viel Jugendarbeit gemacht.
00:05:59: Da war das wohl sein Riesenproblem und war ein Stickmatter dazu geführt, dass ich mich immer erklären musste.
00:06:06: Das war in der Medienbranche nicht ganz so schlimm, aber es war jetzt auch nicht so, dass ich es vor mir hertragen konnte.
00:06:14: Ich habe am Anfang sehr viele Fiction-Filme gemacht, da sehr viel mit Technikern gearbeitet, vor allen Dingen mit Beleuchtern, Tontechnikern und Kameramänner.
00:06:24: Für die war das schwierig, mit Schwulen zusammenzuarbeiten.
00:06:29: Ich hatte das Gefühl, ich musste immer mehr geben als jemand, der heterosexuell ist.
00:06:35: Ich glaube, da muss noch ein bisschen Kontext geben.
00:06:36: Man sagt oft auch, meine Kamerakollegen, seien es das die Beleuchter, so ein bisschen die Gröberin.
00:06:41: auf dem Set immer sind.
00:06:43: Die Leute
00:06:43: für's harte.
00:06:45: Deswegen kann vielleicht der Ton auch ein bisschen härter gewesen sein.
00:06:49: Wie war das denn dann für Rosa zu arbeiten?
00:06:51: Also wie hat man sich diese Arbeit vorzustellen?
00:06:53: War das so knallhartes, wir müssen Fördergälder ranholen?
00:06:57: oder war das knallhartes Fördergälder ranholen, um Aktivismus zu machen?
00:07:01: Ging es doch um Geld verdienen oder ging es doch um Aktivismus?
00:07:03: Nein, ich meine gut, er musste von seinem Business leben.
00:07:08: Also ging es auch immer darum, dass man Geld verdient.
00:07:10: Aber in erster Linie ging es darum, die Themen, die ihm wichtig sind, zu produzieren, dazu Filme zu gestalten.
00:07:19: Das Geld war sicherlich eine wichtige Nummer, aber wir haben auch Filme gemacht, ohne dass die Filme finanziert waren.
00:07:27: Wie geht so was?
00:07:28: Also war das erste, was ich gelernt habe, als wir eine Produktionsform gegründet haben und auch dich, seit du hier bist als Hersteller, ist so, man gibt nicht Geld aus, was man eigentlich nicht hat.
00:07:37: Na ja, Rosa hat den Talent mit wenig viel zu erreichen.
00:07:43: So war es irgendwie möglich, Filme zu machen, die nicht besonders kostspielig sind.
00:07:51: Wir haben Filme gemacht, die gut budgetiert waren.
00:07:56: haben oft Filme aus seinem Vermögen finanziert.
00:08:03: Es war immer wichtiger, das zu machen, was ihm wichtig ist, also die Themen, die ihm wichtig sind.
00:08:09: Und da war es ihm glaube ich nicht wichtig, findet der Zeitgeist die toll, finden alle Leute die toll, wird das ein finanzieller Knaller, sondern rosa lachsam Herzen, das musste raus und wir haben dazu einen Film gemacht.
00:08:23: Wie bist du zu ihm gekommen?
00:08:25: Wolltest du als homosexueller Mann, ich sag's jetzt einfach mal so, ich möchte dort arbeiten.
00:08:31: Dort bin ich sicher, da kann ich sein, wie ich bin.
00:08:33: Da muss ich mich nicht rechtfertigen, muss nicht mehr leisten als Nethrosexueller.
00:08:38: Also was war der Grund, dass du zu Rosa gekommen bist?
00:08:40: Na, ich bin da irgendwie reingestolpert.
00:08:42: Ich hab, bevor ich für Rosa gearbeitet hab, zwei Jahre bei Manometer gearbeitet, das schwule Switchsport in Berlin.
00:08:49: Und habe da eigentlich ausschließlich den Christopher Street Day und das schuläspische Straßenfest organisiert.
00:08:57: Und kriegte dann irgendwann mal auf einem Seminar mit, Mensch, Leute, die das in einer freien Wirtschaft machen, die verdienen so viel mehr als ich hier als Sozialarbeiter und habe dann bei Manometer gekündigt.
00:09:07: Und Rosa hatte auf einer Veranstaltung der Berliner AIDS-Helfe meinen damaligen Chef bei Manometer getroffen und ihm erzählt, dass er in der Akademie der Künste Das Rahmenprogramm zu einer Ausstellung organisiert.
00:09:21: Die Ausstellung war hundertjahre Schwulenbewegung in Deutschland und suchte jemanden, der ihm dieses Rahmenprogramm organisiert.
00:09:30: Na gut, und mein ehemaliger Chef hat mein Namen ins Spiel gebracht.
00:09:33: Ich habe dann mit Rosa telefoniert.
00:09:35: Ich weiß nicht, zwei Stunden.
00:09:38: Als ich auflegte, wusste ich gar nicht genau, was der vor mir wollte, sondern ich war am nächsten Morgen um elf Uhr mit ihm in seiner Wohnung verabredet.
00:09:46: Da bin ich dann hin und dann hat er mir erzählt, was er vorhat.
00:09:49: Ich habe gesagt, ja, das kann ich mir vorstellen.
00:09:51: Und dann habe ich ein Jahr für ihn dieses Rahmenprogramm in der Akademie der Künste organisiert.
00:09:56: Und als wir fertig waren, hat er mich gefragt, ja, Martin, und was machst du jetzt?
00:10:00: Ich sagte, Rosa weiß ich gar nicht.
00:10:02: Ich hatte auch keine Zeit, nicht zu bewerben.
00:10:04: Mal gucken, dann bin ich jetzt erst mal arbeitslos.
00:10:06: Ach, hat dazu mir gesagt, ich such noch einen Auf und Ammelleiter für meinen neuen... Spielfilm, das soll der Einstein des Sex werden.
00:10:15: Du kannst die Aufnahmeleitung machen.
00:10:17: Wie gesagt, weiß ich nicht, ob ich das kann, so was habe ich noch nie gemacht.
00:10:20: Hat er zu mir gesagt, wer das hier organisiert, kann das auch beim Film.
00:10:24: Ja, und so bin ich dann da gelandet, habe die erste Aufnahmeleitung für seinen Film der Einstein des Sex gemacht, bin dann mit ihm in die Staaten gefahren, habe dort mit ihm zwei Kurzfilme gemacht und als ich dann zurückkam, konnte ich mir aussuchen, was ich in der Branche mache.
00:10:38: Und bin so beim Film gelandet.
00:10:40: Mein Plan war es nicht.
00:10:42: Was hast du da gelernt?
00:10:43: Und warum bist du geblieben?
00:10:46: Was habe ich gelernt?
00:10:48: Also was hat
00:10:48: Rosa dir mitgegeben und gesagt so?
00:10:51: Also du bist ja nun wirklich hier geblieben.
00:10:52: Du bist ja bei uns ja auch eine ganz wichtige Schlüsselposition.
00:10:56: Naja, er hat mir... Er hat mir gesagt, was er will und gesagt, wenn du willst und wenn du nicht weiterkommst, kannst du die, die und die Person anrufen.
00:11:06: Aber du machst das schon.
00:11:07: Naja, und dann habe ich irgendwie angefangen und mir die Sachen mehr oder weniger selbst beigebracht.
00:11:12: Rosa selbst war in seiner Arbeit sehr fordern, dass was er wollte, wurde durchgesetzt und Ich hatte immer so ein bisschen das Gefühl bei Rosa, der Job bei Rosa, dass es wie so ein Zug, der irgendwie losfährt.
00:11:29: Ich kann den Zug am Ende nicht mehr stoppen, sondern meine Aufgabe besteht darin, alles, was dem Weg liegt, irgendwie zur Seite zu räumen.
00:11:37: Am Anfang war das alles sehr, weil ich auch nicht wusste, wie funktioniert der Job, alles sehr chaotisch und unkonzentriert.
00:11:45: Und ich habe ganz viele Sachen gleichzeitig gemacht und bin bei vielen Sachen gescheitert.
00:11:49: Aber Rosa.
00:11:50: war ein ausgesprochen nachsichtiger Chef und hat sich viel Mühe gegeben, mich an den Job ranzuführen, mir Platz zu geben, mich zu entwickeln und an meinen Aufgaben zu wachsen.
00:12:09: War Rosa ein Workaholic?
00:12:10: Ja.
00:12:10: Weil wenn man in seinen Arbeits-, wenn man mal so guckt, über hundert, also hundert, fast hundert der Filme, kann man sagen.
00:12:15: Hundertfünfzig.
00:12:16: Hundertfünfzig Filme.
00:12:18: Kurzfilme on top.
00:12:20: dann diesen Fernsehsender gemacht, aktivistisch tätig, outspoken, wie man heutzutage sagt.
00:12:25: Woher kam die Energie?
00:12:26: Und wie war das so ein Wirbelwind?
00:12:28: Also ich werde ja manchmal hier in den Büro beschrieben, ich komm rein, dann sage ich ganz schnell, irgendwelche Ideen mach alle durcheinander und geh wieder raus.
00:12:33: War das vergleichbar oder?
00:12:34: Ja.
00:12:35: Ja, genau so war das.
00:12:37: Also du erinnerst mich sehr an Rosa, in deiner Art, wie du arbeitest, in deiner Art, wie wir hier Themen kreieren, wie wir unsere Drehs organisieren.
00:12:45: Bei Rosa war das ähnlich, hatte oft den Eindruck, wenn der zum Klo geht pissen, kommt er wieder unter drei Drehbücher im Kopf.
00:12:52: Und so haben wir halt auch gearbeitet.
00:12:54: Wir haben immer Während wir einen Film produziert haben, den nächsten Film entwickelt, es gab immer mehrere Projekte in der Pipeline und ich hatte das Gefühl, wenn Rosa irgendwann mal nicht mehr arbeitet, ist er tot.
00:13:08: Du hast recht.
00:13:09: Es ist genau so passiert.
00:13:10: Ja.
00:13:10: Also dieses... Hast du rausfinden können, was der Antrieb für ihn war, warum er sein... Also ich meine, wenn du so arbeitest, muss... Also ich weiß es durch mich, will man über irgendwas nicht nachdenken.
00:13:25: Man will sich ablenken mit Arbeit.
00:13:26: Hast du beim Rausfinden können, was das gewesen ist?
00:13:32: Ob er sich ablenken will, wollte, weiß ich nicht.
00:13:37: Rosa hat Rosa gelebt.
00:13:39: Rosa ist ja nicht nur der Regisseur, der Drehbuchautor, der Autor von Büchern, der Maler, der Theaterregisseur, sondern Rosa ist auch die Figur Rosa von Braunheim und all das, was dahinter steht.
00:13:55: Das war kein Job.
00:13:57: Das war auch kein... kein Pseudonym.
00:14:00: Rosa hat das gelebt.
00:14:01: Und zwar alles, was man mit Rosa von Braunheim verbindet, war echt.
00:14:06: Wie waren Rosa... also ich kenne wirklich nur Rosa als Produzent, als Creator, wie man heute sagt.
00:14:13: Wie waren der so als Privatperson, als Freund?
00:14:17: Wart ihr Freunde oder wart ihr Kollegen?
00:14:19: Punkt.
00:14:21: Also er war in erster Linie mein Chef.
00:14:23: Oder Chef, ja.
00:14:24: Und er war mein Mentor.
00:14:28: Der Job, den ich gemacht habe, die zwanzig Jahre, die ich für ihn gearbeitet habe, frei beruflich, die fanden in seiner Wohnung statt, in seinem privaten Space.
00:14:41: Also wir haben hier Produktionsräume mit mehreren Büros, in denen die Kollegen sitzen.
00:14:46: Bei Rosa gab es zwei kleine Büros, in denen die Kollegen saßen, die für ihn gearbeitet haben.
00:14:50: Und der Rest war sein Privatspace, also Arbeit und Privatleben.
00:14:56: Es gab da eigentlich wenig Unterschiede, außer dass seine Mutter mit ihm in der Wohnung lebte und sein langjähriger Freund und Katta.
00:15:05: Und war das anstrengend?
00:15:11: Ja, es war anstrengend für Rosa zu arbeiten.
00:15:13: Es war anstrengend, weil er so viele Ideen hatte und weil er oft mit dem Kopf durch die Wand wollte, um diese Ideen umzusetzen.
00:15:25: Das war anstrengend, aber auch sehr herausfordernd.
00:15:28: Und naja, man war halt immer dabei.
00:15:31: Ich habe die Geburt seiner Projekte von der Idee bis zur Abwicklung mitbekommen.
00:15:40: Jedes dieser Projekte war irgendwie Rosa mit allem, was dazugehört.
00:15:46: Und er war eine Diva.
00:15:47: War er?
00:15:48: Ja, ich fand er war eine Diva.
00:15:50: Jetzt nicht eine Diva im Sinne von Marlene Dietrich, aber Rosa war, wie soll ich das sagen?
00:15:59: Rosa war Rosa von Braunheim und diese Figur hat er vor sich hergetragen.
00:16:03: Diese Figur war sein Leben und in jeder Faser des Arbeitens war Rosa von Braunheim spürbar.
00:16:11: Kannst du dich erinnern an den ersten Rosa von Braunheim Film, den du geguckt hast, ohne Rosa von Braunheim zu kennen?
00:16:16: Ja, das war... Ich bin meine eigene Frau und ich fand den Film eigenartig.
00:16:21: Worum
00:16:21: geht's in dem Film?
00:16:22: In dem Film geht es um Charlotte von Mahlsdorf.
00:16:25: Daher kommt Charlotte von Malzdorf.
00:16:27: Das ist das, warum ich denke, dass Rosa von Braunheim ein Haus in Biestorf hat.
00:16:31: Nein, das ist Charlotte von Malzdorf.
00:16:33: Jetzt habe ich aber es rausgefunden.
00:16:34: Rosa
00:16:35: war mit Charlotte von Malzdorf befreundet und hat in dem Film im Grunde... Das war ein Biopic.
00:16:44: Wie ist Charlotte von Malzdorf?
00:16:46: Charlotte von Malzdorf geworden.
00:16:48: Das war der erste Film, den ich von ihm gesehen habe.
00:16:51: Fand den irgendwie schwierig, weil es jetzt irgendwie... Es ging um... Um einen Typen, der als Frau unterwegs ist, als Frau, die aussieht wie eine Putzfrau, fand ich schon schwierig.
00:17:04: Ich dachte immer, also wenn ich mich in einen Formel schmeiße, dann soll es doch bitte glamourös sein.
00:17:09: Ich fand es komisch, dass da jemand ist, der einen Frauenkleid trägt.
00:17:12: Und das ist eine Kindleschürze, die ich aus meiner Jugend im Ruhrgebiet kenne.
00:17:18: fand ich irgendwie eigenartig, gleichzeitig aber auch sehr spannend, weil ich den Typen Charlotte von Malzdorf sehr spannend fand.
00:17:29: Was glaubst du ist der Beitrag von solchen Filmen?
00:17:33: Weil die sind ja eigentlich ganz schwer zugänglich.
00:17:35: Das ist ja, ich habe manchmal hatte ich das Gefühl, das ist für eine ganz spitze Zielgruppe, aber sollte viel mehr Menschen, sollten diese Filme gucken.
00:17:42: Wie öffnet man jetzt?
00:17:44: dieses Portfolio, dieses Övre, was Rosa zurückgelassen hat für die Gesellschaft, für alle.
00:17:50: Wie kriegen wir das hin, dass viele Menschen diese Filme gucken und verstehen worum es da geht und die mich jetzt einfach verschwinden?
00:17:58: Das kann ich nicht so richtig sagen, ich kann nur sagen für mich als schwuler Mann sind die Filme, die Rosa gemacht hat.
00:18:04: Und da rede ich nur über die Filme mit Schulen im schwulen Kontext.
00:18:09: Rosa hat ja noch viel mehr gemacht, außer Filme, wo es ums Schwul sein und um Homosexualität... Was
00:18:14: noch, weil das weiß man auch, glaube ich, nicht so richtig.
00:18:15: Was hat er noch so gemacht?
00:18:16: Mal so als Zwischenfrage.
00:18:17: Also einer der besten Filme von Rosa, den er gemacht hat, ist der Film Herte.
00:18:22: Den fand ich supertoll.
00:18:24: Da geht es um einen der... berüchtigsten Zuhälter Berlins in den achtziger Jahren.
00:18:29: Den Film finde ich wirklich toll.
00:18:31: Rosa hat sehr viele Filme über Randgruppen gemacht, nicht nur Schwule über Künstler.
00:18:37: Es gibt einen Film von ihm, der heißt Wunderbares Frodo.
00:18:40: Da geht es um ein Künstlerprojekt in einem Schloss in Frodo, das Künstler gekauft haben, das Künstler restauriert haben, in dem Künstler leben und arbeiten.
00:18:55: Also ich denke, die Filme, die Rosa gemacht hat mit einem schwulen Hintergrund, die zeigen die unterschiedlichsten Facetten schwulen Lebens und schließen dieses schwule Leben für Leute wie mich.
00:19:13: Auf haben mir gezeigt, okay, es gibt noch ganz, ganz, ganz, ganz viele andere Welten im schwulen Space als der kleine Bereich, in dem ich unterwegs bin.
00:19:24: Hat dazu geführt, für mich Verständnis zu haben für transsexuelle Frau zu Mann, Mann zu Frau für Tunten.
00:19:32: Es gibt einen Film von Rosa, der heißt Tunten Lügenich.
00:19:35: Den finde ich grandios.
00:19:36: Da geht es um Berliner Tunten aus dem Schwutz.
00:19:41: ihr Leben, was sie gemacht haben.
00:19:44: Heißt, die Schinde.
00:19:44: Rosa hat dafür gesorgt, dass sich die doch sehr zersplitterte schwule Szene irgendwie zusammenfindet, hat die einzelnen Splitter genommen und diese Splitter wieder zusammengesetzt, sodass man ein vollständiges Bild davon haben kann.
00:20:02: Ich denke, Gerade jetzt, wo es so viel Anfeindungen gegen Schwule und queeres Leben gibt, dass man sich diese Filme angucken sollte, denn Rosas Filme sind niemals bewertend, sondern nur porträtierend und oft ganz nah an seinen Protagonisten.
00:20:25: die Protagonisten sprechen und nicht der Regisseur, die Produktion, der kreative Stab bekommen.
00:20:32: Diese Filme haben diese Filme, eine ganz persönlichen Vibe, der einem hilft, zu verstehen, wie unterschiedlich und wie divers die Quiere und die Schwule Szene sein kann.
00:20:45: Das finde ich wichtig, würde sicherlich helfen.
00:20:51: Die schwulen Anfeindungen, die es gegen Schwule jetzt gibt, ein Stück weit dagegen zu wirken.
00:21:00: Denn auch Schwules Leben kann ja sehr spießig sein und auch sehr angepasst sein.
00:21:04: Natürlich.
00:21:06: Was können wir machen als Gesellschaft zusammen in so einer Situation, wenn so ein Mann stirbt?
00:21:12: Was schlägst du vor?
00:21:13: So wollen wir zusammen sagen, oder vielleicht wir beide, vielleicht sagen wir nächstes Jahr zeigen wir zwei Filme im Cinemax.
00:21:19: Ich finde, man sollte diese Filme auch eher im Cinemax zeigen als im Babylon Berlin, weil im Babylon Berlin kommt ja schon genau die Gruppe von Menschen, die Toleranz lebt oder auch oft Toleranz spielt.
00:21:29: Wichtiger wäre es doch eigentlich seine Filme mal wirklich im Cinemax in Duisburg zu zeigen.
00:21:35: Also ich weiß gar nicht, ob die Filme das einzige sind, was von Rosa bleibt.
00:21:43: Ich habe ihn als Multi-Talent war genommen, Rosa hat gemalt und zwar unglaublich viel gemalt.
00:21:51: Rosa hat Gedichte geschrieben, Rosa hat Bücher geschrieben, Rosa hat Theaterstücke geschrieben, hat Theaterstücke inszeniert.
00:22:00: Ich denke, sein Lebenswerk an sich.
00:22:04: sollte man würdigen und ich denke da eher eine retrospective all seiner Werke und nicht nur der Filme, denn die Filme sind nur ein ganz ganz ganz ganz kleiner Ausschnitt.
00:22:16: Ich habe das
00:22:17: Gefühl, das ist das Zugängnigste.
00:22:18: Also die Filme und sein Auftritt beim heißen Stuhl, wo er dieses berühmte Outing von Apple Kerkelingen und Alfred Bioleck gemacht hat und ich glaube Dirk Bach auch.
00:22:27: Dirk Bach wurde auch geoutet.
00:22:29: Das sind so diese Sachen, die man sofort, die so zugänglich sind.
00:22:32: Weißt du, Lyrik ist wunderschön.
00:22:34: Ich bin ein großer Fan von Lyrik, aber auch wieder so ganz kleine Zielgruppe.
00:22:38: Malerei.
00:22:39: Auch noch kleiner.
00:22:40: Aber der Film, die Dokumentation, damit erreicht man ja sehr viele Menschen, finde ich.
00:22:45: Vielleicht sollte man eine Retrospective machen und sagen, wisst ihr was?
00:22:49: Wir bringen mal die Filme von Rosa von Pornheim zu allen.
00:22:53: Also als Rosa siebzig Jahre alt wurde, haben wir mithilfe der Medienbord Siebzig Filme zu Rosas Siebzigsten produziert.
00:23:03: Das waren siebzig Filme.
00:23:05: Siebzig Filme, die waren neunzig Minuten dabei.
00:23:09: Vierzig Minuten, zehn Minuten, fünf Minuten.
00:23:13: Und die Filme zeigen im Grunde genommen Rosas gesamte Facette.
00:23:17: Also all das, was in den kreativen Kopf unterwegs ist.
00:23:20: Das hat Rosa in diesen siebzig Filmen zum Ausdruck gebracht.
00:23:24: Ich denke, dazu könnte man.
00:23:27: Eine Filmnacht.
00:23:29: Eine superlange Filmnacht.
00:23:31: Unbedingt.
00:23:31: Aber Martin, ich möchte an der Stelle sagen, ich werde nächstes Jahr mit dem Medienboard Berlin-Berlin-Brandenburg möglichen.
00:23:37: Auslandsdukus produziert werden können, wo wir die Welt in all seinen Facetten und ihren Facetten zeigen können.
00:23:44: Was wird dir fehlen?
00:23:48: Rosas Art.
00:23:50: Seine Art auf Leute zuzugehen.
00:23:52: Seine Art.
00:23:54: mit Leuten zu reden, wenn du mit Rosa gesprochen hast und du hast mit ihm eine halbe Stunde, eine Stunde zusammengesessen.
00:24:03: Selbst wenn du gedacht hast, das ist ja irgendwie ein eigenartiger Typ, komische Nummer hier mit ihm.
00:24:07: Aber am Ende, wenn dieses Gespräch zu Ende war, hast du ihm Sachen erzählt, die hättest du niemand anderem erzählt.
00:24:13: Vor allen Dingen keiner Person, die du vorhin noch nie getroffen hast.
00:24:16: und Rosa hatte einen Talent, genau das aus den Leuten rauszukitzeln.
00:24:20: Ich habe ihn dafür immer sehr bewundert.
00:24:22: Das ist wirklich ein sehr besonderes Talent.
00:24:24: Ich kenne auch eine Person, die das hat.
00:24:25: Matze Hieltscher, der Podcast.
00:24:26: Er hat auch diese Fähigkeit, dass man nach fünf Minuten, dem die größten Geheimnisse seines Lebens erzählen möchte und ihm aber auch vertraut, das bleibt bei Matze.
00:24:34: Das finde ich eine sehr gute Eigenschaft.
00:24:37: Wer könnte denn Rosa beerben?
00:24:40: Also wer könnte die Person sein, die diese Fackel, dass wir müssen hier für Rechte und für Gleichberechtigung und für Anerkennung und nicht für besonders Behandlung, sondern einfach wir wollen hier sein?
00:24:52: Als homosexuelle Männer, als queere Person.
00:24:54: Wer könnte die Person sein, die rosa beerbt?
00:24:57: Das weiß ich nicht.
00:24:58: Ich hoffe, dass wir alle rosa beerben und wir alle aus seinem Werk und seinem Leben lernen und die Sach, die Botschaften, die dort vermittelt werden, nach außen tragen.
00:25:09: Ich weiß nicht, ob das eine Person aus der Medienbranche sein muss.
00:25:13: Ich weiß auch nicht, ob das eine Person aus der Politik sein muss.
00:25:16: Ich denke, dass es... dass wir es alle machen müssen und nicht nur eine Person.
00:25:24: Und ich glaube auch, das war Rosas Ziel, den Leuten bewusst zu machen, dass Toleranz nicht etwas abstraktes ist, sondern dass Toleranz immer bei dir selbst anfängt und immer mit dir selbst zu tun hat.
00:25:38: Ich habe das dann ihm bewundert, dass er mit Leuten reden konnte, die mir suspekt waren, aber er hat mit jeder Person gleich gesprochen, hat die ohne Vorbehalte behandelt und das ist eigentlich das, was von ihm überbleiben sollte.
00:25:54: Ich finde, das ist einer der wichtigsten Einschaften, die wir als Menschen haben sollten und wieder lernen sollten, dass wir in der Lage sind, auf Augenhöhe mit jedem zu sprechen und nicht sofort zu verurteilen und zu bewerten.
00:26:06: Was können wir eigentlich als Produktionsfirma machen, in der du ja hier auch bist und wirklich ein hochgeschätztes Mitglied in dieser Produktionsfirma, in denen geschicken ist?
00:26:14: Sollen wir vielleicht nächstes Jahr einen kleinen Film über Rosa machen?
00:26:17: Wollen wir einfach einen machen?
00:26:19: Es gibt wenig Filme über Rosa.
00:26:22: Ich denke ja, wir könnten sicherlich den Film über Rosa von Preuner machen.
00:26:26: Ich würde es cool finden, einfach weil der Mann eine extrem bunte Erscheinung war, extrem vielseitig war.
00:26:34: Ich habe mal gelesen, dass Rosa ein Genialer-Delitant war.
00:26:38: Ich habe die Arbeit mit ihm so erlebt, aber das ist etwas, das ... Das ist mir in der Medienbranche danach nie wieder begegnet.
00:26:47: Und genau das hat die Arbeit mit ihm ausgemacht.
00:26:51: Hast du mal jemand getroffen, der gesagt hat, ich kann den nicht ausstehen?
00:26:54: Ja, ständig.
00:26:55: Entweder hast man ihn oder man liebt ihn.
00:26:58: Aber jemand, der sagte, mir ist das gleichgültig, den habe ich nie getroffen.
00:27:02: Jeder hatte dazu eine Meinung.
00:27:03: Gab
00:27:04: es mehr, die ihn geliebt haben oder mehr, die ihn gehasst haben?
00:27:06: Fifty-fifty, würde ich sagen.
00:27:08: Wie waren die Leute, die ihn gehasst haben?
00:27:10: Was waren das für Kannste?
00:27:11: Kann man das so pauschal sagen?
00:27:12: Was das für eine Art Mensch war?
00:27:15: War das so stäuber?
00:27:16: War das dann so jemand?
00:27:17: Also der passt ja.
00:27:18: dann diese Zeit oder heute heutige Söder?
00:27:20: Wäre das dann so?
00:27:20: eine Person, die sagt, so eine Person finde ich scheiße.
00:27:23: Mit der möchte ich mich nicht auseinandersetzen.
00:27:25: Könnte ich mir vorstellen, aber die Person, ich meine gut, ich habe keinen Kontakt zu Stolber und auch keinen Kontakt zu Söder, weiß also nicht, wie die ihn sehen.
00:27:34: Ich denke, für solche Leute ist Rosa sicherlich befremdlich gewesen, weil er einfach eine schillernde Persönlichkeit ist und niemals zum Blatt vorm Mund genommen hat.
00:27:44: Ich kann mir durchaus vorstellen, ich hatte mit Rosa viele Erlebnisse, die extrem irritierend waren.
00:27:50: Wir waren mal bei einer Bank, um dort irgendwie einen Kredit, eine Fördersumme für einen Film abzusichern.
00:28:00: Ich habe ewig lange gebraucht, diesen Vertrag mit der Bank zu verhandeln.
00:28:04: Wir kommen in dieses Büro, um den Kreditvertrag zu unterschreiben.
00:28:09: Und Rosa fragt den Sachbearbeiter bei der Bank.
00:28:13: Und sowieso, wie geht es Ihnen?
00:28:15: Sie sehen ein bisschen brummig aus, haben Sie die Nacht nicht gefickt.
00:28:18: So war großer.
00:28:21: Und das ist bei vielen Menschen... komisch angekommen, bei vielen Menschen übel aufgestoßt.
00:28:29: Viele Leute haben ihn auch dafür geliebt.
00:28:31: Oft hat das die Leute locker gemacht und man konnte dann auf einer ganz anderen Ebene reden, besonders dann, wenn man in eher so einem steifen, spießigen Zusammenhang unterwegs war.
00:28:43: Diese Ansagen haben dazu geführt, dass man locker reden konnte.
00:28:48: Die meisten Leute, die ihn die ihn gehasst haben.
00:28:53: Da ging es nur darum, dass Rosa dieses Outing gemacht hat und die Leute vorher nicht informiert hat, dass er sie outen will.
00:29:00: Und ich habe ganz oft gehört, na, der macht ja nur blöde schwule Filme.
00:29:03: Aber...
00:29:04: Das ist das, was ich meine.
00:29:05: Man weiß eigentlich das nicht blödes Filmen, sondern dass er schwule Filme macht.
00:29:08: Ja, das was viele Menschen im Kopf haben.
00:29:10: Aber dass der vielseitiger war als Mensch, sagst du, erzählst du ja gerade.
00:29:13: Genau.
00:29:13: Und ich fand es ja mal traurig, dass diese Leute... sich ein Urteil bilden, ohne sein Gesamtwerk zu kennen.
00:29:21: Jeder kennt den Film, nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt.
00:29:26: Aber das ist nur einer seiner Filme gewesen.
00:29:29: Er hat so viele andere Filme gemacht und ich habe mich oft darüber geärgert, dass er eben nur als schwulare Regisseur wahrgenommen wurde und nicht für all die anderen Dinge, die er gemacht hat.
00:29:45: Hat ihm das auch geärgert?
00:29:50: Ich glaube nicht.
00:29:51: Ich glaube nicht.
00:29:52: Rosa ist mit Kritik.
00:29:55: Rosa hat Kritik nie als Beleidigung empfunden.
00:29:58: Rosa hat Kritik immer genommen, um besser zu werden.
00:30:02: Rosa war jemand, den man ... Also ich hatte mit ihm viele, viele Situationen, wo wir uns fast gezankt haben.
00:30:11: Ich meine, es war ein bisschen die unsere Zusammenarbeit der kreative Chaos und der Buchhalter bzw.
00:30:19: der Verwalter.
00:30:21: Das hat oft dazu geführt, dass wir heftig aneinander geraten sind.
00:30:26: Aber ich hatte immer das Gefühl, dass diese Auseinandersetzung dazu geführt haben, er die genutzt hat, um ein Stückchen besser zu werden.
00:30:35: Und ich glaube nicht, dass ich meine, sicherlich hat ihn Kritik getroffen und war nicht immer leicht auszuhalten, aber für ihn gehörte Kritik zum Geschäft.
00:30:47: Wo erlebe ich Rosa von Pornheim hier und unser beider Alltag, ohne dass ich es als Tilo merke?
00:30:53: Gibt es irgendwas, was du aus seiner Berufszeit hier in diese Firma zu uns gebracht hast?
00:31:01: Also du meinst das, was ich aus meiner Arbeit mit Rosa hier mache.
00:31:05: Hier mitgebracht hast.
00:31:06: Also eine Sache ist mir, ich kann dir das einfach auch mal erzählen, wo ich das, oder an der Stelle, an der ich das Besondere an der Zusammenarbeit mit dir gemerkt habe ist, dass du ein Herstellungsleiter bist, der natürlich die Zahlen im Kopf hat, aber immer den Inhalt an erster Stelle.
00:31:20: Dass du sagst, Ich weiß, ihr wollt noch forty-fünf Dreh-Tage mehr haben?
00:31:24: Oder wir haben ja gerade diese Situation.
00:31:25: Tilo, ich weiß, du möchtest gerne neue Sachen ausprobieren und dafür um die halbe Welt ohne Auftraggeber reisen, aber wir müssen erst mal gucken und ich versuch's zu machen.
00:31:33: Also das ist ja das Besondere, was die Zusammenarbeit mit dir auch so besonders und so schön macht, aber gibts auch was, was du da gelernt hast und hiermit hergebracht hast.
00:31:40: Ja.
00:31:41: Ja, und zwar... Ich meine, Rosa's Ideen, das war ein Ideenpool, da kam ständig irgendwelche neuen Projekte und irgendwelche Ideen, was er machen will und vor allen Dingen, wie er es umwetzen will.
00:31:51: Und ich habe bei Rosa gelernt, dass der Spagat zwischen der Kunst und dem Kommerz und der Finanzierbarkeit Nur dann wirklich gelingt, wenn man sich gegenseitig zuhört.
00:32:11: Also wenn man sich klar macht, okay, du möchtest gerne, dass es goldene Sofa im Film haben.
00:32:17: Aber das Sofa muss ja nicht gold sein, aus purem Gold sein.
00:32:21: Es reicht ja, wenn wir ein vergoldetes Sofa haben, denn wir haben kein Fühlkino und auch kein Fühlfernsehen.
00:32:29: Das ist etwas, was ich... bei Rosa gelernt und auch da mitgenommen hat, dass es immer ein Kompromiss gibt und dass man immer gucken muss, dass die Ideen, die man hat, dass die ja auch mit wenig Geld umgesetzt werden können, bevor man sagt, das geht gar nicht.
00:32:47: Ähm,
00:32:50: plant eigentlich, äh, was passiert jetzt eigentlich, wird es eine große Beerdigung geben, wird es eine große Trauerveranstaltung geben, werden ... Gesichter aus Politik, Film und Kultur kommen also.
00:33:03: Was war, weißt du was?
00:33:04: Nein, ich weiß nicht, was da geplant ist.
00:33:08: Ich könnte mir allerdings vorstellen, wenn diese Beerdigung, wenn bekannt ist, wo Rosa beerdigt wird und wann Rosa beerdigt wird, dass da sicherlich sehr, sehr, sehr, sehr viele Menschen auftauchen werden.
00:33:20: Ich
00:33:20: finde es ein bisschen schade, dass unser Kulturstaatsminister, unser sehr konservativer, gar nichts gesagt hat.
00:33:25: Ich habe nichts von ihm gehört, keine Meldung dazu.
00:33:26: Ich finde, Rosa von Braunheim ist eher ein... eine wesentliche, eine Figur, ein Mensch, der so bedeutsam ist für die Nachkriegskultur in Deutschland.
00:33:38: Das, finde ich, hätte man mal als Kulturstaatsminister auf was sagen zu können.
00:33:41: Vielleicht kommt das noch.
00:33:43: Vielleicht
00:33:46: braucht er Zeit, bis die Leute ihm die Reden geschrieben haben, die er dazu halten wird.
00:33:51: Könnte ich mir vorstellen.
00:33:52: Ähm,
00:33:53: zwei nach zu, drei nachzig ist er geworden, ne?
00:33:55: Drei nachzig.
00:33:55: Drei nachzig.
00:33:57: Wenn du auf seinen Leben blickst, auf die zwanzig Jahre, zwanzig Jahre, die du mit ihm verbracht hast, können wir uns Rosa von Braunheim als ein glücklichen Menschen vorstellen.
00:34:06: Ja, ich denke ja.
00:34:08: Ja, also ich habe Rosa und die Zusammenarbeit mit Rosa wie eine Achterbahnfahrt erlebt.
00:34:15: Das lieben ja Leute, Leute lieben ja Achterbahnfahrt.
00:34:17: Das kann irgendwie sehr anstrengend sein, das kann auch ganz frustrierend sein, aber im Grunde genommen... Was eine aufregende Zeit.
00:34:26: Und ich denke, Rosa hat eine ausgesprochen aufregendes Leben geführt, weil es so gegen jegliche Konventionen verstoßen hat.
00:34:34: Ich meine, Rosa wollte alles nur nicht spießig sein und Spießigkeit war für ihn, glaube ich, das Schlimmste auf der Welt.
00:34:43: Und ich habe ihn immer so erlebt und fand es für mein Leben sehr bereicher.
00:34:50: Ich muss ja leider ein bisschen was erzählen.
00:34:52: Dürfen wir einmal sagen, wie alt du bist?
00:34:54: Sechzig.
00:34:54: Du bist
00:34:55: sechzig.
00:34:55: Du bist mit Abstand der älteste Mitarbeiter der Firma PIKOPPII GmbH.
00:34:59: Ja.
00:34:59: Du bist aber auch der Mitarbeiter, der das unspiecieste Leben von uns allen führt.
00:35:03: Du führst eher wie so ein gerade nach Berlin gezogener Gensieler dieses Leben.
00:35:07: Und du beeindruckst uns ja immer wieder damit, wie unspießig dein Leben ist.
00:35:11: Würdest du sagen, das ist was, was man von Rosa von Pornheim auch lernen kann, sei so lange wie möglich nicht spießig?
00:35:18: Sei du selbst.
00:35:19: Das ist das, was ich... was ich von Rosa im Kopf habe, wie ich Rosa erlebt habe und für mich als Prämisse in meinem Leben sehe, mich nicht irgendwie danach zu richten, was andere Leute von mir erwarten, sondern was erwarte ich von mir?
00:35:38: Das ist mir am wichtigsten.
00:35:39: Wie will ich sein?
00:35:40: Wie will ich mich sehen?
00:35:42: Wie will ich rüberkommen?
00:35:44: Und denke mir, so wie ich behandelt werden will, gehe ich auf Menschen zu.
00:35:50: Martin, vielen Dank.
00:35:51: Und ich habe in diesem Gespräch unser erster Podcast, den wir gemeinsam gemacht haben, und unser erstes, längeres, persönliches Gespräch, ja, ich weiß hier geführt,
00:35:57: habe ich
00:35:58: festgestellt, ich bin hoffe, dass das Rentenalter noch weiter nach oben gesetzt wird, weil du musst hier noch lange bleiben.
00:36:04: Und ich will noch viele Filme mit dir machen.
00:36:06: Ja, noch habe ich ja ein paar Jahre.
00:36:07: Noch
00:36:07: hast du ein paar Jahre.
00:36:09: Vielen Dank.
00:36:09: Gerne.